23. Nov. 17 – Tag 5 – Endlich de r ersehnte Wind!

Niki.schmidt.warc
Thu 23 Nov 2017 19:19

17:58.172N 018:55.708W

Erstmal entschuldige ich mich für den Mix-up mit den Daten....

Heute morgen aufgewacht und um 0300 ein riesen Lärm auf Deck. Da trampelt mir jemand auf dem Kopf rum. Das muss Martin sein, der auf dem Vorschiff hantiert. Der Wind ist zurück und die Genua wird ausgebaumt, da der Wind gerade von hinten kommt. Also Gross auf Steuerbord und die Genua mit dem Gennakerbaum auf Backbord. Die Geschwindigkeit nimmt sofort zu und das tut ebenfalls der Wind. Es wird leise im Schiff, der Motor ist weg und man hört das Plätschern der Wellen, die auf dem Rumpf aufschlagen, ein schönes Geräusch nach den Motormeilen.

Um 6 übernehmen Hämpe und ich. Der Wind dreht und schon bald müssen wir die Genua wieder auf den anderen Bug nehmen. Wir sind mit 7 Knoten unterwegs. Langsam fängt es an zu dämmern und schon bald ist genügend Licht vorhanden, dass wir auch den Gennaker setzten können. Aus Sicherheitsgründen haben wir vereinbart, dass wir den Gennaker nachts nicht setzten; erstens weil die Manöver auf dem Boot nachts auf dem Vorschiff sicher nicht ganz ohne sind und die Gefahr des Zerreissens doch relativ gross ist. Habe soeben gelesen, dass man hier nicht erwarten soll, dass einem die Search and Rescue Einheiten von den Kap Verden zu Hilfe kommen werden, die haben weder ein Rettungsboot, noch einen Helikopter. Und es ist sehr einsam hier. Wir sehen praktisch keine anderen Boote. Rechts von uns gibt es noch ein ARC Boot, das vermutlich den gleichen Wetterrouter hat wie wir, aber die sind nicht so gesprächig und kaum über Funk ansprechbar. Heute ist die Lilith, unser Nachbar, auf einmal vom AIS Tracker verschwunden (mit diesem Gerät sehen wir, wo unsere Nachbarn sind aber auch, wo uns Nachts ein Tanker entgegenkommt), was einem etwas beunruhigt. Wir haben versucht sie per UKW Funk, per DSC, per Kurzwelle anzurufen, aber keine Antwort erhalten. Nach einer Stunde war sie wieder da...

Also der Gennaker steht und wir rauschen wieder Richtung Süden. Unglaublich schöne Momente die wir hier erleben dürfen. Bald gibt es Frühstück, heute mit glutenfreiem Brot – auf jeden Fall macht es den Eindruck, dass ich hier beim Einkaufen Buchweizen erwischt habe – das kommt eben davon, dass ich immer noch kein Spanisch gelernt habe. Wir frühstücken bei Sonnenschein und bester Laune, es kann ja nur gut kommen mit so einem super Wind.

Am Mittag in der Funkrunde höre ich von all den Booten, die mit 2-4 Knoten vorwärts schleichen und die weiter westlich sind, aber auch weiter nördlich. Bei vielen ist die Stimmung offenbar nicht so gut, weil kein Wind da ist und vermutlich auch, weil ihnen noch ein Sturmtief bevorsteht mit Westwind (d.h. Wind gegenan) und nach dem Tief dann natürlich wieder die obligate Flaute. Im Moment sind wir im Ranking weit hinten, aber wir sind vermutlich in einer viel besseren Position, da wir jetzt sehr nahe an den Passatwinden sind – und wenn wir da mal drinn sind – dann gehts erst richtig los Richtung Westen. So malt man sich das natürlich immer für die eigene Position zurecht, aber wie immer zählt erst, wenn man püber der Ziellinie ist....

Übrigens hat heute zweimal ein Fisch angebissen, leider aber haben wir den wieder verloren, da die Geschwindigkeit so hoch war, dass wir ihn gar nicht reinnehmen konnte, resp. die Angelschnur nicht einrollen konnten, und dann hat er sich wieder losgerissen.

Zum Zmittag gibt es Couscous mit Gemüse und Früchen (Frischverwertung). Es wird viel geschwatzt, gelacht und leider auch zuviel gegessen. Mit dem Alkoholkonsum sind wir aber weit hinter der Vorhersage nach! Wirklich war. Es ist fast beängstigend...

Morgen ist ‘Bunter Abend’ an Bord, Urs ist der Organisatior, aber ein Programm gibt es noch nicht – eigentlich weiss auch noch niemand, was das eigentlich so sein könnte. Dafür ist das Rindsfilet bereits im Rum, Rohrzucker, Knoblauch und Ingwer eingelegt und ruht im Moment min. 24h hinten in der Backskiste.

Vor einer Stunde haben wir nach West-Süd-West abgedreht mit dem direktem Ziel zwischen den Kapverdischen Inseln durchzufahren, damit wir dort vielleicht noch von einem Düseneffekt profitieren können. Vor uns ein wunderschöner Sonnenuntergang (wie jeden Abend...).

Serge ist am Kochen. Heute gibt es Kalbsplätzli Milanese mit Ratatouille. Aus linienbewussten Gründen wird auf die Kohlenhydrate verzichtet, oder wir nehmen die heute flüssig auf. Trotz Salzmangel, können wir nicht übers Essen klagen 😊.

In dem Moment kreuzt uns eine riesige Delphinschule, die schwimmend und springend in den Abend hineintaucht. Und der Wind, der gerade wieder etwas abnimmt...

Essen und dann bald mal Sonnenuntergang.

 

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