6. Jan. 18 - Tag 1 – Start zur Weltumseglung mit Wolken und Gew itter

Niki.schmidt.warc
Sun 7 Jan 2018 04:51

 

14:04.500N 60:56.880W

Zuerst möchte ich Euch allen ein herzlich gutes neues und vor allem gesundes und zufriedenes Jahr wünschen.

Bei mir ist das neue Jahr ziemlich schnell durchgestartet. Ich wollte am 1. Januar in die Karibik abfliegen, aber die Stürme haben mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem unser Flug anulliert wurde, konnten wir zwar alles umbuchen und am 2. Januar dann doch noch nach London fliegen, aber für Rita und Thomas gabs keine Tickets mehr. Nach einer ‘erlebnisreichen’ Nacht im Airport Hilton – das Hotel wurde morgens um 0400 wegen einem falschen Feueralarm evakuiert (wir standen dann eine Stunde in den FlipFlops vor dem Hilton bei 0 Grad) – sind wir dann tatsächlich Richtung Saint Lucia in der Karibik gestartet und dort sicher angekommen.

Die Aranui hat inzwischen einen neuen Unterwasseranstrich bekommen, da Australien vorschreibt, dass ein solcher innerhalb der letzten 12 Monate aufgebracht sein muss, bevor man Australische Gewässer besegelt – ein Witz, aber so ist es.

Zurück im Hafen mussten wir uns erst mal organisieren, da wir nicht mehr soviel Zeit hatten, wie wir eigentlich geplant hatten. Thomas und Rita kamen wegen den Stürmen nämlich erst 2 Tage später an. Aber schliesslich waren alle da und wir haben die Aranui fit fürs nächste Abenteuer gemacht. Unsere nächste Destination liegt in Kolumbien in Santa Marta. Von Saint Lucia bis Santa Marta sind es ca 800 Seemeilen (also etwa 1400 km und 5-6 Tage) Überfahrt.

Am Samstag morgen kaufen wir noch von den Bauern, die hier in der Marina ihre Stände aufgestellt haben, frische Früchte und Gemüse, füllen die Tanks nochmals mit frischem Wasser und geniessen unser letztes Frühstück in der Café Olé Bar (nicht schaukelnd!). Wir, das sind übrigens Markus, Thomas, Rita und ich.

Das Wetter scheint gut zu sein, obwohl ziemlich viel Wind angesagt, ist. Vorallem ist es ziemlich unstetig, was heisst, dass wir mit Böen und und auch mit den gefürchteten Regenböen rechnen müssen. Die nennen sich Squalls.

Wir fahren um 1030 aus dem Hafen hinaus und dann fängt es natürlich gleich an zu regnen. Vor dem Hafen draussen ist die Startlinie und es ist ziemlich eng, vorallem weil es sich ja um einen Steuerbordstart handelt (für nicht Regatteure (ich weiss das Wort gibt es eigentlich nicht – habe da Ende Jahr eine Wette verloren) heisst das, es hat eigentlich niemand Vortritt, besonders weil auch die Regattaregeln nicht gelten, sondern es gelten die Regeln zur Verhütung von Kollisionen auf See – ein interessanter Start). 20 Minuten vor dem Start gibt es vom Markus noch eine Ansprache um Neputn zu begrüssen. Neputun will immer mit einen grossen Schluck Rum begrüsst werden, also machen wir das. Ich konzentriere mich aber eher darauf, nicht in ein anderes Boot zu fahren.

Wir fahren nur unter gerefftem Gross hin- und her und 5 Minuten vor dem Start fahren wir auf die Startlinie zu. Wir sind zu früh, also Wende und Fahrt auf nehmen und nochmals Wenden, abfallen und los – nein immer noch 10 Sekunden zu früh, also Anluven und dann über die Linie. Wir sind die ersten auf der Startlinie und nehmen das als gutes Omen.

Nach dem Start nehmen Wind und Regen zu. Vor uns läuft eine X-50 innerhalb von 20 Minuten zweimal aus dem Ruder: die haben zu viel Segel oben. Wir fahren Richtung SSW Richtung Castries der Küste entlang. Bei Castries gibt es eine Wendeboje und von dort geht es dann mit Kurs ca. 265 Richtung Columbien. Wir dürfen nicht zu weit südlich fahren, da wir Venezuela wegen den politischen und räuberischen Unruhen eher weiträumig umfahren wollen. Der Wind hat sich bei 14-16 Knoten eingependelt und wir fahren unter ausgerefften Gross und augebaumter Genua Richtung Westen.

Hier noch eine kurze ‘Anektote’ für die Atlantiküberquerer beim ARC. Beim Ausbaumen der Genua liegt beim inneren Vorstag dorch tatsächlich ein Bolzen von einem Schäkel auf dem Deck. Solch ein  Bolzen ist immer sehr beängstigend, weil man ihn zwar gefunden hat, aber die grosse Frage bleibt, wo fehlt er. Erster Blick ist immer nach oben in den Mast (obwohl man da sicher nichts sieht weil das ja viel zu weit weg ist). Mein Blick fällt dann auf die Fock, wo diese mit einem Schäkel mit der Rolle der Rollfock verbunden ist und siehe da, da fehlt der  Bolzen und Fock hält eigentlich nur noch, weil sie eingerollt ist. Soviel zum ‘Bitte geht mal durch auf Deck und zieht alle Schäkel und Schrauben nach......’!

Zum Nachtessen gibts Penne mit Auberginen, aber erst zur Vorspeise Tomatensalat. Diese Crew scheint nicht ganz so Fleisch-affin zu sein wie die letzte. Um 1800 ist es wieder stockdunkel, ohne Mond.

Und jetzt hat sich der Wind bei 10 Knoten eingependelt... üble Sache. Es schaukelt von links nach rechts und von rechts nach links, es knirscht und knarrt im Gebälk – vermutlich eher im Polyester - und trotzdem machen wir nur noch 5 Knoten Fahrt, der Wind platt von hinten. Um uns herum liegt das ganze Feld zum Greifen nah, zumindest auf dem Kartenplotter (die AIS Signale). Wir sehen viele Lichter, obwohl die Boote ein paar Meilen auseinanderliegen. Es ist jetzt bald 1 Uhr morgens und alle Wetterberichte scheinen etwas daneben zu liegen. Wir hatten heute Nachmittag zwar mal 25 Knoten Wind, aber das war von sehr kurzer Dauer, vielleicht mal eine halbe Stunde.

Leider funktioniert das Ipad nicht mehr (es sollte ja den Kartenplotter im Cockpit spiegeln), seit ich gestern das Kartenupdate gemacht habe.... Aber eben, erst auf See kommt dann irgendwann die Message, dass die neuen Karten auch ein update des Ipad App benötigen.

Logbuch nachführen, und alle 10 Minuten ein Blick nach draussen und so fährt die Aranui in durch die Nacht. Noch einen Teigg kneten und dann ist meine Schicht schon wieder vorbei. Gute Nacht!