12. Januar 2019 - Nebel

Niki.schmidt.warc
Sat 12 Jan 2019 23:00
25:34.900S 014:32.800E
Ein sehr komisches Gefühl hier auf der Aranui im Moment. Ich schreibe den Blog, obwohl ich eigentlich draussen sein sollte um sofort reagieren zu können falls etwas im Weg ist. Es ist nämlich so... Vor der Namibianischen Küste liegt eine Nebeldecke, stockdicker Nebel und wir sind mittendrin. Wenn ich in den Himmel hinauf schaue, dann sehe ich die Sterne durch einen ganz leichten Nebelvorhang, aber wenn ich nach vorne schaue, dann sehe ich kaum die gerollte Genua. Der Nebel ist so dick. Man sieht etwa 8-10m weit. Die Dicke der Nebeldecke ist aber nur etwa 4 m, was natürlich gerade genügt um die sicht nach vorne (oder auf ein nicht mit AIS ausgerüstetes Fischerboot) zu verhindern. Wir fahren also ziemlich blind und verlassen uns voll auf die Technik, aber das tun die Flugzeuge ja auch. Die können sogar noch runterfallen, das können wir zum Glück nicht!
Ich war zuerst mal eine Stunde im Cockpit, bis ich mir realistisch einfach sagen musste, dass die 8 m Sicht für Reaktionszeit, Bremsweg (der ist ja bei uns ziiiiiiiemlich lang) sowieso nicht genügen und es gar nicht draufankommt (genau genommen sind es ja nicht 8m, weil ich ja den Bug nicht mehr sehe....). Wir haben das Tempo leicht reduziert und fahren jetzt rein nach der Karte und den AIS Signalen, welche die anderen Boote aussenden. Wir sind zu viert (4 Boote) innerhalb von etwa 20 Meilen.
Gestern ist uns tagsüber kein einziges Schiff begegnet und auch kein Fischerboot. Wir sind immer noch etwa 20 Meilen vor der Küste und ich denke, dass hier auch Hemmingways' alter Mann und das Meer nicht rausgefahren wäre bei diesem Nebel, der sah nämlich die Lichtschimmer der Stadt von weit her leuchten ....
Der Tag fing wieder gut an. Die Sonne schien und es war an der Sonne eigentlich ziemlich warm. Nach wie vor bläst ein kühles Lüftchen, welches uns die Jacken noch nicht hat versorgen lassen. Den ganzen Tag über ist das Meer wie ein Spiegel, kein Kräuseln der Wellen, einfach blank. Zwischendurch 6-7 Knoten Wind, mit welchem wir segeln, mit Gross und Code 0, allerdings etwas langsam.
Das Wasser hat hier eine eigenartige Farbe. Es ist eher grünlich, braun fast schmutzig (sieht aber nur so aus). Dazwischen viele Algen, sogenannter Kelp der rumschwimmt, und etwas wie Blütenstaub in einer gelben und grünen Variation. Die pazifischen türkisklaren Wasserfarben sind definitiv vorbei. Alle paar Minuten liegt ein Seehund im Wasser, der sich sonnt. Schnauze zur Sonne, Flossen ebenfalls gegen die Sonne, was sehr ulkig aussieht. Wenn wir uns näher als 15 m (unter Motor) anschleichen, tauchen sie sofort ab, sind aber nach 20 Sekunden wieder in der gleichen Stellung zurück.
Auf der Praitexte ist man beunruhigt, es hat 40l Wasser im Boot, und niemand weiss woher die kommen. Sie ganze Crew ist fieberhaft am Suchen - Salzwasser! Wir hoffen schwer, dass diese nicht vom Motor kommen, denn dann sind immer relativ grosse Reparaturen notwendig. Es besteht aber laut Denis keine Gefahr, ist einfach mühsam.
Bei uns ist es eine ruhige Nacht, wenn man sich mal mit dem Nebel abgefunden hat. Über der Nebeldecke scheint der Mond...