24. Nov. 17 – Tag 6 – Noch 80 Me ilen, bis der Wind kommt.... hof fentlich

Niki.schmidt.warc
Sat 25 Nov 2017 10:26

16:45.012N 021:28.057W

Wie es so ist, Regeln sind zum Brechen da. Gestern Abend, kurz nach dem Schicken des Blogs entbrannte die Diskussion, warum eigentlich nicht den Gennacker (grosses ballonartiges Vorsegel) Nachts bei guten Bedingungen stehen lassen. Hmmm, es wäre schon verlockend, ohne Gennacker werden wir nämlich nur mit 2-3 Knoten dahindümpeln, und darauf hat wirklich niemand Lust. Wir behalten den Gennacker also mal oben auch nach Einburch der Dunkelheit. Und dann berät der ‘Rat der Erfahrensten auf dem Boot’, davon gibt es 6, wie es weitergehen soll. Wir beschliessen, den Gennaker oben zu lassen solange der Wind nicht über 15 Knoten weht. Und damit rauschen wir durch die stockdunkle Nacht (heute ist es bewölkt), der hauptsächlich weisse Gennaker strahlend hell beleuchtet vom Spreader Licht. Wir beobachten die Squalls (das sind die Gewitterböen) natürlich sehr genau. Diese wären für den Gennaker etwas verherend, weil diese innert Minuten mit viel mehr Wind mit einem völlig anderen Windwinkel plötzlich einfallen. Die Squalls kann man auf modernen Radargeräten sehr gut erkennen, da diese meist mit Regen kommen und somit eine Regenwolke auf dem Bildschirm angezeigt wird.

Und wirklich, er steht und zieht uns die ganze Nacht ohne grosse Probleme in Richtung der Kapverden. Zwei fliegende Fische und sogar ein Calamar haben sich bei uns aufs Deck verirrt. Die Fische konnte wir retten, der Calamar war leider schon tot. Zwischendurch zischen ein paar Delfine neben die Aranui und schwimmen ein paar Sekunden parallel mit. Sie hinterlassen eine unglaubliche Spur von fluoreszierendem Wasser. Es scheint, wie wenn sie Gefallen am Licht gefunden haben.

Am Morgen backen wir wieder Brot mit dunklem Mehl, aber auch dieses ist ein wenig ein Misserfolg (nach gestern) – das liegt natürlich nicht am Bäcker. Es ist ziemlich tangig und etwas zu kompakt. Zusätzlich haben wir ja versucht Salzwasser als Salzersatz zu verwenden, aber nun ist klar ½ Salzwasser und ½ Süsswasser wäre optimaler gewesen. Ab morgen gibt es wieder Weissmehl.

Wir sind immer noch unter Gennaker aber relativ langsam und somit wäre es wieder mal Zeit zum Putzen, Duschen, Küche aufräumen und was sonst noch so alles anliegt. Z.B. sollten wir das Gennakerfall neu abbinden, da sich das Ende auseinandergezottelt hat. Wir nemen den Gennaker runter und werfen den Motor an. Was für ein Schreck! Das Gennakerfall ist fast bis zur Hälfte zerrissen. Es muss irgendwo durchgescheuert sein, aber wo, rauszufinden in dieser schwabeligen See ist nicht gerade ein Highlight für den, der in den Mast rauf muss.

Wir werfen den Motor wieder an und fahren mit direktem Kurs 255 Richtung Kapverden, wo wir zwischen Sal und Boavista durchfahren wollen, natürlich genügend nahe, um vielleicht sogar einen Natelempfang zu bekommen....

Da wir eigentlich morgen Nachmittag Wind erwarten, müssen wir noch das Spinnaker Hoch-und Niederholersystem definieren und klarieren. Hier müssen  noch ein paar Spleisse und Schoten fixiert werden. Und das muss noch VOR dem Bunten Abend geschehen, weil heute ist Bunter Abend oragnisiert von Urs! (Program noch nicht definiert, Essen halb definiert, Produktionen und Verkleidung noch ausstehend). Nach dem Bunden Abend, wir wohl nicht mehr viel laufen.

Beim ersten G&T mit Plättchen ruft plötzlich jemand - Wale! Und tatsächlich kommt uns eine Walherde entgegen. Sie ziehen dahin mit einer unglaublichen Ruhe und Eleganz. Ganz langsam ziehen sie im Abstand von etwa 50-100m vorbei an uns – auf und ab. Vermutlich sind es Grindwale, aber leider haben wir kein Nachschlagewerk dafür.

Heute Nachmittag beisst doch tatsächlich nochmals ein Fisch an, ein Maimai, diesmal können wir ihn halten und er reisst sich nicht wieder los. Die Kühltruhe ist wieder 2.5 kg schwerer...

Das Klima ändert sich. Es ist sehr warm und wir sitzten auch nachts noch im T-Shirt draussen. Der Himmel ist zwar bewölkt, es hat angefangen leicht zu regnen. Die Wassertemperatur ist 28 Grad.

Urs verwöhnt uns mit einem Filet, eingelegt in Rum, Rohrzucker, Ingwer und Knoblauch mit Aceto Kartoffeln. Zum Dessert noch ein selbstgebackener Kuchen. Jetzt sind wir am Abwaschen, Blog schreiben, Deck aufräumen für die Nacht, letzter Angelversuch und Vorbereiten für die Nacht.

Und.... irgendeiner greift routinemässig mit geübter Hand hinter eines der Kissen in eine der Vorratskisten und – wieder muss ein TWIX dran glauben. Es wundert mich überhaupt, dass es noch welche hat.

Es ist stockdunkel und wunderschön und wir gleiten mit 5.5 Knoten dahin, Richtung Kapverden.