28. Januar 2019 - Genackersegeln

Niki.schmidt.warc
Tue 29 Jan 2019 00:00
14:16.960S 011:33.900W
Ich erwache heute morgen, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass es Wind hat. Ich weiss nicht wie man das spürt unter Motor, aber ich spüre das einfach sogar beim Schlafen...
Es hat 13 Knoten Wind und wir sind zu meinem Entsetzen immer noch am Motoren. Also nichts wie rauf ins Cockpit und Segel setzten. Eine frische Brise kommt aus ESE, das Meer ist azurblau und die Sonne brennt bereits auf uns nieder. Erst mal Grossegel und ausgebaumte Genua zum Anfangen und dann nach dem Frühstück kommt der Genacker rauf. Der hat es sowieso nötig, da wir ihn in St. Helena zum Trocknen herausgenommen haben. Nach 20 Minuten kam aber ein kleiner Platzregen und der Genacker war feuchter als zuvor. Aber heute ist Segeltrocknen angesagt. Er steht wunderschön und zieht uns mit 11 Knoten Wind und 7 Knoten Bootsgeschwindigkeit Richtung Brasilien. Wir haben erst 300 Meilen hinter uns, es geht also noch weit.... (1900 Meilen).
So geht es den ganzen Tag weiter, bei wunderschönem und langsam auch tropisch heissem Wetter segeln wir unter Genacker Kurs West. Das mit dem tropisch heiss merke ich, als ich in der Kombüse wieder einmal die Kühlschranktüre flicken muss. Nun hat das gute Plastikteil, welches eine totale Fehlkonstruktion ist (zusammenhalten von Kühlschranktüre und Abdeckungstüre) endgültig den Geist aufgegeben. Es wird ersetzt durch ein kleines Gurtband, welches die zwei Teile nun zusammenhält und weil wir ja schon so schön dran sind, machen wir auch gleich noch eine Halterung, damit die Türe nicht mehr mehr als 90 Grad aufgehen kann. Nach diesen 10 Minuten Bohren, Schrauben, Schneiden bin ich durch und durch nass - wir sind in den Tropen angekommen.
Zum Nachtessen gibt es wieder einmal Bolognaise und Maccaroni; das war schon eine gute Erfindung der Italiener. Man stelle sich mal vor, wenn es das Gericht nicht gäbe....
Jetzt ist es 0000 Uhr und nach wie vor zieht der Gennacker uns Richtung Westen. Es ist interessant, wie ich immer vertrauter werde mit der Aranui und vermutlich vor allem immer mehr Vertrauen habe in die Aranui. Ich kann mich erinnern, als wir anfänglich noch den Genacker am ARC (erste Atlantiküberquerung vor 27000 Meilen) nachts runtergenommen haben, auch mit grosser und sehr erfahrener Crew. Jetzt sitze ich hier am Kartentisch, im Cockpit ist niemand ausser dem Autopiloten und wir brausen unter Genacker dahin...
Morgen früh werden wir dann wieder mal einen Schlag nach Norden machen. Es sieht wirklich so aus, wie wenn wir hier im Norden mehr Wind haben als 1 Grad (60 Meilen) südlicher. Unser Kurs ist fast Richtung Westen, aber eben pro 24h segeln wir wieder 10 Meilen nach Süden (und 160 nach Westen), ansonsten kommt der Wind von zuweit hinten und der Genacker zieht nicht sauber.
Jetzt brauche ich einen Kaffee und ein Bounty, sonst kommt es dann nicht mehr gut heute Nacht. Ich gähne jetzt schon. Zum Glück bin ich wieder mal an einem spannenden Buch 'The Girl with the Dragon Tatoo'.
Das Kreuz des Südens lässt in den Norden grüssen!