1. Dez. 17 - Tag 13 – Eine unruh ige Nacht....................... .........

Niki.schmidt.warc
Fri 1 Dec 2017 21:25

14:05.780N 040:33.610W

Das war eine sehr unruhige Nacht. Ich glaube die meisten haben kaum geschlafen.

Wir sind in der Dämmerung noch unter Parasailer und 2. Reff im Gross in die Nacht hineingefahren. Die Aranui zeigte sich von ihrer besten Seite, 8-9 Knoten und ab und zu auch etwas mehr als 10. Der Wind hat zugenommen und wir preschen Richtung unserem ‘Waypoint’. Das ist vorläufig die letzte virtuelle Marke, die es zu runden gibt, damit wir sicher genügend südlich sind um definitiv im Passat drin zu bleiben. Es ist dunkel, aber ‘der Mond schien helle’ und es ist gewaltig, wie diese 16 Tonnen Schiff durchs Wasser geschoben werden. Ich denke ein paar Mal dran, dass wir eigentlich den Parasailer runter nehmen sollten. Die Windansage ist stetig und vor allem nicht steigend. Also noch etwas weiter auf diesem Höllenritt. Irgendwann beschliesse ich, dass wir den Parasailer bei der nächsten Wachtübergabe runternehmen werden (dann sind wir kurzfristig automatisch zu viert auf Deck), das ist etwa in 40’. Aber Adi kommt mir zuvor, plötzlich steht er im Cockpit ausgerüstet mit Schwimmweste ‘Es ist hoffnungslos bei diesem Lärm und diesen Schiffsbewegungen auch nur ein Auge zu zutun, wir nehmen ihn runter!’. Bei uns kann jeder und jederzeit entscheiden die Segel zu reffen. Bald schon sind fast alle wach und mit Schwimmwesten auf Deck, einer liegt noch bei den Kabisköpfen und findet dort seinen Schlaf des Gerechten 😊.

Adi und Hämpe und bald auch mal Serge sind auf dem Vordeck und versuchten den Schlauch , welcher oben im Masttop hängt, über den Parasailer zu ziehen. Mit aller Kraft bringen sie ihn schliesslich runter. Damit ist der grösste Druck im Segel weg. Jetzt müssen wir einfach schauen, dass das gute Ding nicht im Wasser landet bei diesem Wellengang. Nach fast 40 Minuten ist der Parasailer verstaut, das gereffte Gross und die Genua wieder im Einsatz, der blutige kleine Finger von Adi verarztet und es geht ‘gemächlicher’ weiter. Für mich ist mit diesem Manöver und mit sehr guten Seglern an Bord einmal mehr klar geworden, dass der Parasailer nicht gemacht ist für eine kleine  respektive unerfahrene Crew!! Wie der Witz hier so geht: Einen Parasailer nimmt man ja auch nicht runter, da funkt man dem Hafenmeister vor der nächsten Destination und fragt um Hilfe....!

Immer noch geht es mit 7-9 Knoten durch die Nacht, leider etwas in die falsche Richtung. Wir sollten 20-30 Grad mehr südlich fahren. Sobald sich die Dämmerung zeigt, setzten Hämpe und ich die übliche Standard Passatbeseglung. Genua auf die Luvseite, Fock und Gross auf die Leeseite (Schmetterlingstellung) und weiter gehts, genau in die Richtung wie gewünscht. Noch ca 5 h, dann sind wir an der immaginären Boje. Irgendwie denke ich immer, die liegt kurz vor St. Lucia – noch einmal rum und dann... (und dann sehe ich auf der Karte wieder, dass es noch etwa.... 1200 Seemeilen geht).

Die Sonne kommt und schon um 1000 ist es fast wieder unerträglich heiss. Nachts kühlt es zwar etwas ab und man hat zumindest nicht die direkte Sonneneinstrahlung, aber wir sind jetzt soweit, dass die Müesliriegel im Gefrierer landen (weil die Schokolade schmilzt) und die Schoggiguezli eigentlich eher Biscuits mit Schokoladencreme sind. Nachts segelt man im T-Shirt und Shorts.

Der Tag wird wieder sehr geruhsam, ausser einem hektischen Parasailer setzten.... warum weiss eigentlich niemand, aber so kommt es manchmal. Nach diesem 20 Minuten Manöver sind wir alle komplett schweissgebadet und nass.

Wir essen meist nur noch ein Plättchen mit Käse oder Schinken zum Mittagessen, um den Kalorien etwas Einhalt zu gebieten. Dafür ist dann das Nachtessen etwas früher. Heute gibt es Kartoffelsalat und Schinkli, resp. aus dem Kartoffelsalat wird dann ein ‘was noch alles halbfrisches an Bord ist’ Salat; Randen, Kartoffeln, Stangenselerie, Blaukohl, Zwiebeln.

Heute werden wir den Parasailer vor der Dunkelheit bergen und wieder mit Schmetterlingstellung Richtung St. Lucia fahren. Wenn es so weitergeht, sind wir in 7-8 Tagen dort. Es scheint, wie wenn der Passat nur durchziehen würde, was natürlich sehr erfreulich wäre.

Heute ist übrigens wieder Bunter Abend bei uns – es gibt Brownis und Schnäppse...

Advent – Advent – die erste Kerze brennt! Urs hat an alle Türen und Türchen Zettel mit einer Nummer montiert, wir sind gespannt was wir dort noch vorfinden werden. Die 1 war auf der Toilettentür??

Und nun rein in die Nacht. Wir ziehen hinter uns einen silbernen Schweif her der zum Mond zeigt. Vor uns ist es eher pechschwarz.