15. August 2017 - von Péniche nach Lisabon mit Daunenja cke, ohne Autopilot und....

Niki.schmidt.warc
Fri 18 Aug 2017 21:52
38:41.59N 009:24.880W
Ja, dieser letzte Blogeintrag (für diesen Streckenabschnitt) von Peniche
nach Lissabon hat etwas auf sich warten lassen. Ich war mir nicht sicher, ob
ich den überhaupt schreiben soll, aber es gehört eben auch dazu. Es gibt die
schönen Segeltage, dann gibt’s die weniger schönen Motorentage, dann gibts
Sturm und schlechtes Wetter, Seekrankheit und Erbrechen etc.
Aber es gibt noch Mühsameres...
Gestern hatten wir den Supergau an Bord: Eine Schweissnaht der Biokläranlage
ist geplatzt. Warum, kann sich eigentlich niemand erklären. Auf jeden Fall
hat es so richtig in die Backskisten gespritzt. Die Vorstellung überlasse
ich jedem einzelnen. Wir waren etwa eine Stunde ausserhalb von Peniche, als
es plötzlich zu riechen begann. Ich habe die Backskisten geöffnet und da war
die Bescherung. Also ausziehen bis auf die Badehosen und rein in den Keller.
Etwa 3 Stunden bin ich dann da unten mit viel Kitchentape, Meister Propper
und Galgenhumor im Schaukeln der Wellen am Reinigen gewesen. Am Schluss war
alles blitzblank und hätte eine richtige Meister Proper Werbung abgegeben
(mit diesen Blitzstreifen). Draussen auf Deck haben wir dann noch die Segel,
die Schoten, Kabel und was sonst noch so alles in den Backskisten lagert
gereinigt. Leider habe ich nicht entdeckt, wo die Sauce wirklich rauskam?
Was während diesen 3 Stunden auch noch geschah, ein Unglück kommt ja selten
allein. Der Autopilot gab noch seinen Geist auf. Bis jetzt hatte der immer
tadellos funktioniert, hatte die ARANUI auf Kurs gehalten, auch wenn ich
gerade mal damit beschäftigt war 3 oder 4 Seekranke oder Halbseekranke zu
betreuen... Aber jetzt war Schluss. Trotz 'resetten' der ganzen Anlage,
Stromabschalten von allen Geräten, er wollte einfach nicht mehr.
Es gibt viel zu tun in Lissabon!
So langsam kam wieder bessere Stimmung auf und wir konnten dann kurz vor
Lissabon sogar noch mit 25-30 Knoten so richtig vor dem Wind in relativ
grossen Wellen segeln. Im Hafen Von Cascais haben wir angelegt und leider
waren die Backskisten wieder verschmutzt, aber nicht mehr so stark. Nun ging
es auf Fehlersuche. Und tatsächlich, eine Nat war geplatzt! Und das in einem
vom TÜF geprüften Tank (jeder Tank muss mit 3 Bar Druck geprüft werden).
Auf der einen Seite habe ich mich natürlich so richtig aufgeregt, dass das
passiert ist. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass ich solche Firmen
bewundere, die solche Dinge entwickeln und jetzt auch einen enormen
Rückschlag einstecken müssen. Diese Biokläranlage hat bei uns fast 90 Tage
einwandfrei funktioniert und es ist schon ein Luxus, wenn man nicht mehr
abpumpen oder das Schwarzwasser nicht mehr ins Meer ablassen muss. Ich denke
in Zukunft werden wir (Böötler) alle solche Anlagen an Bord haben (müssen),
aber für mich ist das Abenteuer als Versuchskaninchen im Moment mal
abgeschlossen. Heute wurde der Tank ausgebaut und wir schalten wieder um auf
die konventionellen Tanks wie sie auf allen Booten heute Standard sind
(obwohl das Gesetz etwas anderes will). Trotzdem wünsche ich der Firma alles
Gute und hoffe sie geben nicht auf.
Für alle, die auf dieser Weltumseglung mitkommen: Das Boot, resp. die
Backskisten sind wieder tadellos sauber und glänzen nur so : - )! ... und am
Nachmittag wurde auch noch der Autopilot geflickt.
Ich melde mich wieder am 9. September. Bis dann liegt die Aranui hier in
Lissabon.

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