24. Nov. 17 – Tag 4 – Ein wenig Wind und immer weiter südwärts

Niki.schmidt.warc
Wed 22 Nov 2017 22:01

20:09.690N 019:02.900W

Heute morgen um 6 übernehmen Hämpe und ich die Wache von Martin und Urs. Es ist relativ warm, aber immer noch nass am Morgen. Der Sternenhimmel über uns fängt langsam an hell zu werden. Wir segeln gemütlich mit halbem Wind und etwa 5 Knoten mit Kurs 210 Grad. Sobald es hell wird, setzen wir den Gennaker (grosses Leichtwindsegel wenn der Wind von der Seite kommt) und segeln mit halbem Wind  und 6-7 Knoten weiter. Es ist ein wunderschöner Morgen mit genügend Wind und einer herrlichen Stimmung. Und während wir so aufs Meer hinausschauen (etwas anderes sieht man hier ja nicht) zieht plötzlich eine Schule Delphine vorbei und beginnt vor unserem Bug mit der Aranui zu spielen. Es sind wunderschöne, kleine Delphine die Springen, Tauchen und blitzschnell im rechten Winkel abzweigen um dann umso schneller wieder auf die Aranui zuzuschiessen - Jedes mal von Neuem wieder ein unglaubliches Schauspiel.

Es gibt Müesli, Schinken und Spiegeleier und schon bald sind alle beim Frühstück. Frühstück ist auch die Zeit, wo der Skipper die Listen ankündigt, welche so beliebt sind... Listen mit Aufgaben natürlich. Ich habe heute morgen früh gesehen, dass das Fall des Gennackers etwas angescheuert ist, ebenfalls der Tack, das ist die Stelle wo der Gennaker vorne am Schiff angemacht ist; der scheuert am Anker.

Gleichzeitig ist es langsam Zeit eine Putzrunde einzulegen, alle Rollen, Knöpfe und Beschläge zu überprüfen und den Solarlader noch richtig zu programmieren. Es gibt also für alle etwas zu tun... Wie wir dann feststellen, muss der Solarregler warten bis in die Karibik, weil wir die Programme nicht haben, ihn zu programmieren – Pech!

Und da alle so hart gearbeitet haben, ist es bald Zeit fürs Essen. Hämpe ist heute der Koch und es gibt eine Portion Spaghetti Bolo.

Am Mittag in der Funkrunde auf Kurzwellenfunk erfahren wir etwas mehr von den anderen Booten: wer seinen Spinnakerbaum gebrochen hat und wer welche Fische gefangen hat, wie das Wetter auf den verschiedenen Positionen aussieht und wie schnell die Boote vorwärts kommen. Bei uns intern heisst das jetzt; Niki ist am ‘Facebook lose’ (ohne Bilder) – es quietscht und zirpt und man muss gut hinhören, wenn man die anderen verstehen will.

Nach dem Mittag ist dann auch zum ersten Mal die Toilette verstopft, aber wir haben ja bereits Erfahrung mit solchen Dingen auf der Aranui und schon bald läuft sie wieder.

So gegen 1400 ist es vorbei mit dem Wind. Wir sind gespannt, was uns das Wetter für heute für eine Überraschung  bereithält. Wir haben jemanden, der uns auf dem Tracker verfolgt und uns empfiehlt, wo wir durchfahren sollen bezüglich Wind und Wetter – der Sebstian, ein Meterologe von Wetterwelt.

Interessant ist, dass bei dieser ARC viele Boote solch einen Wetterservice haben und die konkurrieren natürlich miteinander, wer seine Boote am Besten berät. Ursprünglich war ja die grosse Frage, sofort Richtung Westen zu fahren oder eben erst Richtung Süden um schneller in die Passatwinde zu kommen. Wer nach Westen fuhr, war erst mal in einem Sturm mit Gegenwind (soweit wir das mitbekommen haben) und heute in der Funkrunde am Mittag sassen alle ziemlich in der Flaute. Wir haben das Gefühl, dass wir eine gute Route gewählt haben, auch wenn wir natürlich im Moment etwas viel Motoren müssen; aber die Passatwinde locken. Leider scheint es aber, dass auch diese Winde dieses Jahr anders sind als andere Jahre. Der Passat fängt erst viel weiter südlich an richtig zu ziehen; südlich von den Cap Verden. Das ist sehr aussergewöhnlich.

Auf jeden Fall, müssen wir weiter nach Süden und ja nicht nach Westen. Wir drehen also ab auf Kurs 180 Grad, der Afrikanischen Küste nach, zu der wir doch einen respektablen Abstand von ca 200 km haben. Sicherheitstechnisch denke ich ist dieser Abstand genügend gross (auch vor den bösen Buben).

Es  gibt hier unten immer weniger Boote und Schiffe. Alle zwei Stunden kommt uns ein Frachter entgegen oder überholt uns. Wie ein Schatten folgt uns die Lilit. Wenn wir den Kurs ändern, ändern sie ihn auch aber auf die andere Seite, aber spätestens am Abend, kommt sie dann wieder auf den gleichen Kurs zurück wie wir fahren. Die anderen Boote des ARC haben wir aus den Augen verloren.

Adi hat sich mit dem Spleissen auseinandergesetzt und wir spleissen einen Softschäkel um den andern, so richtig auf Vorrat – oder vielleicht als neue Berufung nach der Weltumseglung 😊.

Am Nachmittag bekomme ich einen kurzen Schrecken. Die Salzbüchse ist leer und ich will eine Ersatzpackung Salz hervornehmen, kann aber beim besten Willen keine finden. Es hat noch ein Büchslein schwarzes Meersalz, ein halbes Büchslein Herbamare und noch etwa 50 gr. In der Salzbüchse. Aber der Ersatz ist unauffindbar. Nun gut, eigentlich sind wir ja von Salz umgeben, und deshalb wird ab jetzt mit Meerwasser Spaghetti und Reis gekocht, Brot gebacken etc. etc. Es sollte also genügend Salz haben.

Da heute der Motor ziemlich viel läuft, produzieren wir wieder Trinkwasser und füllen unserer Tanks auf. Am Abend kocht Hämpe aus den verbliebenen Gemüsen noch ein Nachtessen. Leider sind die Peperonis und Tomaten, und sogar die Orangen jetzt das Gärstadium erreicht. Wir müssen jedes einzelne Frucht und jedes Gemüse anschauen und umdrehen – mit dem Ergebnis, dass einiges den Fischen gefüttert werden muss.

Zum Dessert gibt es feine Schokoladensplitter Chüechli. Wie man sieht, wir hungern noch nicht.

Und schon ist es hier wieder dunkel geworden. Um 2100 sind alle ausser die welche Wache haben wieder am Schlafen. Die harte Arbeit beim Segeln macht eben schon sehr müde....