18. Nov. 2018 – Eine unuhige Nac ht und wie geht es weiter?

Niki.schmidt.warc
Sun 18 Nov 2018 23:30

31:17.460S 30:19.800E

Die Nacht ist vorüber und die unruhige See hat sich ziemlich schnell beruhigt. Vermutlich hat das ein Zusammenhang mit dem Strom, dass dies hier so schnell geht. Es war seit langem die unruhigste Nacht auf See, Wind gegen Strom ist immer eine sehr ungünstige Kombination. Wir hatten meist 2-3 Knoten Strom und zwischen 15 und 25 Knoten Wind in entgegengesetzter Richtung. Heute morgen hat der Strom dann ziemlich ohne Vorwarnung von 2 Knoten ‘Schieben’ auf 1.5 Knoten ‘Bremsen’ gewechseln. Das können wir jetzt wirklich nicht gebrauchen. Wir sind ja, falls wir bis East London durchfahren können, etwas unter Zeitdruck.

Ich habe mir dann die Mail von Sebastian nochmals angeschaut und dort drin steht... ‘ ihr müsst Euch unbedingt an meine Wegpunkte halten...’, was wir natürlich wieder mal nicht genügend genau gemacht haben. Der Grund war, dass all die Südafrikanischen Segler uns gesagt haben, wir sollten uns immer an die 200 m Tiefenline halten, was wir bis anhin gemacht haben. Nachdem ich mir nochmals die Strömungsbilder, welche ich gestern noch runtergeladen hatte, angeschaut habe, bin ich zum Schluss gekommen, dass wir wirklich von der 200m Linie abweichen müssen. Wir folgen also den Wegpunkten, welche im Wetterrouting drin sind. Die sind ca. 10 Meilen weiter draussen.

Wir motoren, da der Wind zurzeit nur 3 Knoten (mit einer kleinen Hoffnungsleihgabe von 13 kts aus 30° true wind angle = Einfallswinkel - für einen Amwindkurs benötigen wir aber mindestens 40°[pk]) ist. Das sollte sich aber im Laufe des Nachmittages noch ändern. In etwa einer Stunde sollten wir nochmals Wetterdaten bekommen, aufgrund derer wir dann wirklich entscheiden können, ob es weitergeht nach East London, oder ob wir einen ungemütlichen Stop in Durban machen müssen.

Die Wetterdaten sind noch nicht gekommen, weil Sebastian uns nicht hat starten sehen auf dem YB Tracker (ein kleines GPS, welches unsere Position immer aufs Internet spiegelt) – er ist defekt, und meine mail an Sebastian ist irgendwo im Cyberspace hängengeblieben...

Dafür hat der Wind zugenommen. Er ist wieder auf 15 Knoten angestiegen und dazu die kleinen kurzen ruppigen Wellen. Und natürlich gerade von vorne. Irgendwann dann nach etwa einer Stunde ist es soweit. Endlich dreht er auf SE, und dies geschieht innerhalb von weniger als einer Minute.

Das wäre der Wind, den wir bräuchten. Jetzt muss nur noch die Strömung von hinten kommen, Ende Gut – Alles Gut? Fast, könnte man es sagen... Der Wind ist nämlich wieder weg und wir wechseln von Motor auf Segel und retour im 10 Minutentakt. Um 1700 nehmen wir das Gross runter und packen es richtig ein, d.h. in den Lazy Jack bag, damit es heute Nacht nicht aus- oder davonweht. Wir machen die Aranui sturmsicher. Alle Leinen werden geprüft ob sie angemacht sind, alles muss verspannt und verstrebt sein (ansonsten gibt es ein grausames Knatterkonzert am Mast), ich kontrolliere ynochmals das Dinghy den Code0 Sack und die grosse Tasche mit dem Diesel und Benzin, welche auf Deck verzurrt ist. Alles sieht gut aus, die Sturmböen mögen kommen. Der Wind wird heute Nacht sicher auffrischen und wir werden nur mit Genua oder Fock segeln. Die Wetteransage ist 35 Knoten mit Böen über 40 Knoten. Wegen diesen Sturmböen sind die meisten auch gestern Nacht nicht gestartet. Aber irgendwann müssen wir ums Horn rum und irgendwann wird jeder hier ein paar Sturmböen erwischen, das ist an dieser Küste fast obligat, auch wenn man einen lockereren Zeitplan hat als wir.

Barbara und ich (Peter) sind auf der ‘Einnachtwache’ von 18 bis 21 Uhr und etwas am phylosophieren. Solche Übersegler sind eigentlich schon recht langweilig, was uns eben im positiven Sinn eine lange Weile gibt, um einfach so zu sein. Der einzige Druck, den wir halt haben ist das von Niki ausführlich beschriebene Wetterfenster. Pläne für die nächsten Ferien nehmen so schemenhaft Gestalt an..

Die einzige nicht mit dem Wetter im Zusammenhang stehende Abwechslung gaben uns die Delfine, die heute nicht zum Spielen aufgelegt waren. Sie schwammen in kleinen Gruppen ruhig in der Gegenrichtung an uns vorbei – passend zum oben geschriebenen..

Nun kommen Sandra und Roli und wir gehen 6 Stunden in unser Kabäuschen.

So ist es dann eben, wenn der Wind kommen sollte und nicht kommt. Es ist jetzt 0200 und er lässt nach wie vor auf sich warten. Die Strömung ist teilweise da, aber noch nicht in dem Mass, dass sie uns vor dem Abend heute nach EL bringen würde. Aber immerhin sie schiebt mit 2.5 Knoten von hinten.