11. November 2018 – eine heikle Übergabe – Afrika wir kommen!

Niki.schmidt.warc
Sun 11 Nov 2018 22:33

28:14.600S 33:53.900E

Irgendwann höre ich am Funk eine Stimme. Wegen den Windgeräuschen habe ich leider verpasst wer hier wen anruft. Ein erneuter Anruf von Madrigal an Mad Monkey wird beantwortet. Helen erklärt, dass sie ein Diesel Problem hätten, aber will den Kanal des Funks wechseln (das ist eigentlich standard Prozedere vor allem nachts, da alle den Kanal 16 und 72 abhören, diese aber nur im Notfall und als Aufrufkanal gebraucht werden sollten, damit man trotz eingestelltem Funk schlafen kann). Normalerweise schalten wir dann nicht auch auf den anderen Kanal, da wir ja nicht involviert sind.

Wenn es aber Probleme gibt, dann ist es immer besser mal mitzuhören, dann weiss man bereits worum es geht wenn Hilfe gebraucht wird.

Der Motor von Mad Monkey hat den Geist auf gegeben und zwar wegen verstopfter Filter. Die Filter wurden dann umgehend gewechselt, aber eine Stunde später wieder das gleiche Problem: Der Diesel ist durchsetzt mit einer braungrauen schleimigen Masse.... Das tönt gar nicht gut. Beide Tanks sind kontaminiert. Was das genau ist, ist unklar: Soviel wir wissen entwickelt sich Dieselpest nur langsam, andererseits könnte es einfach sehr verunreinigter Diesel sein (aber wir haben auch am gleichen Ort getankt...?).

Im Moment läuft unser Motor aber wie immer perfekt. Wir haben 3 Stück Kanister mit je 20 L Diesel als Reserve auf der Aranui. Ich rufe etwas später an und frage, ob sie diese haben möchten. Marc auf der Mad Monkey hat inzwischen den Tank kurzgeschlossen und füttert den Motor jetzt direkt aus einem Kanister. Er hat selber noch etwa 70 L in Kanistern, ist abernatürlich froh über unser Angebot. Das hatten wir doch schon mal, so eine nächtliche Dieselübergabe – 500 Meilen östlich von Australien an die mit Ruderbruch treibende Lunatix

Wir fahren also hinter die Mad Monkey und als wir ca. 500 m entfernt sind, drehen sie bei. In dieser Position sind sie sehr stabil, treiben mit etwa 1.5 Knoten, sind aber manövrierunfähig.

Der Wind ist etwa 15 Knoten stark und der Wellengang beträchtlich, wir müssen also sehr aufpassen, dass wir nicht zu nahe kommen. Wir knüpfen eine dünne Leine je an zwei Petflaschen, welche als Wurfkörper dienen werden. Sobald einer dieser Wurfkörper die Mad Monkey erreicht hat, werfen wir die Kanister, welche dann an einer dickeren Leine an die zwei dünneren Leinen angeknüpf sind, ins Wasser.

Zum Glück ist Roli Exhandballer und so nähern wir uns der Mad Monkey auf etwa 10 m. Näher ran getraue ich mich nicht unter diesen Bedingungen. Es fühlt sich schon sehr nahe an. Ich rufe: Jetzt! Aber Roli antwortet: zu weit weg! Das sehe ich anders, weil wir nicht näher rankommen können. Also wirft er und platziert, ein olympiawürdiges Handballtor, die eine Petflasche direkt zwischen den zwei Reelingsdrähten auf der Mad Monkey. Barabara flutscht die Kanister über unser Heck ins Wasser, aber in dem Moment, als ich wieder Gas geben will, scheint sich die Leine an unserem Grill (wer hat schon einen Grill am Heck beim Segeln.... eben Aranui) verhakt zu haben. Ich falle nochmals ab und die Aranui nähert sich bedenklich dem Bug der Mand Monkey. In dem Moment ruft Roli: Leine frei!

Ich drücke erst unseren Bug mit dem Bowtruster weg und gleichzeitig drehe ich am Ruder. Wir sind frei. Wir sehen, wie die Kanister aus dem Wasser gezogen werden. Was für eine gelungene Aktion! Der Puls sinkt und Ruhe tritt wieder ein. Nach kurzer Diskussion und Aufmunterung verabschieden wir uns. Mehr können wir nicht tun, einfach nur hoffen, dass es etwas mehr Wind gibt, aber das hoffen wir ja für uns selber auch.

Inzwischen ist es fast 0500 geworden, und ich habe noch fast nichts geschlafen. Ich lege mich hin und bin innerhalb von Sekunden weg. Um 0830 erwache ich, dusche und frühstücke.

Wir motoren bis zum späteren Nachmittag dahin. So langsam dröhnt der Rumpf, der Kopf etc. .. aber plötzlich ist der Motor vergessen. Es sind nämlich überall um den Bug herum spielende Delphine aufgetaucht. Wir geniessen das akrobatische Schauspiel während etwa 10 Minuten. Dann sind sie plötzlich wieder weg.

Nach einem feinen Nachtessen setzten wir die Segel. Der Wind hat leicht zugenommen und es könnte wieder mal klappen. Ja, wir segeln, aber wirklich nur knapp. Der Wind kommt von achtern und die 13 Knoten reichen fast nicht, um die Segel zu füllen, aber wir haben so genug vom Motoren, dass wir die Segel mal so stehen lassen. Es wird dunkel und es sieht so aus, wie wenn wir vor dem Wind kreuzen müssten. Die Windrichtung ist sehr labil, und ändert sich sehr rasch, was dann im Laufe des Abends auch noch zu einer kleineren Patenthalse führt...

Wir haben uns einen Wegpunkt gesetzt, dort wollen wir kurz vor der Küste auf die südliche Strömung treffen und uns dann, während wir westwärts segeln, südlich treiben lassen mit der Aghulas Strömung. Mal schauen wie das funktionieren wird. Wichtig ist, dass wir ziemlich nördlich einsteigen (ca 60 Meilen vom Land weg) um nicht an RichardsBay vorbeizufahren. Das ist offenbar schon vielen Yachten so ergangen, weil die Strömung unterschätzt wurde – und darin waren wir ja auch nicht schlecht die letzten paar Tage.....