ARANUI - Testtörn im Klwinwn Belt

Niki.schmidt.warc
Tue 2 May 2017 20:15

55:02.488 N 9:41.942E

Es ist schon eine Weile her, seit dem letzten Eintrag, das heisst aber nicht, dass nichts lief hier in Dänemark. Wir hatten alle Hände voll zu tun und wie es so geht, je weniger Zeit man hat, desto mehr Einzelheiten kommen zum Vorschein, welche noch geklärt oder eben leider, repariert werden müssen. Der Teufel liegt im Detail und noch so manche Liste, welche hier oder von mir im Voraus gemacht wurde, und x-mal revidiert wurde hilft dabei. Am Schluss müssen eben Prioritäten gesetzt werden weil irgendwann muss es losgehen.

Und so sind wir dann – Pädi, Martin, Marianne und ich - am Samstag nach unserer ersten Nacht auf der ARANUI, am Morgen bei eiskaltem Wetter losgefahren. Zum Glück gibt es eine Heizung auf dem Boot – ansonsten würde die Temperatur so ziemlich gegen den Gefrierpunkt sinken – was übrigens weder der Kühlschrank noch die Gefriertrue macht – aber beide laufen Tag und Nacht ohne Unterbruch und machen Lärm (ein weiteres TODO). Wir sind alle ausgerüstet mit Handschuhen, Mützen, Jacken und sehen eigentlich eher aus wie Polarforscher.

Es geht raus aus dem Haderslev Fjord durch wunderschöne Landschaften mit einzigartigen alten Landhäusern die auf kleinen Wiesen oder Wäldchen mit eigener Sauna am Ufer des Fjords stehen.

Als wir aus dem Fjord herauskommen, weht ein leichter Wind und wir hissen die Segel in der Hoffnung, dass der Wind zunimmt. Wir fallen ab Richtung Süden, angeln uns an den letzten Bojen und Spieren vorbei und... dann ist auch der letzte Wind weg. Dafür ist es kalt und die Sonne scheint nicht! Nach kurzer Beratung stellen wir den eisernen Gustav an (Motor) und fahren ca. eine Stunde Richtung Helenaes Bucht. Dort ankern wir zum ersten Mal. Der Anker hält wunderbar im sandigen Schlick und jetzt, wo wir vor Anker liegen, dreht der Wind auf. Da wir schon relativ früh in der Bucht sind und noch viele kleine Arbeiten anstehen, nutzen wir diese Zeit. Ich bin natürlich überglücklich zwei Top-Mechaniker an Bord zu haben – das ist wie ein kleiner Traum. Pädi und Martin arbeiten vor sich hin und arbeiten meine Listen ab. Marianne stellt sich zur Verfügung den hungrigen Mägen Abhilfe zu schaffen – und zaubert aus ‘nicht viel’ ein wunderbares Nachtessen.

Nachts um 0030 funktioniert dann sogar der Gefrierschrank und der Kühlschrank wieder, nachdem der Borddurchlass von irgendwelchem Papier gereinigt wurde, welches die Werft im Borddurchlass drinn vergessen hat rauszunehmen. Den Wassermacher bringen wir nicht zum Funktionieren – später finden wir dann raus, dass dieser erst ab 13 Grad funktionieren kann – und soweit bezüglich Wassertemperatur sind wir hier oben in Dänemark noch nicht. Das Schlauchboot und der Aussenborder wurden eingeweiht und nach der kurzen Testfahrt ist auch klar, warum literweise Wasser reinströmt; die Dinghi Crew hat vergessen eine Schraube reinzudrehen, welche zwei Rumpfteile zusammenhält und somit abdichtet. Am Sonntag morgen sieht es bezüglich Wind besser aus. Der Morgen begrüsst uns mit einem steifen Ostwind, in der Bucht natürlich noch wellenlos. Nachdem alle geduscht und gefrühstückt haben, geht es los, heute mit Schwimmwesten und Lifelines. Sobald wir aus der Bucht und aus der Abdeckung raus sind setzen wir das Grosssegel mit dem 1. Reff und die Fock – und dann drückt es uns schon zum erstem mal so richtig runter. Etwa alle 30 Minuten ertönt ein Alarm, welcher uns mitteilt, dass es Wasser in der Bilge (tiefster Punkt im Schiff) hat, aber der hört nach 5 Sekunden wieder auf. Nach 10 Minuten trimmen, geht es dann zügig vorwärts mit 7 Knoten an der Kreuz (gegen den Wind). Wir segeln Richtung Süden und geniessen einen wundervollen Segeltag mit viel Wind und Wellen, manchmal schönem Sonnenschein aber nach wie vor eiskalt. Die ARANUI läuft auf allen Kursen wunderbar und verhält sich auch in den Wellen gut. Trotz Lage (Krängung) und vielen Wellen gibt es zum Mittagessen ein Plättli (Salami, Käse und Brot) serviert von Marianne, die übrigens auch die glorreiche Idee hat, mal in den Toiletten nachzuschauen, ob da kein Wasser reinläuft.

Hmmm.... das Lavabo ist gefüllt mit Wasser welches sich natürlich bereits am Boden breitgemacht hat - Toilettenpapier nass.... Ok, steile Lernkurve ist angesagt; Die Seeventile (wo Wasser vom Meer reinkommen kann oder wo es rausläuft) müssen doch alle geschlossen werden. Das ist etwas, was, bei gewissen Booten notwendig ist, und bei anderen nicht (auf jeden Fall nicht bei diesen Verhältnissen).

Abends sind wir in einer Bucht westlich der Insel Aas, welche wir durch einen ausgebaggerten Kanal von 3 m Tiefe und 5 m Breite erreichen. Hier ist sehr vorsichtiges und genaues Navigieren angesagt. Wir ankern auf 5m Wassertiefe wiederum auf gutem Grund. Es bläst auch hier mit 4-5 Windstärken und die ARANUI schwojt um den Anker rum – das könnte eine etwas unruhige Nacht geben. Wir stellen auf jeden Fall den Ankeralarm (der funktioniert über ein GPS, welches Positionsabweichungen registriert).

Auch heute sind wieder alle beschäftigt mit Einrichten, checken und montieren. Zum Beispiel müssen wir unsere Bakterienkulturen im Enteron Tank für die Biokläranlage züchten – jeden Tag ein neues Päckchen Bakterien nachfüllen. Die Anlage braucht 2-3 Wochen, bis sie ‘selbständig’ ist. Päddi kümmert sich nochmals um den Wassermacher und Martin und ich um die Lagerung des Sturmankers (Jordan Anker) und des Hydrogenerators in der Backskiste. Heute hat sich Mariannes Tür zu ihrer Koje ‘automatisch’ von innen verschlossen!! obwohl sie draussen war und sie hat dann sehr schnell ein Nachtessen gegen einen Türöffnungsservice versprochen (die Tür ist wieder offen und Marianne hat wieder ein super Essen hervorgezaubert – das heisst übrigens nicht, dass Frauen hier immer Kochen müssen, ich wollte dies doch noch klarstellen!). Danach war noch der Preventer an der Reihe (damit auch auf achterlichen Kursen niemandem der Grossbaum um den Kopf fliegt), aber da fehlt uns das Material um diese Vorrichtung wirklich funktionsfähig zu montieren. Nach Martin’s Instruktion, weiss ich jetzt, wie wir das machen werden und werde die entsprechenden Schoten und Rollen nächste Woche besorgen. Noch Brot backen und dann ist wieder mal Zeit für in die Koje – hoffentlich nimmt der Wind nicht zu (schon wieder 2350)!

Bilder gehen aus dieser Bucht leider keine raus... bis morgen oder übermorgen!

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