22/23. Januar 2019 - heute ein langweiliges Grau

Niki.schmidt.warc
Wed 23 Jan 2019 00:37
16:49.700S 004:16.710W
Ich mache noch einen Teig für ein frisches Brot, bevor ich Mike wecke. Es ist morgens um 0400 und Zeit zum Halsen. Mike geht nach vorne und im Stirnlampenlicht wechseln wir die ausgebaumte Genua auf die andere Seite und halsen (um den Spinackerbaum auf die andere Seite zu bringen, muss man aufs Vordeck - was wir nachts eigentlich nie machen, aber bei dem wenigen Wind und zu zweit beschliessen, wir das Manöver zu fahren). Es ist halb fünf, als ich in meine Koje krieche. Und dann merke ich, dass wir vergessen haben Yoghurt zu machen. Na, dann gibt es eben kein Müesli zum Frühstück. Als ich um 9 erwache, riecht es nach Pancakes. Mike zaubert ein super Morgenessen hin mit Heidelbeer- (gefroren) Pankaces und Rührei (etwas viele Eier pro Person...). Es schmeckt.
Es ist grau und die Sonne schafft es heute kaum ihre Strahlen durch die Wolken durchzudrücken. Auch das Wasser macht eher einen langweiligen Eindruck, bleiern grau und viele Wellen.
Nach dem Halsen segeln wir auf dem anderen Bug, was den lecken Tank entlastet und es läuft wirklich weniger Diesel in unsere gestopften 'Saugpapiervorräte' rein. Bis jetzt konnten wir verhindern, dass noch mehr Diesel in die Bilge läuft. Das ist wichtig, weil man an vielen Orten unter den Bodenbrettern keinen Zugriff hat. Ist der Diesel also mal dort verteilt, kann man den Diesel nicht mehr entfernen resp. reinigen. Man kann dann höchstens noch Seifenwasser durchspülen, was aber nur beschränkt funtioniert.
Der Wind nimmt immer mehr ab, wir fallen unter 4 Knoten und bei 9 Knoten Wind von Achtern beschliessen wir ein paar Stunden zu motoren. Wir kommen wieder vorwärts und vor allem können wir etwas Diesel verbrauchen, damit der Tank 1 nicht mehr so voll ist. Um 1800 kommt dann aber der Wind wieder. Das Brummen (oder Dröhnen...) wird durch ein Rauschen und Gluggern ersetzt, was natürlich viel schöner ist.
Der Schutzmantel der Genuaschot auf der Backbordseite ist durchgescheuert. Da wir jetzt auf dem anderen Bug segeln, lösen wir die Schot und ich mache mich mit Faden und Nadel hinter die Flickarbeit. Auch das ist bald erledigt.
Die Temperatur ist angenehm und wir lesen eigentlich den ganzen Tag. Karen schreibt und zeichnet ihr Tagebuch und die Aranui fährt schön kontinuierlich weiter auf St. Helena zu. 24 Stunden vor Ankunft müssen e-mails an die Immigrationsbehörde, an den Hafenmeister und an den Zoll geschickt werden. Ich mache das am Nachmittag etwa um zwei. Wir hoffen dass wir morgen um 1400 ankommen. Dazu darf der Wind aber nicht mehr abnehmen.
Jetzt ist es wieder morgens früh und der Wind tatsächlich geblieben. Zu unserer Freude haben die Wellen abgenommen und die Segel schlagen fast nicht mehr hin und her. Wir fahren mit schönen 6 - 7 Knoten Richtung Ziel.
Es ist hell draussen. Hinter den Wolken scheint der Mond und durch die Streuung der Wolken ergibt dies ein gleichmässiges schönes Licht.