10/11/12 October – Ein dunkelgra uer Tag aber es gibt Hoffnung...

Niki.schmidt.warc
Sat 13 Oct 2018 12:14

Das Wetter ist schön und es weht ein starker Wind mit 20-25 Knoten. Wir legen bald mal ein weiteres Reff ein, das dritte und sind mit 70% ausgerollter Genua immer noch sehr schnell unterwegs. Müesli mit frischen Äpfeln zum Frühstück und zum Mittagessen macht Sharon* Englischen Humus (ohne Sesam) und wir geniessen das Segeln, faulenzen oder lesen. Um 2h gehe ich in meine Koje um etwas zu schlafen (meine Nächte bestehen ja jeweils nur aus 3h und 2 h Schlaf). Ich erwache durch den Schlag einer riesigen Welle vom Luv gegen den Rumpf der Aranui, kubikmeterweise ergiesst sich Wasser übers Deck. Die Aranui neigt sich nach Lee, dann ein Knall und ein Schrei! Ich jucke auf und sehe Sharon beim Niedergang am Boden liegen. Sie war in der Küche mit dem Abwasch beschäftigt und wurde von der Welle ca 2 m an die Toilettentüre hinüberkatapultiert. ** Sie ist kaum ansprechbar, aber nicht bewusstlos, stöhnt und hält sich den Kopf.

Was jetzt? Im besten Fall ist das eine schwere Hirnerschütterung und ein paar dunkelblaue Flecken, im schlechtesten... daran wage ich gar nicht zu denken. Sie hält sich den Kopf und den Rücken. Auf die Frage hin, ob sie sich bewegen kann, kaum eine Antwort, aber wir sehen, dass sie mit den Händen nach den Schmerzstellen greift. Sie versucht sich zu drehen. Ok, sie kann sich bewegen, also versuchen wir sie ganz vorsichtig in Seekrankenkoje zu bringen (Leekoje im Saloon). Das ist leichter gesagt als getan. Wir befinden uns hier nach wie vor auf einer Achterbahn und müssen uns immer festhalten. Sie muss über das Leebrett der Koje hinweg hineingelegt werden. Es ist ziemlich chaotisch hier unten in der Aranui und wir sind jetzt an dem Punkt angelangt wo man nachträglich sagen würde «Stop, Denken, Handeln». Leider sind wir eher im Chaosmodus und heben Sharon so vorsichtig es geht über das Brett in die Koje hinein, welches seitlich ein Runterfallen verhindert (nachträglich würde man natürlich das Brett abmontieren und wieder hin montieren... ).

Sie ist knapp ansprechbar und erschöpft vom in die Koje ‘steigen’  (ich merke wie sie mit den Beinen mithilft – Gott sei Dank!). Ihr Blutdruck und Puls sehr niedrig, sie antwortet nur teilweise und zögerlich, es ist eher ein Hauchen mit ein paar Worten, und sie will nur schlafen, ist sehr müde.

Das ist ernst, sehr ernst. Ein Pan Pan bringt hier weit draussen im Indischen Ozean nichts, also versuche ich gezielt über Funk einen der Ärzte in der Flotte zu erreichen, erst über VHF und dann über SSB, was mir aber nicht gelingt. SSB haben die meisten abgeschaltet, da der Stromkonsum hoch ist. Zweimal pro Tag, um 9 und um 5 wird es aber von allen eingeschaltet und abgehört. Ok, dann eben per mail über Iridium Sat. Dazu muss ich wie immer das Satellitentelefon an den freien Himmel bringen (die vorinstallierte Antenne funktioniert leider nicht). Ich öffne also das kleine Luk über dem Kartentisch, was ich sonst bei diesen Verhältnissen nie machen würde, aber diese mail muss JETZT raus. Wie vorprogrammiert neigt sich die Aranui ins Lee und die Reelingstützen tauchen im Wasser ein was eine riesen Fontaine zur Folge hat – direkt rein durch die kleine Luk. 20 l Wasser  über den Kartentisch und die Instrumente. Wahrscheinlich nur eine Sekunde lang, aber es scheint mir, wie wenn ich die längste Zeit zuschaue wie sich ein Wasserfall auf Karte, Bücherschapp, PC und die ganze Elektronik ergiesst. Der Anblick total korrodierter Geräte kommt mir vor Augen... Dann macht es Zisch..... und es stinkt es nach Strom... und dann gibt das SSB (Kurzwellenfunk) seinen Geist mit einem letzten Biip auf. Das triefende Satellitentelefon welches ich aus dem Fenster gehalten habe geht auch nicht mehr....

Und dann kommt es mir vor, wie wenn ein Schalter umgelegt wird: Überlebensinstinkt, Adrenalinschub?? Ab diesem Zeitpunkt bin ich völlig klar im Denken und Handeln, die Panik ist vorbei. Ich merke wie es jetzt vorwärts geht, was wichtig ist mitten im Indischen Ozean unter diesen Bedingungen. Wir sind noch 800 Meilen weg von Mauritius, die Wellen ca. 4m hoch und der Wind steigt und ist bereits bei 29 Knoten.

Celine ist draussen und hält die Aranui auf Kurs, beobachtet, dass keine anderen Boote im Weg sind. Sie ist nicht ganz seefest unter diesen Bedingungen und kann deshalb im Moment unten nicht helfen. Damit muss ich mich im Moment aber nicht ums Segeln und Ausschauhalten kümmern, sie macht das bravurös. Sie ist durchnässt von den Wellen welche sich übers Cockpit ergiessen und langsam auch kalt und zieht sich mitten im Sommer Ölzeug über.

Ich sitze am Kartentisch und habe Sharon in meinem Blickwinkel vor mir. Sie wirkt apatisch aber ist bei Bewusstsein. Leider kann sie die Augen nicht mehr öffnen, was ein Rückschlag ist. Als erstes beginne ich kurz alles abzutrocknen, ich benötige die Kommunikationsmittel dringend, was immer davon übrig geblieben ist. Die PCs sind offenbar heil geblieben, weil sie in einer Neoprenhülle drin waren. Als nächstes benötige ich das Satellitentelefon, welches nass wurde (sollte eigentlich wasserfest sein). Ich hole den Elektrokontaktwunderspray und spraye das ganze Telefon einfach mal richtig ein. Es ist triefend nass und stinkt nach irgendeinem Benzin/Öl Gemisch?? Und siehe da, tatsächlich, nach 2 Minuten läuft es wieder.

Neben uns ist ‘Mad Monkey’ mit Mark, Helen, Josh und Jaques an Bord. Wir sprechen uns kurz ab und ich bitte sie, uns zu begleiten. Sie wechseln den Kurs und segeln die ca. 8 Meilen auf uns zu. Sie werden uns die nächsten Tage über im Abstand von 1-2 Meilen begleiten. Ein Garant für Schlaf und moralischen Support. Die Kommunikation läuft über VHF.

Ich suche die Notfallnummern hervor (die sind tatsächlich wo sie sein sollten) und kontaktiere das MRCC (Maritime Rescue Coordination Center) in Falmouth (England) – MRCC Falmouth aus sprachlichen Gründen. Man hat dort die Möglichkeit sofort einen Arzt ans Telefon zu bekommen. Sofort wird dann aber wegen Iridium Kontaktabbruch doch ein paar Minuten später. Aber schliesslich schaffen wir es. Nach einer guten Viertelstunde habe ich alle Details durchgegeben und das Fazit des Arztes ernüchternd: Sie muss so rasch wie möglich abgeborgen werden per Heli oder Boot... Ich glaube nicht, dass der freundliche Herr realisiert hat wo die Koordinaten sich befinden, welche ich ihm durchgegeben habe... Als ich ihm sage, dass wir noch 800 Meilen bis Mauritius vor uns haben meint er nur, »dann können sie eigentlich nichts machen ausser warten bis sie im Hafen sind und Schmerzmittel geben». Er verschreibt Sharon 4 Tabletten Panadol pro Tag und Flüssigkeit. Ruhe und still lagern (super, bei diesem Wellengang – der PC kommt mir gerade wieder entgegengeschlittert über den Kartentisch). Das für mich Beängstigende ist, dass Sharon keine Schmerzen hat und die Augenlieder nicht öffnen kann...

Die Kontaktperson vom MRCC sagt mir noch, dass ich sie jederzeit kontaktieren könnte und empfiehlt, MRCC in Mauritius kontaktieren. Die könnten uns vielleicht mehr anbieten. Die zwei freundlichen Herren vom MRCC Mauritius erklären mir abwechslungsweise, dass sie versuchen Boote umzuleiten welche sie über AIS in meiner Nähe sehen... z.B. Mad Monkey und PretAixte ... ich erkläre ihnen dann, dass wir bereits in Kontakt sind und zusammen gehören. Einen Heli gibt es nicht auf Mauritius und könnte sowieso nur 250 Meilen weit fliegen, offenbar auch kein Maritimes Rescue Boot (was ich sehr befremdend finde, da sie ja eine offizielle MRCC Station sind).

Ok, dann sind wir also erst mal auf uns alleine angewiesen. Um 1700 ist Funkrunde und da wird Mark von der Mad Monkey dann über SSB den Kontakt mit einem der Ärzte in der WARC Flotte herzustellen versuchen. Bis dann schreibe ich ein paar mails um Fakten festzuhalten und all jene zu informieren, welche in dieser Situation mithelfen könnten: Arzt, Mad Monkey, Blue Pearl (das nächste Boot vor uns), und ‘rally control’ von der WARC.

Um 1730 bin ich dann übers Satellitentelefon mit einem Arzt in der Flotte verbunden und bekomme klare Instruktionen, was ich machen muss: Puls messen, Blutdruck messen, sie muss jede Stunde geweckt werden, Fragen beantworten und die Glieder bewegen, Tests mit Augen und Pupillen etc. – und so rasch wie möglich eine Evakuation für ein CT von Kopf und Rücken.

Wir legen eine Matratze neben die Koje von Sharon, wo sich Celine niederlässt, und machen ab jetzt stündlich medizinische Checks gemäss Anweisungen, dazu muss sie Sharon jede Stunde wecken.

Den ganzen Tag über gibt es viel e-mail Korrespondenz mit wo, wie, wer, was, wann etc. und nach wie vor ist bez. einer Evakuation des Patienten alles ziemlich unklar (oder eben klar, dass nichts dergelichen möglich ist). Auf jeden Fall sind wir mit 7 Knoten unterwegs in Richtung Mauritius und schlimmstenfalls eben mit Sharon unterwegs bis dorthin, was eine lange Reise wird.

Da Sharon nichts trinkt, versuche ich einen IV Zugang zu legen um sie zu hydrieren. Auch wenn der Zugang mit dem ersten Versuch eines Butterflys in die Vene zu stechen gelingt und Blut rausfliesst, geht leider keine Flüssigkeit rein. Vermutlich habe ich zu viel Zeit damit verbracht, Anleitungen zu lesen wie man diese Dinger administriert. Nach zwei Versuchen gebe ich auf... Dann eben doch schluckweise Coca Cola, was Sharon aber eigentlich refusiert.

Daneben segeln wir übrigens noch mit 35 Knoten Wind, Sturm und bis zu 4 m hohen Wellen....

Irgendwann kommt dann doch der erlösende Funkspruch, resp. mail; Das Coast Guard Schiff Barracuda hat Kurs auf uns genommen, ist aber noch 400 Meilen weit weg. Was dieses Boot genau machen kann, wie gross es ist, oder was  es mit sich bringt wissen wir noch nicht.

Bald mal realisieren wir, dass wir beide kurz vor einem Blutzuckersturz sind. Ravioli und vorgemachte Tomatensauce sind angesagt. Zum Frühstück jeweils Müesli mit frischen Äpfeln und gefrorenen Beeren. Soweit unsere Versorgung für Celine und mich.

Der Tag vergeht und Sharon geht es leicht besser. Und dann kommt für uns ein grosser Moment: Sie kann ihre Augenlieder selber wieder öffnen, was uns einen moralischen Booster gibt. Soweit so supergut. Keine Verschlechterungen in keinem der Parameter die wir beobachten, und sie ist immer ansprechbar. Sobald wir sie aber sich selber überlassen, schläft sie erschöpft ein. Wir bringen sie immer wieder in Seitenlage wegen potentiellem Übelwerden. Irgendwann wird sie bewusstlos. Nein, das darf nicht wahr sein: ich versuche sie mit ‘Anschreien’, in die Backen klauben etc. wieder zurückzuholen. Erst nach 3 Minuten macht sie die Augen wieder auf. – Noch sehnlicher warten wir auf ein kleines Dreieck auf dem Kartenplotter, welches uns entgegenkommt und welches Barracuda heisst....

Gegen Abend dann plötzlich der Funkspruch: «Sailing Vessel Aranui, Aranui, this is Coast Guard Vessel Bararcuda - we are 70 miles away from you!” Dann müssen wir Sharons Zustand beschreiben, unseren Kurs angeben, Geschwindikeit, Position etc.

Gegen 22h00 ist das Coast Guard Vessel dann sichtbar. Es ist ein 80 m langes Patroullienboot der Mauritianischen Coastguard mit 65 Personen Besatzung an Bord. Sehr erfreulich ist, dass auch ein Arzt dabei ist. Ab jetzt ist der Captain des anderen Bootes ‘in charge’. Er koordiniert die Rettungsaktion, ich kann höchstens noch ein Veto einlegen, falls ich es nicht verantworten kann für unseren Patienten oder Aranui.

Wir werden informiert, dass Sie trotz den 4 m hohen Wellen und den 35 Knoten Wind einen Versuch machen werden im stockdunkeln (hätten wir gewusst, mit was für einem Dinghy sie kommen wollten, hätten wir bereits gewusst, dass diese nächtliche Aktion abgebrochen werden muss). Die Barracuda versucht sich in unserem Luv in den Wind zu stellen, damit wir Wind und Wellenschatten erhalten. Sie kommt bedenklich nahe, aber ich realisiere bald mal, dass der Captain sein riesen Boot wirklich unglaublich im Griff hat. Die Wettersituation ist aber so schlecht, dass wir keinen leeseitigen Schutz spüren. Um 23h30 wird die Aktion abgebrochen und der nächste Versuch auf den Morgen verschoben. Unsere Moral sinkt kurzfristig mal in den Keller.

Die Barracuda begleitet uns während der Nacht und wir können ‘ruhig’ schlafen gehen (ausser den stündlichen Checks von Sharon). Entweder Mad Monkey oder die Barracuda werden uns wecken, falls etwas im Weg sein sollte. Unser Autopilot steuert die Aranui durch die Nacht. Beim ersten Licht stehe ich auf und mache uns Frühstück, wir sollten für die Aktion die jetzt dann folgt so fit wie möglich sein.

Um 0830 werde ich angefunkt, das Rettungsboot sei im Wasser und unterwegs zu uns. Ich versuche es in den Wellen zu finden sehe aber nichts. Dann kommt der Funkspruch mit der Anweisung, die Aranui in den Wind zu stellen, weil uns das Rettungsboot nicht einholen kann. Dann sehe ich auch warum; ein kleines 3m langes schwarzes Dinghy mit Aussenborder schwimmt auf den Wellen rauf und runter. Ich verliere es immer wieder aus den Augen bis plötzlich nach etwa 3 Minuten hinter mir einer ruft. Neben der Aranui wird das schwarze Dinghy mit 4 Mann Besatzung regelrecht rauf und runterkatapultiert. 4 Mann mit einer Bare, ein paar Schoten mit Affenfaust und einem Blick der sagt: Wir machen das Menschenmögliche um Sharon da rüberzubringen. 2 haben Schwimmwesten an und sind klatschnass und zwei sind im Neoprenanzug mit Messer ‘bewaffnet’. Einer schwingt sich im richtigen Moment mit einer fast einsteigenden Welle über die Reeling. Dann kommt der zweite hoch und irgendwie schafft es sogar die Bare auf die Aranui. Im nächsten Moment wird das Dinghy wieder 3 m wegkatapultiert. Schon alleine das an Bord kommen ist ein Abenteuer. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie Sharon einladen wollen oder wie die 5 dann im Dinghy Platz haben werden.

Wir ziehen Sharon warm an, auf Anweisung ohne Schwimmweste – der Blick der Neoprenmänner garantiert fürs Schwimmen auch wenn sie ins Wasser fallen würde. Dann wird sie mit einem Brett ins Cockpit gehievt, da die Bare zu gross ist um in den Saloon runter genommen zu werden. Die Wellen sind nach wie vor da und werfen uns im Schiff herum, während wir versuchen das Brett so ruhig wie möglich zu halten, immer dran denkend, dass sie eine Rückenverletzung haben könnte. Sharon hält sich unglaublich und ich hoffe einfach, dass sie nicht all  zu viel davon mitbekommt.

Dann schieben wir sie in die Bare, eine orange Plastikschale, welche irgendwie schräg im Cockpit steht. Darauf wird sie mit Gurten fixiert. Der Plan ist sie hinten fussvoran ins Dinghy zu schieben. Der Dinghypilot hat aber Angst unters Heck gedrückt zu werden und will sie auf der Seite übernehmen (Wellen immer noch über 3 m und 25-28 Knoten Wind). D.h. Sharons Kopf ist auf der falschen Seite. Die Bare zu drehen ist nicht möglich, das Cockpit zu eng. Manchmal sehen wir das Dinghy neben der Aranui, und manchmal verschwindet es neben der Aranui. Im Intervall von ein paar Sekunden geht es mal 2 m rauf und wieder runter. Verzweifelt versuchen sich die Jungs an unserer Gennakerschot festzuhalten, welche immer etwas über Bord hängt. Die Bare mit Sharons Kopf ist bereits auf der Reeling aufgestützt als DER Moment kommt (‘wenig’ Welle), wo die Bare übergeben werden kann. Schwup und sie geht kopfvoran zwei Meter runter und wird dort von den dreien im Dinghy entgegengenommen, die sich gleichzeitig versuchen an der Aranui festzuhalten - etwa 20 Hände wären jetzt gefordert. Tatsächlich, der eiserne Wille, dass alles gut kommt, und der fast übermenschliche Einsatz der Crew bringt die Bare im richtigen Moment zum stoppen und nach weiteren Sekunden liegt sie mitten im Dinghy drin. In dem Moment kommt wieder eine Riesenwelle und schwemmt das Dinghy weg. Der 4te Mann an Bord der Aranui muss noch geholt werden. Auch das klappt schliesslich und dann kommt bereits der Funkspruch von der grossen Barracuda, die Aranui soll sich freihalten, damit sie auf das Dinghy zufahren könnten.

Ich sehe wie das Wasser nur so über und in das Dinghy hineinspritzt, habe in den letzten Minuten aber auch realisiert, dass die 4 Mauritianer alles machen werden, um Sharon sicher auf die Barracuda rüber zu bringen. Wir können im Moment nichts mehr für sie machen. Wir setzten die Segel wieder und nehmen Kurs auf Mauritius. Nach 20 Minuten kommt der Funkspruch, dass Sharon  sicher in einer Kabine ist und ein Arzt bei ihr sei. Wir atmen etwas auf und es kommt eine riesen Erleichterung über uns. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass Sharon wieder gut und schnell gesund wird. Wir drücken die Daumen. Die letzten 36h haben gewaltig an unseren Kräften und Nerven gezehrt. Wir sind erschöpft.

Mad Monkey offeriert, nach wie vor uns zu begleiten, dass wir zu unserem Schlaf kommen. Vielen Dank Mark, Josh, Helen und Jaques! Vielen Dank für den unglaublichen moralischen und ärztlichen Support der ganzen WARC Flotte und die organisatorischen Unterstützung in Mauritius des World Cruising Clubs – die brachte die Baracuda erst den ‘richtigen’ Kurs und wird jetzt für die optimale Behandlung schauen.

Ein erfolgreiches Abbergen mit übermenschlichem Einsatz der Rettungskräfte des Coast Guard Vessels Barracuda und für unsere Sichtweise mit veraltetem Rettungsmaterial – wie auch immer, sie haben es mit ihrem Willen und ihrer Energie wettgemacht und geschafft und dafür gebührt ihnen unser grösster Dank. Sharon ist auf dem Weg ins Spital. Jetzt können wir nur noch auf gute Genesung hoffen. (24h später: über Funk erfahren wir, dass Sharon offenbar grosse Fortschritte gemacht hat und bereits wieder lachen und sich leicht unterhalten kann!)

*Name zum Schutz der Person geändert.

** Laut Empfehlung der Fachliteratur sollte die Kombüse mit einem starken Gurt ausgestattet sein, was auch bei uns der Fall ist. Beim Kochen sollten Ölzeughosen getragen werden – was in der Realität ein Unding ist, wie alle wissen, die bei 40 Grad Temperaturen unterwegs sind. Es handelt sich also um ein  Abwägen zwischen ‘Sprung in Sicherheit vor überschwappenden kochenden Esswaren’ oder ‘Nichtfestgehalten worden sein bei Wellengang’. Jeder erfahrene Seemann oder jede erfahrene Seefrau wird auch in Zukunft diesen Entscheid selber treffen müssen.