7. September 2018 – Endlich....

Niki.schmidt.warc
Sat 8 Sep 2018 00:56
10:33.300S 121:07.600E

Ich erwache... mit Motorengeräuschen... wir könnte es auch anders möglich sein. Wir sind noch etwa 30 Seemeilen von der Roti Strait entfernt, durch welche wir hindurch möchten. Meine Idee ist, dass wir näher am Land auf Thermik treffen werden. Offenbar hat sich dies auch die Emily Morgan so überlegt und wir sprechen uns kurz ab. Keiner von uns hat irgendwas gefunden in den Karten und den Handbüchern, was auf ein Verbot hindeuten würde. Normalerweise darf man in territoriale Gewässer einfahren, solange man nicht ankert oder sonst irgendwie an Land geht.

Die Passage liegt zwischen den zwei Inseln Timor und Roti. Gegen 13h sind wir durch und der Wind nimmt tatsächlich langsam (aber wirklich langsam) zu. Wir setzten den Code 0 und plötzlich geht es richtig flott OHNE Motor Richtung Westen. Der Wind wird stärker und plötzlich haben wir 15 Knoten aus achterlicher Richtung. Wunderschön... bis der Wind nach 5 Minuten dreht und zwar um 60 Grad. Es ist mir nicht ganz klar wie das genau geschehen ist. Es war nicht nur eine Böe sondern wirklich ein Winddreher und ab diesem Moment kommt der Wind nicht mehr von SE sondern von SW. Es legt die Aranui etwas flach, das Wasser kommt bis zur Reeling rauf, und wir fallen ab so schnell es geht. Sobald der Code 0 hinter dem Grosssegel ist, kann er eingerollt werden, leider klemmt er wieder mal.... Nach 10 Minuten ist der Code 0 gerollt und wir tauschen ihn mit der Genua. Nun geht es mit einem 60 Grad Amwindkurs Richtung Lombok weiter. Wir möchten gerne ausserhalb der Inselgruppen vorbei, deshalb luven wir so gut es geht.

Endlich ist der Wind da, den wir uns so lange gewünscht haben. Wir bleiben auf dem Kurs 280 Grad und trimmen die Segel (Einstellen der Segel um möglichst schnell zu segeln). Ausser ein paar riesen Frachtern, welche hier bei Westtimor Richtung Norden fahren, sieht man keine Boote. Auch die zu erwartenden Fischerboote im der Roti Strait bleiben aus. Die Tiefe fällt hier nach Westen innerhalb  von ein paar Meilen auf mehrere Tausend m Tiefe. Dieser Graben wurde übrigens im 2. Weltkrieg von den Amerikanern benützt um ungesehen ins Chinesische Meer einzufahren. Heute fahren oben die ganz grossen Tanker und Frachter durch, die welche nicht mal durch den Panama Kanal fahren können, und unten ..... vermutlich immer noch die U-Boote.

Wir haben wunderbaren Wind und segeln so in den Abend hinein. Bettina fotografiert den .... Sonnenuntergang (ja sie sind wirklich schön hier) und dann wird es dunkel. Wir essen Resten von gestern und vorgestern und ich gehe bald mal schlafen. Vor uns sind ist noch ein Frachter der von Norden kommt und ein Tanker der von Süden kommt. So wie es aussieht geht der von Norden hinter uns durch und der von Süden vor uns. Um sicher zu sein, stelle ich den Wecker auf eine Stunde. Nach einer Stunde sind die zwei riesen Boote tatsächlich an uns vorbei.

Um Mitternacht sieht Bettina vor uns zwei Lichter, welche auf dem Radar nichts angeben. Das ist sehr überraschend? Wir nähern uns und müssen bald mal feststellen, dass dies Fischerboote sind, welche dort vermutlich trawlen. Wir luven 30 Grad an und sind jetzt hart am Wind. Die Fischerboote sind fast gleich schnell wie wir und wir brauchen eine volle Stunde bis wir sie überholt haben. Hinter uns kommt ein Touristenboot, hell beleuchtet und man hat immer wieder das Gefühl, dass sie uns fast rammen wollen. Je länger wir fahren, desto näher kommen sie. Wieder liegt vor uns ein Fischerboot, diesmal sogar auf dem Radar sichtbar. Ich komme nicht im luv daran vorbei, muss also stark abfallen. Aber da steht mir dieser ‘dämliche’ Touristenkreuzer im Weg, der von hinten kommt und unter keinen Umständen von seinem Kurs abweichen will. Es ist nachts um 0330 und er kommt von der Seite immer näher. Wir sind vielleicht noch 150 m voneinander entfernt. Jetzt wird es mir zu gefährlich, ich weiss ja nicht ob die da drüben voll Herr ihrer Lage sind, oder ob die Party gerade so richtig abgeht. Ich stelle die Aranui für 2 Minuten in den Wind. Die Segel haben keine Freude, aber es geht nicht anders. Und dann ist er wirklich vorbei, er hat einfach seien Kurs beibehalten. Ich falle wieder ab und wir segeln Richtung Sawu, die Insel die vor uns liegt. Bald mal sehen wir das Leuchtfeuer. Wir segeln mit wunderbaren 8 Knoten ins Lee der Insel und plötzlich ist der Wind weg. Das ist sehr erstaunlich, da die Insel absolut flach ist. Ich hätte angenommen, dass der Wind etwas abnimmt aber nicht von 15 auf 2 Knoten. Ok, dann eben wieder der Motor. Ich starte den Motor und in flachem Wasser fahren wir im Norden der Insel vorbei. Sobald wir wieder aus der Abdeckung sind, werden wir wieder segeln können...