8. November – grau und kalt, si nd wir hier wirklich in Afrika?

Niki.schmidt.warc
Thu 8 Nov 2018 16:47

27:41.470S 42:56.500E

Es ist bald Mittag und wir brausen unter 2 Reffs und fast voller Genua Richtung Afrika. Der Wind bläst, man möchte fast sagen, eisig und frostig, es ist grau bis dunkelgrau aber.... und das ist das Wichtigste, räumlich (von der Seite) und kein Gegenstrom. Der Strom kommt von Süden, was uns zwar leicht versetzt, aber sonst keine Sorgen bereitet. Es ist so kalt, dass ich lange Hosen trage, Barbara die Daunenjacke anhat und ich zwischendurch runter muss an den PC, aber eigentlich vor allem zum Aufwärmen.

Heute Nacht war eine eher unangenehme Nacht. Der Wind war zum Verzweifeln, weil er innerhalb von Minuten von 5 auf 17 Knoten stieg und dann wieder weg war. Ich war immer zu spät mit entweder Reffen oder Ausreffen, Fock oder Genua wechseln und die unter Deck mussten die Winchen ächzen hören, was sicher auch nicht zum Schlafkomfort beigetragen hat (Anmerkung des Gastbloggers: Niki orchestrierte in einem unglaublichen Tempo die verschiedenen Elektrowinchen um ihn herum, es tönte wie das Solo eines virtuosen Schlagzeugers mit dem Bass des ziemlich in jeder Welle aufschlagenden Schiffes).

Als ich dann wieder in meiner Koje lag dreschte die Aranui so richtig in die Wellen hinein. Es waren unglaubliche Schläge, die sie da aushalten muss. Bei meinen Füssen in der Frontkoje auf der andern Seite der doppelten Sperrholzplatte / Wand ist unser Notanker (Rocna 55kg) fixiert mit 8 Ringschrauben und entsprechenden Spanngurten und Leinen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er nicht mehr ganz so unter Spannung an der Platte fixiert ist. Wenn der sich löst und rumschlägt könnte es gut sein, dass mal ein Loch in die Bordwand geschlagen wird (diese Segelstaukammer ist zwar abgetrennt und deshalb keine Gefahr des Wassereinbruchs im Schiff, aber trotzdem, ein unschöner Gedanke). Als erstes, oder als zweites, weil das Frühstück schon um 0600 auf dem Tisch steht, muss ich in die Segelstaukammer rein heute morgen. Während Peter die Aranui beidreht (wenden und Fock auf der falschen Seite stehen lassen – gibt der Aranui und vor allem uns zum Arbeiten eine unglaubliche Ruhe) gehen Roli und ich nach vorne, nehmen den Gennaker raus und schichten ihn aufs Vordeck und sehen mit Freude... der Anker hält. Er hat sich keinen mm bewegt. Es müssen andere Geräusche gewesen sein, welche ich da gehört habe. Das sind gute Neuigkeiten! Trotzdem fixiere ich ihn noch mit zwei zusätzlichen Spanngurten. Eigentlich hat der Anker seinen Zweck sowieso erfüllt und kann ‘entsorgt’ werden in RichardsBay. Der Anker war nur als Notanker gedacht, im Falle eines ausgewachsenen Orkans oder Sturms in der Südsee, Pazifik und Indischem Ozean. Da wir jetzt weitergezogen sind, werden wir die 55 kg Eisen zuvorderst in der Aranui, in Afrika lassen. H, hoffentlich findet ein Fischer dafür Verwendung.

Der Wetterbericht besagt nicht viel Neues, relativ guten Wind bis kurz vor Richardsbay. Dort müssen wir dann sowieso schauen, wie wir den Aghullas Strom queren, der im Osten von Afrika Richtung Süden läuft. Noch 600 Meilen bis zur Küste, wenn es so weitergeht wie jetzt, sind das noch 3 ½ Tage.

Barbara steht auf (sie hatte die Wache von 3-6 nachts), das war also ein Nachnachschlaf, und offeriert Penne mit Rührei aufzuwärmen, was natürlich an so einem Tag wunderbar tönt.

Und dann am Abend der neue Wetterbericht mit der unschönen Neuigkeit, dass wenn wir weiter Richtung Westen fahren, wieder genau in einen 20h Gegenstrom hineinkommen.

Wir werden also nach SW ausweichen. Unser Wegpunkt liegt 90 Meilen vor uns und der Wetterbericht (Sebastian) sagt uns so rasch wie möglich dorthinzukommen (... es gibt keine Alternative, auch wenn ihr motoren müsst... – das haben wir eigentlich noch nie von ihm gehört). Von dort würde es dann zügig Richtung RichardsBay. Wir sind gespannt. Diese neue Richtung bringt uns etwa 40 Meilen mehr Weg aber über die nächsten 2 Tage bedeutend bessere Strömungen.

Wir essen im grauen Dämmerlicht, noch kurz bevor es anfängt zu regnen. Vor uns brauen sich ein paar Fronten zusammen. Auf dem Radar sind sie bereits sichtbar und auch ein paar Blitze haben wir bereits gesehen. Der Wind steigt auf 25 Knoten und es prasselt herunter.

Ich gehe jetzt schlafen. Roli und Sandra sind auf der Wache bis um 1200, meistens, wenn es regnet....