21. Juli 2017 - von Royan nach Bayonne, die Biskaya von ihrer sehr ruhigen Seite

Niki.schmidt.warc
Sat 22 Jul 2017 10:25
43:31.800N 001:32.500E
Es ist frühmorgens um 0545 als wir nochmals unsere Wassertanks fürllen, die
Fender reinnehmen und die Leinen lösen vom Steg. Vor uns läuft eine andere
Segelyacht mit dem gleichen Ziel aus. Royan wäre, wie La Rochelle, ebenfalls
ein Städtchen gewesen zum verweilen. Aber wir müssen weiter Richtung Süden.
Die Wettervorhersage ist gut, leider aber etwas wenig Wind, vor allem am
Morgen. Nach kurzer Zeit biegen wir Richtung Süden ab, dort wo der Fluss
aufs Meer trifft. Ein wundersames Schauspiel präsentiert sich hier vor
unseren Augen und das alles bei gerade aufgehender Sonne. Es sieht aus, wie
wenn wir direkt auf eine Brandung zufahren würden und ich nehme tatsächtlich
den Gashebel zurück. Dann sehe ich aber wieder, dass die Wassertiefe immer
noch 20 m ist. Also Gashebel wieder runter und durch. Und tatsächtlich, nach
kurzer Zeit sind wir durch dieses aufgewühlte Wasser hindurch.
Jetzt kommt die volle Dünung des Tiefs zum Ausdruck, welches etwa 500 km NW
von uns durchzieht; auf und ab und auf und ab.... Das Boot schaukelt und
gewisse Mägen werden etwas unruhig beim Gratin fürs Nachtessen vorbereiten.
Also nichts wie raus an die frische Luft.
Es ist wieder mal ‘grau in grau’ und das Wasser ziemlich flach (ausser der
Dünung, welche sich aufgebaut hat). Da wir erst morgen in der Früh ankommen
werden, haben wir heute Schichtbetrieb. Zwei Gruppen a 3 Persoenn wechseln
sich ab, die einen Schlafen, Lesen oder hängen sonst im Cockpit rum, die
andern navigieren und checken vor allem die Gebiete, wo Wracks liegen (es
gibt Wracks, welche tief unten liegen, und solche die nur knapp über oder
unter der Wasseroberfläche sind. Wir fahren an einer sehr unbewohnten Küste
vorbei (westlich von Bordeaux). Vieles hier ist Naturschutzgebiet und der
einzige Hafen im Naturschutzgebiet hat eine Warteliste für Plätze von fast
25 Jahren, mit 6000 Interessenten.
Wir kommen gut voran und der Strom schiebt mit 0.5 bis 1.5 Knoten von hinten
(auf so einem langen Schlag, wird das natürlich auch nochmlas umdrehen.
Was macht man, wenn es nichts zu tun gibt? Essen.... und am Nachmittag
folgen dann diverse Dinge, welche mal gemacht werden müssen und man nie Zeit
dazu hat: Miniwinchhebel montieren für die Segelstaukammer, endlich die
Anschlüsse und den Schlauch für unsere Hochleistungspumpe testen (und siehe
da, alles passt zusammen), Leinen und Karabiner vorbereiten für Grabbag und
Seenotraketencontainer (die müssen im Falle der Benützung der Rettungsinsel
in die Verbindungsleine eingehängt werden zwischen Schiff und
Rettungsinsel), Hahnepot spleissen (damit verhindert man, dass das Boot vor
Anker immer wieder gegen den Anker führt und dadurch hohe Kräfte auf den
Anker entwickelt), und dann noch den Wasserpalstek üben (Rainer behauptet,
dass sich der im Gegensatz zum normalen Palstek, nicht selber löst, wenn er
nicht unter Zug ist – vermutlich hat er da recht).
Und dann wird natürlich wieder am Kartenplotter rumgespielt: ich nehme an,
das liegt in der Natur des Menschen, dass man alles ausprobieren muss, bis
der Alarm ertönt und man keine Ahnung hat, wie man diesen Alarm wieder
löschen kann.... aber dafür haben wir ja zwei Elektroingeneure an Bord.
Schlafen, Essen, Wachegehen, Navigation nachführen und Blog schreiben... und
dann beginnt es von vorne. Das Wetter draussen hingegen bleibt wie es ist
und der Kurs ist 188 Grad über Grund.



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