5. Februar 2019 - Die Tücken der Technik und der Wind ko mmt wieder

Niki.schmidt.warc
Wed 6 Feb 2019 02:45
12:29.700S 032:37.200W
Um 0300 habe ich genug vom ewigen Schaukeln ohne Wind und dem nervigen Segelschlagen, der liebe Motor wird gestartet. Er hatte sowieso etwas wenig zu tun in letzter Zeit. So wenige Motorenstunden wie auf dieser Überfahrt, hatten wir noch nie: Gerade mal 12 h auf 1600 Seemeilen. Nicht schlecht. Wir gehören aber nicht zu den Puristen, für welche das grösste Ziel ist, ohne (wenigstens ohne registrierte) Motorenstunden am Ziel anzukommen.
Als ich um 0900 erwache läuft der Motor immer noch, aber beim Blick durch mein Luk sehe ich Schaumkrönchen (die gibt es hier aber schon früher als auf dem See), aber immerhin, es scheint etwas Wind zu haben. Es sind tatsächlich 12 Knoten. Das reicht zum hoffnungsvollen Segelsetzen. Gross rauf, Genua ausbaumen und die Fock ausrollen. Schon bald sind wir mit 5.5 Knoten unterwegs und der Strom schieb uns noch von hinten mit fast einem Knoten.
Es gib Müesli zum Frühstück mit frischen Äpfeln und gefrorenen Beeren. Wir diskutieren über Mikes' Gesundheitsprinzip von Honig statt Zucker, kein Salz im Rührei und, dass man generell gesünder Essen könnte/sollte. Dann aber kommt der Supergau; Mike streicht sich ein Peanutbutterbrot mit Quittengelee!!! drauf. Karen und ich sind sprachlos und schauen uns nur an, dann muss ich aber erstmals den Quittengelee in Sicherheit bringen. Ganz interessant ist Mikes' Theorie bezüglich Kochen. Man kann irgendwas in die Pfanne werfen oder auf einen Wrapp, 'and then put some flavour on it'. Was immer mit Flavour gemeint ist, haben wir noch nicht ganz rausgefunden, aber das kann z.B. sein; Senf, Majo, Sojysauche, Pfeffer, kein Salz (ist ungesund)... und somit lasse ich die amerikanischen Essensgepflogenheiten hiermit stehen....
Heute ist Gummisaugnapfsuche angesagt. Zum Anheben der Bodenbretter gibt es einen schwarzen kleinen Gummisaugnapf, welchen man auf das Brett schlägt und dann daran zieht. Eigentlich eine gute Erfindung, wenn er nur nicht immer verschwinden würde. Der Ersatz hat auch schon Beine bekommen. Ich hebe nochmals alle Bodenbretter an, welche wir bei der Tankrevision (oder Geflicke) geöffnet haben und siehe da, da liegt er hinter dem Tank in einem Spalt unten. Ich klaube in hervor (vieles was dort runterfallen würde, kommt nie mehr hervor...)
Seit gestern probiere ich krampfhaft mails rauszuschicken und runterzuladen, ohne Erfolg. Gestern habe ich die restlichen 30 Minuten verbrannt und musste über den YB Tracker per SMS neues Guthaben kaufen. Das hat schliesslich geklappt. Auch heute ging nicht viel mehr. Trotz tadellosem Empfang mit dem Satellitentelefon, bricht die Verbinung immer wieder ab 'connection remotely ended'. Ich bin total frustriert und stelle wieder mal meine beschränkten IT und PC Kenntnisse in Frage... (korrekterweise). Nochmals gehen 25 kostbare Minuten drauf, dann irgendwann der Gedankenblitz: Ich hatte das schon mal vor ca. einem Jahr und da sagte mir die nette Dame von der Iridium-mail Firma, ich hätte zuviele mails in meiner Inbox (ich habe auch damals den Zusammenhang mit der Anzahl mails in der Inbox (gelesene) und dem Rausschicken oder Empfangen nicht verstanden. Richtig, ich habe 723 mails in meiner Inbox. Also gehe mit wenig Elan dran, die wichtigsten zu speichern und den Rest zu löschen. Ich drücke auf den 'Synchronisations Knopf' und..... Es sprudelt nur so von neuen mails und die drei, welche seit einem Tag in der Outbox sitzen, sind auch weg. Man kann das nicht Erfolgserlebnis nennen, aber immerhin, es läuft wieder.
Ich merke, wie mich dieses Problem beschäftigt und genervt hat. Irgendwie habe ich jetzt etwas genug und brauche wieder mal eine richtige Pause. Wir sind seit fast 4000 Meilen mit nur zwei kurzen Unterbrüchen unterwegs (St. Helena 72 h und Walvis Bay 48 h). Langsam beginnt es zu nagen, an der Nachtschicht, an der Geduld, vorallem auch mit diesem Wind.... In 2 Tagen sollten wir ankommen. Noch 330 Meilen!
Ich habe vor ein paar Tagen über das nächtliche 'Treffen' mit der Emilie Morgan erzählt und interessant; gestern Nacht nochmals das gleiche mit Mischief. Vielleicht liegt es an unserer Affinität mit den Engländern, aber auch gestern Nacht, sind wir nicht mehr als 200 m aneinander vorbeigesegelt, aber nur, weil ich die Aranui sicherheitshalber noch kurz vorher in den Wind gestellt habe.
Jetzt segeln wir seit ein paar Stunden ca 5 Meilen weiter südlich parallel zu Mischief. Die haben vor dem Nachtessen gerade noch einen Tuna gefangen. Ich habe sie zum Kaffee (mit Tuna) eingeladen, aber sie wollten nicht kommen....
Der Wind ist mit 13 Knoten ok, aber leider etwas aus der falschen Richtung. So wie es aber aussieht dreht er auf NE und das würde heissen, dass wir dann langsam nach SW abdrehen können. Wir bleiben also mal noch auf Backbord Bug und segeln noch ein paar Stunden so weiter.
Der Sternenhimmel ist wieder einmal einmalig. Es wimmelt von Millionen von kleinen leuchtenden Punkten am Firmament. Faszinierend!