2. Dez. 17 - Tag 14 – Die 2000-M eilen-Marke geknackt!

Niki.schmidt.warc
Sat 2 Dec 2017 21:43

13:51.130N 043:30.900W – GB Urs

Es ist 13.55h und ich beginne (natürlich nach meiner Kohlkopfwache-sprich Schläferstündchen (nicht zu verwechseln mit dem Schäferstündchen (wie auch?)) mit dem Blog....und upps...der Kamm einer riesigen Welle schiesst durchs Steuerbordluk und landet auf PC- und Kartentisch. Ich springe eilig auf, schliesse das Luk und trockne das Meerwasser mit Kitchentape auf. Nochmals glimpflich ausgegangen. Die Aranui tanzt weiter, fröhlich gezogen mit dem Parasailer, über die Wellen Richtung Westen.

Niki und Hämpe richten das Nachmittagsplättli mit Chorizo, Heublumentrockenfleisch, Gürkli und Oliven mit dem Resten des heute morgen gebackenen Brotes. Dazu Bier...as usual. Im Anschluss gibt mir Martin eine Lektion im Steuern des Parasailers, was mir erstaunlich gut gelingt, und das als der einzige nicht Segelprofi an Bord.

Zurück zu 09.07h heute Morgen, W42°08/N14°18: Wir knacken die 2000-Meilen-Marke und stossen mit einem frisch gemachten Yogurt (schliesslich wurde noch nicht gefrühstückt) auf dieses Ereignis an.

«Noch» liegt die Mar-Jolie (die Halberg Rassey mit holländischer Crew) ca. 10 sm oberhalb uns. Das Rennfieber lodert wieder auf und wir setzen den Parasailer....danach gibt es Konfibrote, Kaffee und Tee.

An diesem neuen schönen Dezembertag liegt die Temparatur bereits jetzt bei 33.5° und 65 % Luftfeuchtigkeit. Vielleicht spüren wir schon die Karibik? Auf jeden Fall schlafe ich nachts nur noch in der Unterhose und bin jetzt tatsächlich bereit mich von meiner in Lissabon gekauften Steppdecke zu trennen. Hier sei für den partiellen Leser erklärt, dass Niki diese Steppdecke oberhässlich findet und sie bereits in Las Palmas von Bord haben wollte, aber schliesslich nehme prinzipiel nie einen Schlafsack auf ein Schiff mit (weil ich nur in warmen Gefilden segeln gehe) und zweitens leistete diese 2.5x2.5m grosse und pinke 100% Kunstfaserdecke wirklich gute Dienste. Anyway....jetzt bin ich bereit mich von ihr zu trennen, aber wohin damit? 100% Kunststoff darf nicht über Bord geworfen werden....

Noch was zum Bordleben: neben Schlafen, Kochen, Essen und Trinken, wird auch noch gejasst, gelesen, Musik gehört (Züri West, Jovanotti, Patent Ochsner), gefischt (mit Teilerfolg), gewaschen, geputzt und geflickt....Niki ist mittlerweile der Schaolin im Nähen von Schoten und Fallen!

Das Meer ist herrlich blau und zwischendurch gesprängt mit grüngelblichem Seetang. Durch diesen Meeressalat, der manchmal in ganzen Teppichen im Meer treibt, kämpft sich die Aranui tapfer. Nur der Hydrogenerator hat keine Freude daran, hängt doch immer wieder so eine Perrücke in seinem Propeller und dann vibriert das ganze Boot. Aus diesem Grund und auch weil das Schot zum Fixiren des Generators durchgescheuert ist, beschliessen wir ihn aus dem Meer zu hieven und auf die zusätzlich gelieferte Energie zu verzichten. Dafür muss jetzt der normale Bordgenerator 2x laufen pro Tag um die Batterien zu laden. Den meisten Strom brauchen wir für die Kühltruhe und den Kühlschrank. Auch der Autopilot macht einen guten Anteil am Stromverbrauch aus. Aber den zollen wir ihm gerne, ist der doch das einzige Mitglied der Segelgemeinschaft, dass immer 24/7 im Dienst und dazu nicht mal gewerkschaftlich organisiert ist.

So nimmt auch dieser Tag seinen schönen Lauf. Martin holt gerade seine 4Uhr Gummibärli-Ration. Das Hackfleich für das Abendessen taut langsam auf (es gibt Hörndli ond Ghackets), Adi und Serge (Wachgruppe 2) schlafen in ihren Kojen, Hämpe, Niki und Martin sind auf der Brücke und ich schreibe hier ein paar Zeilen in den PC auf dem Kartentisch. Die Sonne scheint heiss und die Aranui pflügt sich durch den Atlantik. Das Adventtürchen Nummer zwei wurde auch gefunden und die Stecke zu Saint Lucia verkürzt sich laufend.....ob wir wohl je wieder in ein «normals» Leben zurück finden? Anyway...unsere schönen Frauen (und an dieser Stelle ein Kränzchen für die tollerantesten und grosszügisten Seglerfrauen in der nördlichen Hemisphäre) werden uns sicher beistehen den Tritt wieder zu finden. Ich auf jeden Fall, freue mich heute schon sehr auf den Beistand meiner Amour in dieser Sache....und darauf trinken wir (zumindest Serge und ich jeden Abend) einen schönen Schnaps! Cheers! Auf unsere Frauen!!

Und beim Einnachten, kommt dann der Parasailer wieder runter, aber über diese Übung halten wir Stillschweigen....