20. Januar 2019 - Ein Leck im Dieseltank

Niki.schmidt.warc
Sun 20 Jan 2019 23:27
18:49.900S 000:59.300E
Es ist morgen und es riecht nach frischem Brot, leider aber auch nach
frischem Diesel. Wäre ja zu schön gewesen, wenn der Dieselgestank so einfach
verflogen wäre. Ich schraube das Bodenbrett über dem Inspektionsluk des
grossen Diesltanks los und kippe es auf die Seite. Mit einem Papier reinige
ich die Fläche rund um diese handtellergrosse Inspektionsluk. Dann rieche
ich daran: Nichts! Auf der ganzen Tankoberfläche ist nichts zu sehen. Ich
lege das zweite Bodenbrett frei, damit ich auch hinter den Tank schauen
kann. Hier ist es ziemlich dieslig, meine Hand ist nass und schmierig als
ich sie wieder hochziehe. Also trockne ich erst mal alles ab und schaue den
Tank genauer an. Nach kurzer Zeit ist die Oberfläche wieder nass, bis ich es
plötzlich sehe. Dazu musste ich aber den Tank mehrmals abtrocknen... An
einer Ecke der Schweissstelle, kommt eine ganz kleine aber konstante Menge
Diesel raus. Wenn die Oberfläche abgetrocknet wird, geht es ein paar
Sekunden und dann ist der Diesel wieder da, ein Haarriss!
Der Tank ist zu 99% voll, es gluggert im Tank hin und her und man merkt,
dass der Diesel die Tankoberfläche meist berührt, und bei jeder
Schiffsbewegung wird dann Diesel zum Haarriss hinausgepresst. Um das zu
flicken, wenn überhaupt, muss ich mindestens etwa 20% des Diesels aus dem
Tank abpumben, resp. verbrauchen. Atypischerweise müsste man sich als Segler
also eine Flaute wünschen für etwa 24h... Dann könnte man die Tankoberfläche
mit Aceton reinigen, das Aluminium anschleifen und mit Sika Power (mit dem
werden glaube ich auch Karosserien und Flugzeugflügel zusammengeklebt) - was
wir sogar an Bord haben - einen dicken Belag über der Schweissnaht bilden.
Das ganze muss bis nach St. Helena warten. Ich hoffe die Bucht, wo wir
ankern, hat keinen Schwell. Der Diesel im Tank muss sich etwas ruhig
verhalten können wärhend der Reparatur. Ob das dann hält ist nochmals eine
andere Frage.
Als Notlösung stopfen wir genügend saugendes Papier hinter den Tank und
wechseln das alle 2-3 Stunden.

Der Wind hat etwas abgenommen auf etwa 15 Knoten und wir reffen aus. Wir
können den ganzen Tag direkt auf St. Helena zusegeln, zwar relativ langsam
mit 6-7 Knoten aber immerhin direkt auf der Rumbline (direkteste Linie
zwischen zwei Punkten auf einer Kugel). Der Tag ist schön, sonnig und warm.
Mike macht zum Mittagessen Wraps und wäre da nicht immer der leichte
Dieselgeschmack in der Luft, wäre es ein super Tag.
Inzwischen ist es Nacht geworden, 2 Uhr morgens und wir segeln nach wie vor,
keine Flaute um Diesel zu verbrauchen, aber gemäss Wetterbericht nimmt der
Wind noch ab. Vielleicht wird unser Wunsch dann doch noch in Erfüllung
gehen. (Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mir zum letzten Mal eine
Flaute gewünscht habe....).