24. Februar 2019 - wenn Wind, dann auf die Nase!

Niki.schmidt.warc
Mon 25 Feb 2019 04:33
10:38.900S 036:02.100W
Ich habe schlecht geschlafen heute Nacht. Es war unglaublich heiss und tüppig. Ich fühle mich wie gerädert... Karens' Müesli mit frischen Früchten bringt mich aber wieder auf die Beine. Die Dusche hilft auch noch nach. Es kommt zwar gar nicht drauf an, ob man duscht oder nicht, man kann nämlich zuschauen, wie sich nach dem Abtrocknen die Schweisstropfen wieder bilden auf der Haut. Bis man angezogen ist, ist man wieder nass. Aber so ist es eben in den Tropen.
Wir Segeln bis etwa um 1000, dann schläft der Wind komplett ein und wir müssen den Motor starten. Motoren heisst immer auch Batterien laden und Wassermacher anstellen. Der Wassermacher 'lag' ja in Salvador in dieser schmutzigen Lagune, weil ich vergessen hatte das Seeventil des Wassermachers zu schliessen, bevor wir in diese Kloake eingelaufen sind. Der muss jetzt einfach mal ein paar Stunden laufen um durchgespült zu werden.
Bereits um 1400 können wir aber die Segel wieder setzten und sind nun mit schönen 6-7 Knoten unterwegs. Wir segeln parallel zur Küste und der Wind hält sich perfekt. Wir würden natürlich lieber noch etwas von der Küste wegsegeln, um etwas Luv zu gewinnen, weil der Wind später dann drehen wird, aber das geht leider nicht.
Eine interessante Festellung: Die Passionsfrüchte vertragen das Geschaukel auf der Aranui offenbar nicht. Sie werden seekrank! Das äussert sich darin, dass diese fast melonengrossen Früchte im Innern die Kerne nicht mehr an der Aussenschale fixiert haben, sondern sich in der Mitte der holen Frucht zusammengeschlossen haben zu einer etwas schleimigen Masse und - sie sind am gären! - Vorgestern waren sie noch perfekt!
Wie gestern schon erwähnt, hat bei mir und Karen eine gewisse Fleischübersättigung stattgefunden und wir beschliessen nochmals fleisch- und fischlos zu essen. Polenta mit Tomatensauche und Salat. Ich habe in Rio auf dem Chinesenmarkt drei von diesen faltbaren Papierlampen für je 2 Chf gekauft und darin nun eine LED-Taschenlampe montiert. Der Versuch, damit beim Nachtessen etwas Licht ins Cockpit zu bringen misslingt aber jämmerlich. Die Lampe wird vom Wind wie ein Ball rumgeworfen. Also doch eher etwas für den stillen Ankerplatz.
Um 8 gehe ich etwas schlafen, aber obwohl ich immer noch sehr müde bin von der letzten Nacht, mache ich kein Auge zu. Da wir Lage schieben (d.h. die Aranui ist ziemlich schräg), liegt man in der Ecke der Koje, also immer am gleichen Ort. D.h. es heizt so richtig von unten durch. Bachnass im Bett und fast froh, als mich Karen holt für meine Nachtschicht.
Jetzt sitze ich draussen im T-Shirt, es windet mit etwa 20 kmh, der Mond scheint am Himmel hinter ein paar Wolken hervor und.... schon bald bin ich wieder komplett nass. Schwitzen bei Nacht und Wolken nennt man das. Ich sitze nur da und schaue in die Nacht hinaus... Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Leben in den Tropen gut sein kann für den menschlichen Organsimus.
Der Wind dreht langsam Richtung Norden, das heisst wir kommen der Küsten immer näher. Beim Erreichen unserer immaginären Grenze von 20 Meilen (wegen den Fischerbooten), rollen wir die Genua ein und starten den Motor. Diesmal geht das nicht ganz so angenehm, da es ziemlich Wellen hat. Die Aranui pflügt sich durch die Wellen, alle 30 Sekunden mit einem riesigen Spritzer, welcher links und rechts an mir vorbeispritzt - und welcher auch mal wieder einen Fisch in die Dusche spediert, wie ich später sehen werde.