10. September 2017 - von Lisabon nach Madeira Tag 2

Niki.schmidt.warc
Mon 11 Sep 2017 06:44
35:13.145N 012:18.533W
Es ist 6 Uhe in der Früh und ich übernehme die Wache von Simi. Ausser zwei Frachtern, welche auf uns zusteuern, ist es ruhig. Die sind jedoch noch 20 sm weg. Ich schaue kurz nach wie schnell sie unterwegs sind: der Schnellere kommt mit 22 Knoten auf uns zu, wir fahren zurzeit mit 7 Knoten, d.h. dass wir uns in ca. 40 Minuten treffen werden.
Urs weckte mich gestern morgen um 5, weil der Wind am einschlafen war, der Seegang aber nach wie vor beträchtlich ist. Die Segel schlagen hin und her und das bekommt ihnen natürlich gar nicht gut. Also runter damit. Das war auch der Grund warum mich Urs geweckt hat: Die Abmachung gilt, dass wer alleine an Deck ist, das Cockpit nie verlässt. Zum Segelbergen muss man aber nach vorne gehen. Wir rollen die Genua und bergen nachher das Grosssegel. Jetzt wird uns das nette Motorengeräusch über die nächsten Stunden wieder einmal begleiten.
Nach wie vor halten wir Kurs Richtung Madeira. Ich setzte mich an den Kartentisch und schaue mir die Distanzen nochmals an. Wenn das mit dem Wind so weitergeht, resp. mit dem 'Nicht-Wind', wird unser Madeira Ausflug etwas schwierig. Wir haben bis Madeira noch 470 Meilen und nachher nochmals über 200 bis Lanzarote. Im Laufe des Morgens, als alle mal zusammen wach sind, diskutieren wir über die Alternative, direkt nach Lanzarote zu fahren. Dabei eröffnen mir Simi und Urs, dass sie nur bis Madeira eingekauft hätten in der Annahme, dass wir dort wieder verporviantieren könnten. Das heisst wohl, dass es viel Spaghetti geben würde (Spaghetti mit Tomatensauce hat es immer, auch wenn es nichts mehr hat ...). Wir beschliessen direkt zu fahren, noch etwa 500 Seemeilen.
Der Wind nimmt langsam wieder zu. Gegen Mittag stellen wir den Motor ab und setzen Grosssegel und Genua. Leider ist er platt von hinten. Die hohen Wellen, zwischen 3 und 4 m, machen dem Autopiloten das Leben etwas schwer: Die Aranui steuert einen leichten Schlangenkurs und eben genau das ist platt vor dem Wind nicht erwünscht, weil dann der Wind plötzlich hinter das Grossegel 'greifen' kann. Wir müssen etwa 20 Grad anluven und unser Kurs führt demzufolge nicht mehr direkt nach Lanzarote. Kreuzen vor dem Wind.
Der Hydrogenerator leistet wirklich einen guten Beitrag zur Energieversorgung. Es reicht nicht ganz aber zumindest leeren sich die Batterien viel langsamer. In Lanzarote werden wir eine grössere Schraube auf den Schaft montieren. Die sollte dann fast doppel soviel Leistung bringen. Wegen den hohen Wellen, können wir das nicht hier auf See machen.
Immer jemand schaut auch tagsüber zur Aranui und ist verantwortlich für Segeltrimm, Kurs, Logbuch nachführen und vorallem dafür, dass uns keine anderen Boote in den Weg kommen.
Rund um die Nachtessenszeit entbrennt ein richtiges Gourmet-Fieber. Ich koche Curry mit Reis, Urs backt den Sonntagskuchen und Simi legt das Stück Rindsfilet, welches wir inm Cascais gekauft haben in Rum, Ingwer, Rohrzucker und Knoblauch ein (das muss jetzt 48 h ziehen).
Die Nacht geht ohne irgendwelche erwähnenswerte Ereignisse vorüber. Es ist eine wunderschöne Nacht mit Sternen, ein paar kleinen Wölklein und einem hellen Mond. Es ist herrlich, dem Wasser, den Wellen und dem Glitzern der natürlichen Lichter zuzuschauen. Aber obwohl wir jetzt bereits auf Höhe Afrika sind, tragen wir nachts immer noch Ölzeug, Daunenjacken (ich zwei davon!) und es ist nicht zu warm....
Noch 370 Seemeilen bis Lanzarote.

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