3. Oktober 2018 – Wind und Welle n, aber nicht immer ganz von der guten Seite

Niki.schmidt.warc
Wed 3 Oct 2018 18:07

13:54.500S 091:11.400E

Die Nacht ist eher mühsam. Zwischen Nachts um 0000 und morgens um 0500 reffe ich sicher 5 oder 6 mal und dazwischen muss ich wieder ausreffen. Wenn man das alleine macht, ist man praktisch auf die elektrischen Winchen angewiesen, ansonsten gehen diese Manöver viel zu lange. Während dem Reffen ist das Boot nicht in einer stabilen Lage sondern treibt eigentlich leicht mit dem Wind, während dem die Segel flattern. Deshalb sollte alles relativ schnell gehen.

Zwischendurch fällt der Wind komplett zusammen (4 Knoten Wind  und wir stehen praktisch still zwischen den Wellenkämmen und den Wellentälern – d.h. keine Vorwärtsbewegung, aber dafür umso mehr Geschaukel). Ich sage mir: warten, der Wind kommt schon wieder, aber nach 10 Minuten schlagen die Segel so hin und her, dass ich den Motor starte, die Genua einrolle und das Gross runternehme. Nach weiteren ZWEI! Minuten ist der Wind wieder da mit 15 Knoten. Das geschieht innerhalb einer Stunde zweimal! Es ist zum Verzweifeln. Wieder in den Wind schiessen - die Wellen sind aber so hoch, dass sie während dem Manöver mindestens zweimal ins Cockpit platschen – und das Gross setzten. Dann die Genua wieder raus. Wir segeln mit gutem Wind während vielleicht einer halben Stunde, dann ist er wieder weg und das ganze fängt von vorne an. Nichts mit einer ruhigen Nachtwache. Meine zwei Mitseglerinnen liegen zwar in ihren Kojen, müssen sich aber den Winchenlärm anhören. Wenn die richtig losrattern, dann dröhnt es unten in der Koje wie in einer Trommel drin, wenn ein Trommelwirbel geschlagen wird.

Irgendwann ist es dann 0500 und Karen übernimmt von mir. Ich reffe nochmals und rolle die Genua ein. Damit hoffe ich etwas Schlaf zu bekommen, ohne geweckt zu werden. Aber dem ist natürlich nicht so, da der Wind wieder zusammenfällt und wir mehr Segel brauchen. Um 6 helfe ich Karen, das Gross wieder auszureffen. So geht es eigentlich den ganzen Tag weiter. .... ich hoffe das geht nicht so bis Mauritius. Wir kommen zwar vorwärts, aber es ist sehr anstrengend. Es ist weder gefährlich, noch unsicher, aber eben einfach sehr kräfteraubend, resp. schlafraubend.

Um mal etwas anderes zu machen, backe ich noch Brot: Das normale feine ARANUI Brot und jetzt natürlich auch glutenfreies Brot für Karen. Das ist für mich eine Kunst, da wir nicht alle Zutaten dafür haben. Kurz vor Abfahrt hat mir noch jemand den ‘Leim’ für das glutenfreie Brot in die Hand gedrückt, leider weiss ich weder was das für ein Pulver ist, noch wie viel ich davon nehmen soll. Ich versuche mein Glück mit je einer Portion Cocosflocken, Haferflocken, Reismehl und noch irgendein Chinesisches Wurzelmehl, dazu eine Portion ‘Leim’. Wie sich erst einmal herausstellt beim Händewaschen nach dem Kneten, ist dieses Leimpulver extrem haftend an der Haut! Und beim Versuchen des Brotes müssen wir dann feststellen, dass ich vermutlich etwas zu viel ‘Leim’ beigemischt habe – trotzdem, Karen geniesst es zum ersten Mal auf dem Schiff Brot gebacken zu bekommen. Also nächstes mal nur noch 20% einer Portion, aber eben auch hier ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Ich habe gesehen, dass sich zwei Verstärkungen gelöst haben, eine an der Genuaschot und eine am Genackerfall (auch für den Code 0 gebraucht). Wir lösen also die Schoten und ziehen sie bis ins Cockpit hinein. Dort wird dann der Mantel wieder an die Schot genäht. Und schon sind wir wieder funktionsfähig.

Am Nachmittag liefern wir uns ein kleines Rennen mit der Cayuse, das sind gute Freunde aus Amerika. Die Cayuse ist ein Catameran. Auch sie sind am Hüpfen und Turnen in den Wellen. Wir fahren einen etwas südlicheren Kurs und bekommen dadurch etwas mehr Tempo (härter am Wind). Natürlich müssen wir anschliessend wieder Tiefe fahren können. Dazu baumen wir dann die Genua auf der gegenüberliegenden Seite des Grosssegels aus und nehmen die Reffs raus. Wir schaffen es nach gut zwei Stunden wieder an ihnen vorbei zusegeln. Dann beratschlagen wir zusammen über Funk, wie wir das Problem der schlagenden Segel lösen könnten. Cayuse schlägt vor alle Segel runterzunehmen und nur noch mit dem Code 0 zu fahren. Mir ist das etwas zu riskant. Unser Code 0 ist ein sehr leichtes Segel, welches in diesen Wellen drin sicher Schaden nehmen wird. Wir reffen wieder mal aus und sezten die volle Genua. Und dann läuft es wieder wunderschön. Den ganzen Nachmittag hindurch segeln wir mit mehr oder weniger Bocksprüngen, aber mit wenig Segelschlagen Richtung unserem Ziel. Der Wind frischt auf und nach dem Nachtessen haben wir 23 Knoten... Also wieder reffen....

So segeln wir in die Nacht hinein. Das Log zeigt 343 Meilen (von 2400), aber immerhin. Nach wie vor ist alles gut und sicher an Bord. Es zischt und gurgelt draussen und der Wind pfeifft. Und es ist stockdunkel, kein Mondschein.