1_Oktober 2018 – Cocos Keeling

Niki.schmidt.warc
Mon 1 Oct 2018 19:30

12:31.500S 095:39.900E

Cocos Keeling – ein Name wie aus der Südsee, aber wir sind bereits im Indischen Ozean. Der Name hält aber was er verspricht. Inseln mit Kokospalmen, Sandstrände soweit das Auge reicht und dazu Wasser in allen Farben: Blau, hellblau, türkis und das in allen verschiedenen Variationen.

Cocos Keeling besteht aus 4 Hauptinseln, wobei nur 2 bewohnt sind. Wir haben vor einer der unbewohnten Inseln geankert: Direction Island (früher war das die Ratteninsel...., wir haben aber nur noch einige wenige gesehen). Auf den bewohnten Inseln gibt es je ein kleines Dorf, welches mit dem andern mit einer Fähre verbunden ist. Die zwei Dörfer sind sehr ruhig, man sieht kaum jemanden, man merkt, dass die Inseln unter strenger Australischer Subvention stehen. Man muss hier nicht wirklich arbeiten. Der einzige Geschäftstüchtige ist der Pizzaiolo, welcher gleichzeitig das Catering für unser BBQ auf Direction Island macht, der Bäcker im Dorf ist und dazu noch ein Salz und Kokoscreme, Lippenbalsam etc. herstellt. Mit einem Glasbodenboot machen wir einen Ausflug mit Pete, welcher uns all die wunderschönen Orte auf Cocos zeigt. Er weiss viel über die Geschichte und die Bevölkerung, ist hier selber als Weltumsegler vor 30 Jahren hängengeblieben. Faszinierend sind die total verrosteten riesigen Kanonen aus dem zweiten Weltkrieg, welche hier vor sich hin rosten. Die Kanonen haben nie einen einzigen Schuss abgegeben.

In der Lagune selber, welche zwischen all den Inseln liegt, kann man nicht segeln, da es sehr viele nicht kartographierte Untiefen hat. Die Fähre, die uns nachts nach einem Pizzaausflug wieder auf Direction Island bringt, hat etliche Mühe, den Weg zu finden – es ist schon etwas beunruhigend, wenn die Besatzung mit den Taschenlampen nach den nächsten Kardinalbojoen suchen muss... es handelt sich um die offizielle Fähre, die aber normalerweise nur am Tag verkehrt.

Wir liegen also vor Direction Island vor Anker. Der Grund ist sehr gut, Sand worin sich der Anker so richtig eingegraben hat. Das ist erfreulich, da es 6 Tage lang mit 20-30 Knoten windet. Wenn wir mit dem Dinghy ans Ufer fahren, dann immer im Badeoutfit, da wir bis zum Ufer sowieso triefend nass sind. In der Bucht hat es ein paar Haie, welche uns immer wieder besuchen. Es sind vorwiegend Blacktips, zwischen einem und 1.5 m länge. Wie wir auf Karens’ Kamera dann bald mal sehen, haben sie ein tadelloses Gebiss: Einer der Haie beisst nämlich in die laufende Kamera unter Wasser! Und tatsächlich, sogar Celine schafft es hier ins Wasser zum Schnorcheln – mit den Haien! (aber es hat schon ziemlich Überwindung gebraucht!)

Wir verbringen die Zeit mit Schnorcheln, Landgängen, Besuchen auf den Nachbarinseln (wo es einen Wifi Hotspot gibt!), Grillieren am Strand und viel Gelächter und Geplauder mit all unseren Nachbarbooten – und natürlich wie immer, mit etwas Flicken und Basteln. Kästchenverschlüsse ersetzten, Filterreinigung und Filterwechsel, Abnähen von Tauen, Spleissen und Reinigen etc. Wie heisst es so schön: Es gibt immer was zu tun!

Heute morgen war es dann wieder soweit, wir wollen weiter Richtung Mauritius und der Afrikanischen Küste. Und es kommt wie es kommen muss, nachdem wir uns alle auf den tüchtigen Wind gefreut haben, welches seit einer Woche weht, ist er heute Nacht zusammengefallen. Am Morgen haben wir noch 8 Knoten Wind.

Die Batterien sind geladen, die Wassertanks voll, die Gasflasche ausgewechselt und die frischen Früchte und Gemüse verstaut. Ich backe noch kurz ein Brot und dann heben wir langsam den Anker. Da die Zollbeamten heute morgen viel zu spät gekommen sind, nehme ich an, dass der Start um eine halbe Stunde verschoben wird. Dem ist aber nicht so und beim Start sind wir immer noch mit unserem Brot beschäftigt. Aber auf dieser Etappe kommt es vermutlich nicht so auf den Start an: Es stehen wieder mal 2400 Seemeilen vor uns – und gutes frisches Brot ist gut für die Moral der Mannschaft!

Dieser leichte Wind kommt uns eigentlich sehr entgegen, da wir bei diesen Verhältnissen sehr schnell sind (relativ gesehen zu den anderen). Eine Stunde nach unserem verspäteten Start, sind wir bereits wieder die dritten im Feld. Aber der Wind nimmt immer mehr ab. Der Wellengang leider nicht und so wird es für alle ein riesen Geschaukel: 6 Knoten Wind, 4 Knoten Fahrt und dazu Achterbahnfahren. Die Segel haben absolut keine Freude und knallen hin und her. Die Aranui ächzt und stöhnt. Wir wechseln zwischen Motor, Code 0, Genua etc. und schon nach den ersten 12 Stunden brennen mir die Hände vom vielen Schonten ziehen und aufwickeln. Das fängt ja schon gut an.

Zum Nachtessen kochen wir Rindfleischwürfel mit Kartoffeln an einer Cinzano/Curry Sause.

Der Wind nimmt während der Nacht immer mehr ab und als ich meine Wache übernehme sind wir bald mal bei 2 Knoten Fahrt. Nach versuchen mit dem Code0 und der Einsicht, dass alles nichts nützt, gehen wir zur eisernen Genua über. Seit einer Stunde brummt also wieder mal der Motor.