5. November 2018 – endlich wiede r am Segeln

Niki.schmidt.warc
Mon 5 Nov 2018 22:08

 

25:16.090S 49:11.390E

Ein wunderschöner Morgen weckt mich auf. Eigentlich ist es ja der Wecker, und nicht der Morgen. Gestern musste ich zum ersten Mal auf diesen 25000 Meilen ein Stugeron nehmen, eine Tablette gegen Seekrankheit. Irgendwie waren die Wellen einfach zu kurz und zu steil, um daneben noch am PC zu sitzen, Blog zu schreiben und dazu noch die Geduld zu finden, alle mails und den Blog rauszuschicken. Stugeron macht müde und so bin ich dann auch bald wieder am Liegen.

Um 9 versuche wieder ein paar andere Boote zu erreichen um durchzugeben, dass bei uns alles ok ist, aber vergebens. Wir sind weiter südlich als die meisten und deshalb ausserhalb der VHF Reichweite. Macht nichts. Ich schreib dann mal jemandem ein Mail, der kann die info an der Abendfunkrunde weitergeben.

Kurz nach 9 können wir dann auch Segel setzten. Der Motor darf ausruhen, hoffentlich für lange Zeit und der Wind beginnt ziemlich kräftig zu blasen. Wir fahren einen schönen Amwindkurs, im Moment noch durch viele kurze und steile Wellen, was die Aranui ziemlich aufschlagen lässt im vorderen Bugbereich, aber innerhalb der nächsten Stunden sollten sich diese Wellen dann etwas beruhigen.

Der Wind nimmt zu und wir fahren mit 1-2 Reff und abwechselnd mit Fock oder Genua. Wieder mal ein Tag wo aus- und eingerefft wird mit ziemlich hoher Frequenz. Aber es geht unter Segel vorwärts was nach so vielen Motorenstunden wieder ein richtiges Highlight ist.

Da es heute schönes Wetter ist, sind bald einmal die meisten von uns im Cockpit und so komme ich trotz eigentlicher Wache (von 9-12) wieder zum Schlafen. Ich schlafe fast bis Mitte Nachmittag. Aber auch dann könnte ich einfach weiterschlafen... Es ist mir nicht ganz klar warum? Eigentlich gibt es keinen Grund zum Müde ein.

Das Nachtessen machen wir kurz, Makaronen und vorgemachte Tomatensauce mit frischem Parmesan. Zum Dessert Kuchen oder von der nun doch schon fast zerfliessenden Ice Cream, welche noch im Gefrierer ist. Unser Gefriere wird nur ca -5 bis -10 Grad kalt.

Vor der Nachtruhe ist noch Yoghurt machen angesagt. Das letzte ist wirklich so richtig misslungen. Ich habe alles korrekt vorbereitet und nach 9 Stunden im Warmbad war in den Gläschen immer noch flüssige Milch drin, es fand keine Gerinnung statt. Also versuchten wir es nochmals mit den gleichen Yoghurts, was denen aber offenbar nicht so gut bekam. Sie wurden zwar dick, aber es entstand eine schleimige, weisse Masse....

Dann heisst es schon wieder Nachtruhe. Ich lese wieder mal, bis mir die Augen zufallen. Die Nacht verläuft einigermassen ruhig, ausser den gelegentlichen Segelwechseln, welche ich natürlich hautnah miterlebe, da ich ja gerade unter der Genua und der Fock ruhe. Es rumort also prächtig im Schiffsrumpf bei so einem Wechsel.

Jetzt ist es 0200 Uhr. Was sehr komisch ist und gar nicht in unserer Planung drin war ist der grosse Gegenstrom, den wir hier zu spüren bekommen. Im Moment mit 2.6 Knoten sehr stark. Er macht das schöne Vorankommen mit 7 Knoten blitzschnell zunichte. Eigentlich, gemäss Strömungsatlas, sollten wir hier etwa 0.7 Knoten Rückenströmung haben. Aber vermutlich sind wir in einem dieser Wirbel drin, worüber die Metrologie auch heute noch rätselt, wie man diese voraussagen könnte. Die nennen sich ‘Eddies’. Ich kann hier bestätigen, dass dies noch nicht möglich ist...

Wir drehen unseren Kurs langsam auf Westen, da wir jetzt dann die Spitze von Madagaskar erreicht haben. Leider kommt somit der Wind mehr von achtern (hinten) und wir werden dadurch auch etwas langsamer. Wir werden ca 80 Meilen südlich der Spitze von Madagaskar durchfahren, in einem sicheren Abstand. Die meisten unserer Flotte sind mehr nördlich. Ich habe soeben Hall von der Cayuse geschrieben, wie sie es zurzeit mit dem Strom hätten, nicht dass uns das hilft, aber es wäre ja schön zu wissen, dass nicht die ganze Flotte an uns im Norden vorbeizieht 😊.