7/8. Februar 2019 - Land in Sicht!- Ende der zweiten Atlan tiküberquerung

Niki.schmidt.warc
Fri 8 Feb 2019 13:12
7/8. Februar 2019 - Land in Sicht!- Ende der zweiten Atlantiküberquerung
12:58.300S 038:27.300W
Der letzte Tag auf See verläuft ruhig, wie eigentlich die ganze Atlantiküberquerung. Der Wind war immer konstant (eher zu schwach), keine Stürme und auch sonst keine grossen Überraschungen. Und der Dieseltank ist immer noch dicht!
Ich mache noch Brot bevor ich Mike wecke und falle dann müde in meine Koje. Ich glaube nach ein paar Sekunden bin ich eingeschlafen.
Am Morgen dreht der Wind etwas unüblich und es ist Code 0 Wind. Wir ziehen die 'Wurst' (der ist ja gerollt) rauf ins Top und rollen ihn aus. Das Ausrollen funktioniert nicht mehr so gut und ich muss unglaublich an der Endlosschot des Furlers reissen. Das Problem ist, dass die Schoten, welche an Deck rumliegen seit Kapstadt kein Süsswasser mehr gesehen habe und voll Salzwasser sind, resp. voll Salz. Es ist der Salzspray, welcher überall rumgeblasen wird und sich niederlässt - zu Freuden des Rosts! Aber eben auch die Schoten kann man kaum mehr biegen... In Salvador hat man uns bereits geschrieben, gibt es genügend Wasser, also gehen die Schoten das sicher mal ein paar Tage baden.
Wir sind den ganzen Tag gut unterwegs. Nicht zu schnell, aber immerhin.
Karen kocht zum Nachtessen ein Fischcurry mit schwarzen Bohnen, so als 'Willkommen' in Brasilien. Es schmeckt sehr gut. Vorallem merke ich mit Freuden, dass Sie meine Gewohnheit übernommen hat, in vielen Essen noch einen Apfel oder eine Orange beizumischen - wunderbar!
Ein herrlicher Sonnenuntergang leuchtet die letzte Nacht auf See ein. Mike gehört zu den Verfechtern des grünen Blitzes (der soll in dem Moment am Horizont auftreten, wenn die Sonne total verschwunden ist, es handelt sich um ein Phänomen das viele beschreiben aber kaum jemand hat es je gesehen, Klabautermann....?). Es wird schnell dunkel und es wird von Stunde zu Stunde heisser, obwohl wir eigentlich auflandigen Wind haben und immer etwa auf dem gleichen Breitengrad sind. Vielleicht steigt die Wassertemperatur und damit die allgemeine Umgebungstemperatur. Unsere Anzeige der Wassertemperatur geht im Moment leider nicht, sie zeigt etwa 60 Grad an!
Es is jetzt 11 Uhr nachts. Ich stehe auf und sehe eine stockdunkle Nacht, aber vor uns ein riesiger Lichtschimmer. Man sieht von 130 km Distanz bereits Salvador in der Nacht leuchten, unglaublich. Wir halsen noch und können einen direkteren Kurs auf Salvador zu segeln.
Es gibt etwas Verkehr, die Tanker fahren links und rechts von uns vorbei und wir müssen schauen, dass wir da nicht in die Quere kommen. Gerade hat uns die 'Polaris Winter' angefunkt und gefragt, wo wir genau wären und wieviele Segelboote wir seien (wir sind alleine). Sie hätte da so etwas vor dem Bug!!! Wisse aber nicht was es sei.... - das sind wir auf jedenfall nicht, wir sind noch 10 Meilen weg von der Polaris Winter... (wir sehen sie gut auf dem AIS).
Mit 9 Knoten Wind und 5 Knoten Fahrt schaukeln wir auf Salvador zu. Die letzten Meilen müssen hart verdient sein. Am Morgen schläft der Wind praktisch ein. Um 9 starten wir den Motor und motoren auf die Küste zu. Eine riesige Skyline baut sich vor uns auf. Das schöne alte Städtchen Salvador, welches ich vor 35 Jahren besucht hatte, ist zu einer riesen Metropole angewachsen. Es sieht nach unseren Erfahrungen von St. Helena in der Abgeschiedenheit etc. nicht sehr einladend aus?
Wir kommen in der kleinen Marina an und machen fest. Segeln ist kein eigentliches Hobby in Südamerika, und wir sind schon etwas Exoten hier. Das sieht man auch an der Grösse der winzigen Marina.
Heute machen wir nichts weiter als das Deck auf räumen, die Segel versorgen und dann den Nachmittag auf dem neuen Kontinent geniessen. Morgen wird geputzt....
Wir werden hier bis zum 23. Februar bleiben. Dann geht es weiter nach Capadelo, von wo aus wir nach Receife zum Carneval gehen werden.