7. November - Eine neue Bloggerin schaltet sich ein!

Niki.schmidt.warc
Wed 7 Nov 2018 20:52

27:28.260S 45:03.800E

Was für eine mühsame Nacht! Die Aranui rollt von links nach rechts und ich weiss nicht wo ich mich im Traum festhalten kann, ich beschleunige von der einen Seite auf die andere und mache Sprünge die ich nur im Traum wage. So wird es doch drei Uhr und ich gehe mit Peter auf die Wache...... und das alles freiwillig.....

Wir kämpfen uns durch unsere drei Stunden mit Ausschau halten, Kurs und Segelstellung kontrollieren, Dörrfrüchte essen, Peter ein Süppchen essen und ich meine Spezialität, die niemand so recht verstehen kann, heisses Wasser trinken (lieber heisses Wasser als ein Tee der mir nicht schmeckt).

Damit will ich aber gar nicht sagen, es hätte keinen Tee auf dem Schiff, nein nein es hat von allem genug und sogar ein bisschen mehr. Es mangelt uns an gar nichts, ausser vielleicht manchmal am Fahrkomfort.

Nun, nach meiner Wache habe ich mich in den Sarg gelegt, das ist die Mitschiffskoje, die mit einem Leesegel und einem Brett begrenzt ist und habe meinen Schlaf schön verkeilt nachgeholt. Nach einer Dusche mit Haare waschen bin ich wieder frisch und munter und zu neuen Taten aufgelegt, wie eben sogar mich mal im Blog zu melden!

Den Tag verbringen wir mit Kreuzen (Jetzt ist Niki wieder am schreiben). Eigentlich sollte der Wind zusammenbrechen (bevor er auf Süden dreht), die Strömung gegen uns abnehmen, aber dem ist nicht so. Der Wind bleibt bei 10-15 Knoten und wir kreuzen den ganzen Tag Richtung Richardsbay. Man stelle sich das so vor, man ist auf Höhe Sisikon am Kreuzen Richtung Brunnen, wohlwissend, dass Brunnen noch 1000 km weit weg ist (und nicht 15)! Das gibt also noch ein paar Wenden und ein paar schräg geschlafene verkeilte Stunden. Positiv ist der Wellengang, es schaukelt nicht mehr so stark und die Aranui sucht sich ihren Weg durch die Wellen relativ harmonisch, ohne viel zu schlagen. Sie sind zurückgegangen auf ein erträgliches Mass.

Zum Nachtessen gibt es Leckeres aus dem Wallis: Lauchrollen (Kartoffelgratin mit Lauch und Schinken) und schon bald machen wir uns für die Nacht bereit.

Ich erwache um 2330 weil irgend etwas nicht ganz stimmt. Wir Motoren? Ein kurzer Blick auf mein Natel, welches den Kartenplotter mit allen wichtigen Daten spiegelt zeigt mir, dass es eigentlich genügend Wind zum Segeln hätte – bis ich realisiere, dass dies mein lieber Ventilator ist, der da wieder mal laut brummt. Seit dem Nachtessen riecht es bei mir vorne wie in einem Walliser Raclette Spycher und diesen Geschmack habe ich versucht mit dem Ventilator etwas rauszublasen, was ein hoffnungsloses Unterfangen ist, da ich ja kein Luk aufmachen kann...

Der Wind hat um fast 30 Grad gedreht und wir fahren zu weit südlich. Ich stehe auf und sehe Roli und Sandra, die sich für die Wende bereitmachen. Richtig, wir sollten Wenden um RichardsBay wieder etwas näher zu kommen. Roli und Sandra wenden noch und trimmen (stellen die Segel neu ein) und verabschieden sich dann in die Koje zum wohl verdienten  Schlaf.

Wir haben 2 Reffs eingebunden und fahren aber mit der vollen Genua, bei diesen Bedingungen die schnellste Besegelung. Wenn der Wind steigt, muss ich auf die Fock wechseln. Im Moment behelfe ich mich noch mit dem ausfieren des Travelers, d.h. Druck aus dem Grossegel nehmen. Das mache ich zurzeit alle 5 Minuten, das Grosssegel neu einstellen, da der Wind sehr nicht konstant ist. Jetzt hat er gerade nochmals innerhalb von 5 Minuten um 15 Grad zu unseren Gunsten gedreht. Der Wind sollte übrigens irgendwann heute wieder stark zunehmen und komplett auf Süden drehen.

Es ist übrigens wieder mal stockfinster. Die Sterne sind zwar am Horizont aufgegangen, aber von einem Mond ist weit und breit nichts zu sehen.