29. Nov. 17 - Tag 11 – Ein ganz flauer Tag und dann... ‘eine uns chöne Sache Malonie....’

Niki.schmidt.warc
Wed 29 Nov 2017 22:49

15:47.600N 035:53.109W

Eine traumhafte Nacht bez. Sicht und Klarheit, aber katastrophal bezüglich Schlaf. So gerüttelt und geschüttelt wurden wir schon lange nicht mehr. Nein, es gibt hier keinen Sturm, aber die kurzen kleinen Wellen halten uns wach, so wach, dass sogar diejenigen die nicht Wache haben im Cockpit erscheinen.

Gegen den Morgen lässt der Wind nach. Wir haben das gestern schon in den Grib Files gesehen (diese geben die Windrichtung und die Windstärke in einem gewissen Seegebiet an und wir können diese Files anfordern und runterladen).

Ein Tiefdruckdurchbruch von Norden sorgt in den nächsten Tage für leichteren Wind, da dieser das Hoch welches den Passat antreibt Richtung Süden drängt. Das heisst für uns ebenfalls, wir müssen wieder weiter Richtung Süden gehen und leider nicht mehr direkt Kurs St. Lucia. Das passt nicht ganz in unser Konzept, weil wir ja nach den Kapverden eher etwas weiter nördlich gefahren sind, um den längeren Weg über den Grosskreis zu vermeiden. Diese Taktik fällt nun ins Wasser.

Mit dem ersten Tageslicht erst mal hoch mit dem Gennaker. Anfänglich geht das ziemlich gut, wir müssen aber bald nochmals 10 Grad anluven, was komplett in die falsche Richtung geht. Nach dem Frühstück ist Segelwechsel angesagt. Der Gennacker kommt runter und auwaia!!!! Das Fall des Gennackers ist bereits nach 3 Stunden Segeln wieder durchgewetzt. Irgendwas ist dort oben nicht richtig mit diesem Führungsring.

Wir kürzen das Fall nochmals und hängen den Parasailer an und ziehen ihn hoch, halsen und segeln jetzt mit Kurs 245 Grad Richtung WSW. Das Fall haben wir am obersten Punkt mit einem Stück Schlauch verstärkt und hoffen jetzt, dass dieser Schlauch einen gewissen Schutz gibt. Ansonsten muss wirklich jemand in den Mast rauf – ein ziemliches Geschaukel im Moment. Wir sind also auf dem neuen Kurs und es schaukelt noch  mehr, weil der Wind jetzt nur noch 10 Knoten beträgt. Wir segeln mit 6 Knoten, die relative Druckdifferenz ist leider nur noch 4 Knoten. Wir kommen überhaupt nicht vorwärts. Es wird ein etwas frustrierender Nachmittag bez. Geschwindigkeit aber dafür haben wir einen wunderschönen Sonnentag; Lesen, Schlafen, Vordeckduschen und bis zum Abend wird sogar der Grill montiert hinten am Heck. Das heisst, das Stück Fleisch welches in der Küche schon wartet, könnte dort grilliert werden, wenn da nicht dieser eine kleine Anschluss fehlen würde.... Ich wühle mich durch meine Reserventeilekiste (das ist der gesamte Bereich unter den Vorschiffskojen...) und finde ein paar Adapter. Da inzwischen die Jassrunde aber gestartet hat, muss der Grill warten. Urs und Serge bringen schlussendlich den Grill tatsächlich zum Laufen nach ein paar abgeschnittenen und wieder neu zusammengesetzten Schläuchen. Die Grillöre können also starten.

Im Ofen richt es nach frischgebackenem Kuchen – Urs sei Dank!

Zurück zum Gennakerfall. Wir nehmen den Parasailer kurz vor Eindunkeln runter um einen Check zu machen bezüglich der Stelle, die durchgeraspelt war. Und siehe da, es sieht nicht ganz so schlimm aus, obwohl der Schlauch total durch ist, aber das war ja der Sinn des Schlauches, so quasi ein Opferschlauch. Aber....und das sehen wir erst jetzt, das Fall ist 7.4 m vom Top durchgeraspelt??? Dort ist das Fall zu 99% der Zeit im Mast drin! Das ist sehr unerfreulich, weil man da ja kaum dazukommt. Da scheint sich nun ein grösseres Problem anzubahnen. Wir schauen auf den Plänen nach, was dort im Mast drin sein könnte; eine vorstehende Schraube, eine Montageschine? Aber nichts, laut Plan hat es dort überhaupt nichts ausser der angeschraubten Mastschiene...

Morgen früh, wenn es hell wird, werden wir das Gennakerfall gegen das Ersatzfall für die Genua auswechseln und in den Mast rauf gehen, um dieses Auge genau zu inspizieren.

Im Moment segeln wir unter ausgebaumter Genua und Gross und hinter dem Gross noch die Fock in die Nacht hinein. Hoffentlich legt der Wind noch ein paar Knoten zu.