7. Oktober 2018 – Tee Logistik

Niki.schmidt.warc
Sun 7 Oct 2018 20:13

17:13.000S 078:40.900E

Es ist wieder einmal grau als ich aufstehe. Das Wasser ist grau, der Himmel ist grau, die vorbeiziehenden Wolken grau, die Streifen der Aranui grau.... und alles in verschiedenen Grautönen. Zum Glück ist die Stimmung an Bord nicht grau sondern sehr gelöst, trotz der seit 6 Tagen sich versteckenden Sonne. Es ist kühler geworden, wir haben teils auch tagsüber lange Hosen an und ab und zu eine Jacke oder einen Faserpelz. Die Wettervorhersage bringt nicht viel Neues: Es bleibt wie es ist, mit etwas auffrischendem Wind am Mittwoch und Donnerstag auf 30 Knoten und dann aber wieder abnehmend Richtung Wochenende (und da hoffen wir doch schon, dass wir bald mal da sein werden). Eigentlich müsste man sagen, die Fische fliegen hoch – es gibt schönes Wetter. Wir sind wieder mal dabei die toten Fische zu entsorgen. Céline hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass sie die Fische, welche tagsüber lebend auf Deck landen, vor dem Untergang rettet. Sie hängt sich ein und macht ihre Tour aufs Vordeck um den Fisch jeweils wieder ins Wasser zurückzuwerfen. Wir sind nicht die einzigen, die am Morgen jeweils so viele Fische auf dem Deck haben. Emily Morgan hat heute morgen 77 Fische zusammengetragen. Da wir aus Sicherheitsgründen unser Steaminglight angezündet haben, beleuchtet dieses Licht die obere Genua nachts. Ich habe mir überlegt, ob dies die Fische vielleicht anzieht, aber auf der anderen Seite, landen sie ja auch tagsüber auf dem Deck...?

Ich muss zugeben ich habe logistisch in einem Punkt absolut versagt. Der Nachschub an Schwarztee ist ins Stocken geraten und die letzten Teebeutel werden vermutlich heute aufgebraucht sein. Man müsste also genauer auf die Gewohnheiten der einzelnen Crewmitglieder  Rücksicht nehmen. Eigentlich war es ja klar, dass wenn wir eine Seglerin aus England dabei haben, dass diese dann nicht nur zum Frühstück einen Schwarztee (mit Milch ohne Zucker) trinkt sondern noch etwa 10 Tassen mehr verteilt über den Tag. Offenbar ist das ansteckend und auch Céline hat ihren Konsum von Schwarztee beträchtlich erhöht (mit Milch und Zucker – zum Glück haben wir wenigstens genügend Zucker...). Ich bleibe beim Espresso aus der Maschine welche einem entgegenkommt im Wellengang...

Die letzten Bananen werden heute von Karen zu Muffins verarbeitet. 12 Muffins, 4 davon glutenfrei... es sind auch die, welche nicht ganz so gut sind. Unsere sind köstlich zum ‘Afternoon-Tea’.

Früchte und Gemüse gehen dem Ende entgegen. Die letzten normalen Kartoffeln musste ich heute über Bord werfen, sie waren alle aufgeblustert und fast flüssig im Inneren. Der stete Nieselregen und das Salzwasser, welches laufend über das Netz spritzt hat ihnen wohl nicht so gut getan. Was noch bleibt sind Zwiebeln, Knoblauch, Süsskartoffeln und Äpfel.

Den ganzen Tag über segeln wir mit nur einem Reff im Segel. Der Wind hat leicht abgenommen und die sehr mühsame Düngungswelle ebenfalls. Es ist etwas ruhiger geworden auf der Aranui. Leider hat er auch etwas mehr nach Osten gedreht, was leider nicht ganz mit unserer Kurswahl übereinstimmt. Wir können nicht mehr direkt auf Mauritius zusteuern, sondern im Moment eher etwa 10-15 Grad südlich der Insel. Laut Windvorhersagen sollte das aber wieder ändern. Wir luven soweit an, dass die Segel sauber stehen und wir nicht tiefer kommen als über den 20. Breitengrad. Da liegt nämlich Mauritius. Falls es doch so wäre, Genua ausbaumen oder ev. Halsen.

So langsam freue ich mich wieder mal auf ein Glas Wein oder ein Bier und stelle mir das bereits vor, in Mauritius am Hafen in einem der kleinen Bistros (ich hoffe das ist keine Illusion). Wir trinken schon seit längerem nichts mehr – alkoholmässig..., wenn wir jeweils auf Überfahrt sind.

Das letzten mal war ich vor etwa 20 Jahren in Mauritius. Ich bin gespannt, wie es dort aussieht. Meine einzige Erinnerung an damals sind etwa 30 Seeigelstacheln in meinen Füssen und die wolligen Schafsköpfe, welche auf dem Markt zu Hunderten verkauft wurden.

1109 Seemeilen von 2400 bis Mauritius...