25. Februar 2019 - Einfach ein schöner Segeltag, hart am Wind - oder doch nicht ganz...

Niki.schmidt.warc
Tue 26 Feb 2019 04:09
08:51.700S 034:39.500W
Ich habe gut geschlafen, und der Motor hat uns durch die Nacht gebrummt. Die Sonne scheint und es ist morgens um 7 schon wieder so heiss, dass es einem raus treibt. Da könnte ich mich fast noch dran gewöhnen, dass morgens beim Aufstehen immer schon ein Müesli mit frischen Früchten auf dem Tisch steht. Nach einem Kaffee, setzten wir wieder die Segel. Wir sind genügend weit vom Land weg, dass wir langsam wieder mit einem Kurs von 30 Grad (NNE) vermutlich gerade an Capo Branco vorbeikommen. Wir segeln hart am Wind, mit etwas Lage, aber es ist wunderschön. Die meiste Zeit bei einer Weltumseglung von Osten nach Westen, verbringt man ja mit dem Wind von hinten oder von der Seite, mit all den Vor- und Nachteilen. Aber richtiges Segeln ist eben auch Aufkreuzen. Ich geniesse das, was der Horror aller Katameransegler ist (Hüsliboot oder schwimmende Pizzaschachtel). Wie ihr seht, gibt es da unterschiedliche Philosophien...
Die Batterien sind voll, das Wasser ist wieder gemacht und wir segeln Richtung Norden. Bez. Wasser, als ich in Salvador den Brunnenfilter meines Nachbars sah, wusste ich, dass wir dieses Wasser dringend auswechseln müssen, resp. in Cabodelo die Tanks spülen müssen. Der Filter war nach 1000 L Wasser braun! Wir haben das Wasser zwar getrunken, aber unser Trinkwasser geht noch durch einen 3M Carbonfilter und wir desinfizieren es in den Häfen immer mit Micropur. Trotzdem, die Tanks müssen gespült werden. Heute liegt noch der Wassermacherfilter an zum Reinigen. Gestern habe ich den Gefrierschrankfilter rausgenommen, es war nur ein schleimiger Klotz von Filter, Zeuge für die Wasserqualität in Salvador. Zudem muss ich heute noch meine mailbox aussortieren. Es hat mir jemand eine riesen Mail geschickt und die Daten als Text definiert (was für den Computer sehr gemein ist), somit wird alles durch den Filter durchgelassen auch wenn es gross ist - (weil Text normalerweise nie gross ist) und damit war meine Inbox blockiert.
Wir segeln mit 6 Knoten und etwas Gegenströmung bei 8 Knoten TWS (wahrer Wind).
Unser Kartenplotter (5000 CHF - das Herzstück der Navigation auf einem Boot) wurde nun zum dritten Mal ausgewechselt in Salvador und scheint tatsächlich zu funktionieren! Freude herrscht...
... bis nachmittags um 1700! Ich gehe zum Niedergang und mache einen Schritt die Treppe hinunter - ein Logbucheintrag wäre fällig - und was rieche ich? Es gibt zwei Dinge, die man auf einem Segelboot nie riechen will. Das eine ist der Diesel (haben wir schon mal gehabt zwischen Walvis Bay und St. Helena), und das andere ist so wie es hier riecht: Nach einer alten Bahnhoftoilette, welche seit 30 Jahren nicht renoviert wurde! Ich gehe ins Vorschiff und dort riecht es noch viel mehr...Ich erspar den Lesern jetzt die Details, aber irgendwo am Schwarzwassertank hat es ein Leck, da eine gelbliche Sauce in der Bilge hin- und her schwappt. Der Tank ist zum Glück leer, da wir das Seeventil offen halten auf Überfahrten.
Wir rollen die Genua ein und und bringen die Aranui in Normallage (ohne Schräglage), dann heisst es einfach mal mit viel Wasser und Seife nachspülen um die Sauce rauszubringen. So wie die Aranui konstruiert ist, läuft alles was irgendwie von der Schwerkraft nach unten läuft am Schluss in die Bilge und wird dort nach erreichen eines maximalen Pegels abgepumpt. Ich hoffe einfach, dass dies stimmt, es gibt so theoretische Betrachtungen auf den Plänen bei so einem Boot... Nach ca. 200 L Wasser ist der Gestank weg. Auch nachts, einige Stunden später, riechen wir nichts mehr. Das imminente Problem ist also gelöst, aber die Ursache am Tank noch nicht. Dazu muss ich aber die Waschmaschine rausmontieren, und dies ist ein ziemliches Unterfangen (das haben bis jetzt erst erst die Gebrüder Lustenberger geschafft)! Das wird warten müssen bis wir im Hafen in Cabodelo sind, dort gibt dann es auch unbegrenzt Wasser. Wir werden die ganze Bilge nochmals durchspülen müssen.
Aufs Nachtessen habe ich eigentlich keinen Apetit mehr und vertilge die Süsskartoffeln mit frisch angebratenem Gemüse ziemlich lustlos.
Gegen 2200 h kommen wir der Küste zu nahe. Wir müssen wieder weiter raus, da hier die Fischerboote wie auf einem Stängelchen auf der 200m Tiefenlinie aufgereiht sind. Irgend etwas beisst auf dieser Linie offenbar sehr gut. Sie sind auf dem AIS nicht sichtbar, haben aber immer ein starkes Licht. Wir gehen wieder Richtung 1000m Tiefenlinie. Wir segeln durch eine wunderbare Mondnacht. Morgen ca. 2300 sollten wir in Cabodelo ankommen, dann muss als erstes die Waschmaschine raus! Und dann hoffen wir, dass es ein Schlauchanschluss ist, und nicht ein Riss im Tank....