8. September 2018 – Motoren, Mot oren, Motoren und ganz wenig Seg eln

Niki.schmidt.warc
Sat 8 Sep 2018 18:04

10:19.450S 119:10.160E

Wie mit einem Schalter abgestellt, so machte es den Eindruck, als wir in die Abdeckung der Insel eingefahren sind gestern Nacht. Da muss man eben durch, kein Problem, nachher kommt der Wind ja wieder. Wir motoren etwa 15 Meilen hinter der Insel durch immer noch in der Hoffnung, dass der Wind wieder kommt. Aber dem ist nicht so. Der Wind ist tatsächlich weg. Es war nicht nur die Abdeckung, sondern einfach ein zeitlicher Zufall. Wir sind also wieder am Motoren.

Der Tag ist heiss, die Sonne brennt und wir tuckern dahin. So langsam scheint auf einigen Booten der Flotte der Diesel eng zu werden. Das kleinste und hinterste Boot hat offenbar wirklich so wenig Diesel an Bord (keine Ahnung warum), dass sie bereits jetzt anfangen zu Segeln, auch wenn die Bootsgeschwindigkeit dann nur noch 3 Knoten ist (und die Segel vermutlich unglaublich strapaziert werden). Hmmm, die werden eine Woche nach uns ankommen. Wir haben genügend Diesel auf der Aranui. Ich hatte ursprünglich die Wahl, einen optionalen Wassertank oder einen optionalen Dieseltank einzubauen. Da wir aber einen Wassermacher haben, sind wir darauf angewiesen, dafür auch noch Diesel zu haben, wenn es mal knapp werden sollte. Deshalb fiel damals die Wahl auf den Dieseltank. Wir können mit unserer Dieselkapazität fast 160h Motoren und sind heute bei etwa 75 h angelangt seit Darwin. Ich denke, solange haben wir auf einer Überfahrt noch nie Motoren müssen.

Wir handhaben das generell etwa so; Wir segeln bis die Segel anfangen zu schlagen, d.h. sie beginnen sich selbst unglaublich schnell zu zerstören und das wollen wir natürlich nicht. Es ist also nicht abhängig von der Bootsgeschwindigkeit, welche wir unter Segel machen bei wenig Wind, sondern viel mehr ist unser Entscheid jeweils abhängig vom Wellenbild und den Auswirkungen auf die ARANUI. Es gibt ein paar ‘Puristen’ die hassen den Motor wie die Pest, gehen dann aber lieber in jedem zweiten Hafen in die Segelmacherei um alle Nähte nachzunähen.

Heute konnten wir abends um 1600 die Segel setzten. Es hatte 10-12 Knoten Wind von achtern aber praktisch keine Wellen. Wir sind die letzten 8 Stunden also gemütlich vorwärts gekommen. Jetzt ist der Wind auf 8 Knoten gefallen und die Wellen haben etwas zugenommen. Wir starten einen letzten Versuch mit ausgebaumter Genua. Das geht ca. eine Stunde gut, aber dann beginnt das Grosssegel stark zu schlagen und es ist wieder mal Motorenzeit. Es ist Mitternacht und schweren Herzens, es war so schön ruhig, drücke ich den Motoren Startknopf. Segelbergen und dann geht es weiter. Uebrigens habe ich heute beim Ausbaumen der Genua eine neue Erkenntnis gewonnen: Jedes mal wenn ich den Genackerbaum installiere frage ich mich, was wohl geschehen würde, wenn man dummerweise gerade einen Finger dort hat, wo der Schliessbolzen zuschnellt vorne am Baum? Und heute war es dann so, mein Zeigefinger war drin. Erkenntnis: Es schmerzt, aber der Schaden hält sich in Grenzen: ein paar Blutspritzer und vermutlich etwas blaue Verfärbung wird noch kommen....

Meine Nachtschicht benütze ich dazu, ein Inventar unserer Medikamente zu machen. Lombok hat strikte Einfuhrvorschriften und will ein detailliertes Inventar sehen. Bereits in Australien wurde uns ja das Tramal (starkes Schmerzmittel) versiegelt mit der Kondition erst nach Verlassen von Australien das Schapp wieder zu öffnen (darin waren auch die Weinflaschen, welche der Zoll nicht akzeptiert hat). Es ist erstaunlich, was man alles an Bord hat bez. Medikamenten. Gebraucht haben wir ausser ein paar Pflastern und etwas Panadol und natürlich Stugeron noch nichts bis heute. Ich hoffe dieser Konsum bleibt so tief! Aber im Notfall ist man eben trotzdem auf eine gute Apotheke angewiesen.

Irgendwie stinkt es nach Kompost, während ich diesen Blog schreibe. Das ist mir schon am Anfang aufgefallen. Es stinkt auch nach Abgas, aber das habe ich klar identifiziert, da wir ‘vor dem Wind’ Motoren und der Wind leicht schneller ist als die ARANUI... Aber jetzt ist auch der Kompostgeschmack identifiziert, weil er aus der gleichen Richtung kommt – und dort hängt das Netz wo es immer noch 4 Bananen hat – ich denke heute gibt es wieder mal Bananenbrot!