8. Dez. 17 - Tag 20 - IM Z IEL – die Aranui, Adi, Martin, Serge, Hämpe, Urs und Niki... und Sebastian!

Niki.schmidt.warc
Fri 8 Dec 2017 20:57
14:04.500N 60:56.900W

Die Nacht war wieder mal Waschmaschinen oder Schüttelbecher Gefühl. Man altert ungeahnt in diesen Nächten. Und am Morgen dann, stinkts nach Fisch. Min zwei diser Viecher haben den Weg durch die Luken in den Saloon gefunden und stinken dort vor sich hin. Auf dem Deck liegen nochmals etwa 10 Stück. Es reicht nicht für den Grill.

Heute morgen ein letzter wunderschöner Morgen mit leichten Kumulus Wolken und dazwischen einige Gewitterwolken, welche sich noch entladen könnten. Wir hissen schon bald mal den Spinnaker und der Wind nimmt zu. Inzwischen sind es gut 20 Knoten und wir brausen mit bis zu 12 Knoten SOG dahin, aber dann kommts wirklich dick; Auf dem Radar sehen wir die Gewitterzelle hinter uns und die vor uns. Vermutlich reichts nicht ganz, zwischendurch und so kommt es dann auch. Es schäumt draussen und wir nehmen sofort den Gennaker runter. Segeln unter vollem Gross alleine mit 10 Knoten, wunderschön – und dann kommt auch noch der Regen aber richtig. Und 10 Minuten später ist der Wind weg. Windstille....

Um alles verstauen zu können, haben wir in Las Palmas ja alle Luft aus allen Fendern gelassen, und heute morgen haben wir versucht ein entsprechendes Ventil zu finden um diese wieder zu füllen. Trotz einer Vielzahl von Ventilen... keines passt. Wir werden also erst mal mit Flatt-Fender einfahren.

2 Seemeilen vor dem Pigeon Island müssen wir per Funk die Ziellinie aufrufen, dass dann dort sicher jemand ist, und unser ETA angeben (Echo Tango Alpha – oder estimated arrival time).

Und ab dann mit super Wind ins Ziel, wir müssen sogar noch reffen!

Wir haben es also geschafft – 12’54’10 wir sind gerade über die Ziellinie gefahren. 3135 Seemeilen, fast 5500km sind wir in 19 Tagen auf einem Umweg über die Kapverden in die Karibik gesegelt.  Es war ein super Erlebnis für alle – und für alle von uns war es auch das erste mal – auch für die ARANUI. Die Aranui resp. die Xc45 von X-Yachts hat sich bewährt und ich denke die kleinen Probleme gibt es auf jeder Yacht, die so intensiv gebraucht wird. Wir wurden wenn nötig rund um die Uhr von Eugen Munz von X-Yachts betreut und dafür ein grosses Danke.

Eigentlich sind wir aber ein 7ner Team hier an Bord und davon möchte ich an dieser Stelle noch kurz erzählen. Da wäre also noch unser virtuelles Crew Mitglied. Es sitzt irgendwo in Deutschland und hat einen grossen Anteil zu diesem Erfolg mitgetragen. Erfolg sage ich weil wir alle gesund und guten Mutes in der Karibik angekommen sind. Erfolg aber auch, weil wir die Aranui schonen konnten und praktisch ohne materielle Schäden durchgekommen sind im Gegensatz zu vielen anderen Yachten (wenn sie überhaupt durchgekommen sind). Und dann natürlich auch als kleiner Erfolg: 1. In unserer Klasse auch vor den anderen Xc45 Yachten.

Rückblende: Skipperbriefing in Las Palmas im gekühlten grossen Saal, wo der offizielle Metereologe des ARC ein gelangweiltes metereologisches Briefing abgab, etwa so: ‘alle Modellrechnungen zeigen einen direkten Weg nach St. Lucia, es gibt etwa ein Tief dazwischen aber ansonsten relativ problemlos... wer will kann natürlich den Umweg über die Kapverden machen...’. Etwa so hat es für uns und noch viele andere getönt. Websites wurden angegeben, die wir einfach abrufen könnten: die erste die ich aufrief, war seit 2016 nicht mehr in Betrieb. Und die Langeweile, die riesen Erfahrung die immer hervorgehoben wurde und, und.... – das hat mich dann schon etwas stutzig gemacht.

Zurück auf der Aranui, kommt abends um 1800 vor dem Start der erste Wetterbericht von Sebastian Wache, unserem Wetterrouter und Metereologen in Deutschland. Ich werde vermutlich nie vergessen, was im ersten Wetterbericht von Sebastian stand. Nachdem ich mich durch etwa 6 Seiten Details gekämpft habe, dass alle Wettermodelle eine direkte Route vorschlagen und mit Details, wie die zwei Tiefs zu unseren Gunsten zu umfahren sind, steht doch tatsächlich:

 

‘Meine 1. Wahl wäre daher tatsächlich der ZWEITE Routenvorschlag mit Umweg über die Kapverden entgegen allen numerischen Routenoptimierungen’ – ihr werdet dort auch relativ alleine fahren mit wenig anderen Booten...

 

Hmmm... was jetzt? Wir ‘folgten’ Sebastians Rat, weil die Begründung ziemlich einleuchtend ist: Man kann schon direkt nach Westen, aber in dem Fall durch die Stürme und die Flauten -  und die Chance, dass man genau den richtigen optimalsen Kurs zwischen den Tiefs durch findet ist ‘winzig klein’, auch wenn theoretisch vorhanden. Die Wetterkarten, welche ich noch gesehen habe mit den ‘Pfeilen mit 4 grossen Federn gegenan’ (Windstärke 8) wenn man es nicht genau trifft.....

Und den Rest kennt ihr ja: diejenigen die zuerst nach Westen fuhren, hatten grosse Probleme, viele mussten umkehren mit z.T. grossen Materialschäden etc. – und sie kamen nur sehr langsam voran.

 

Also lieber Sebastian Wache von Wetterwelt.de , an dieser Stelle nochmals einen ganz herzlichen Dank an dich für Deine ‘Wache’ über die ARANUI, du warst unser virtuelles 7tes Crewmitglied. Danke für deine enorme und sehr kompetente Hilfe und deine Ratschläge.

 

Und jetzt noch ein letzter aber wahrscheinlich der wichtigste Dank. Er geht an Regula, Anne, Nadine, Valerie, Yvonne und an Dich ganz speziell Sylvia!

 

Für die welche es interessiert, am 6. Januar geht es weiter ab Saint Lucia Richtung Kolumbien – St. Marta. In der Zwischenezeit wünschen wir Euch allen frohe Festtage, einen super Rutsch und viel Glück, Zufriedenheit und vorallem gute Gesundheit im 2018! Wie sagt der Tageschausprecher so schön.... ‘Es hat mich gefreut, dass Sie dabei waren!’