21. August 2018 – Nachts durch d as Great Barrier Riff

Niki.schmidt.warc
Tue 21 Aug 2018 22:25

14:27.300S 144:48.900E

 

Es ist 2100 h und wir segeln der Küste von Queensland entlang, nördlich von Cape Tribulation. Es ist ziemlich dunkel, trotz Sternenhimmel. Der Mond erleuchtet die paar Wolken, welche dann so ein milchiges dunkelgrau abgeben (weder Hai noch Uhu...). Es ist eigentlich eine sehr schöne Nacht aber auch etwas unheimlich.

Wir sind also in Cairns gut angekommen, nach einer Nacht die wir mit dem Motor starten mussten. Dann kam aber bald mal der Wind, und nicht wenig, so dass wir gegen Morgen doch mal fast 30 Knoten auf der Windanzeige hatten. Ich habe trotzdem sehr gut geschlafen während dem die anderen auf Wache waren. Als wir in den Hafen einfuhren, gab man uns erst einen Platz in den wir vor dem Wind hätten hineinfahren müssen. Wir wurden dann aber über Funk aufgefordert einen anderen Platz anzusteuern, da sie vermutlich Angst hatten, dass wir es nicht in den Platz hineingeschafft hätten.

Wir hatten eine super Crew, aber hier in Cairns verabschieden sich Fabienne, Regula und Hämpe von uns.

Cairns selber ist vermutlich die schönste Stadt (vielleicht mit Townsville zusammen) welche wir bis jetzt hier an der Ostküste gesehen haben. Wir wurden herzlich empfangen von Peter Bruder von Ani und auch ehemaliger Megger, der hier mit seiner Frau Christine wohnt und der nun zu uns stossen wird für die nächsten 1100 Meilen.

Am morgen scheint der Wind ziemlich nachgelassen zu haben und wir fahren unter Motor zum Hafen und zu einem 4 Meilen langen ausgebaggerten Kanal hinaus. Kanalaus- und Einfahrten sind immer etwas langweilig, deshalb kommt man ja auf Ideen, vor allem wenn man zwei so Handwerker an  Bord hat die kaum stillsitzen können ohne etwas zu machen. Ich muss mir gut überlegen, was wir noch so alles Sinnvolles machen könnten die nächste Zeit. Im Moment wäre da mal den einen Fender aufzublasen, bei dem wir heute morgen wieder mal gemerkt haben, dass er zu wenig Luft hat. Alle Pumpen und Adapterventile funktionieren aber natürlich gerade für DIESEN Fender nicht. Peter bläst ihn dann kurzerhand von Mund auf...??!!

Dann können wir nach Norden abdrehen. Der Wind nimmt etwas zu und wir segeln mit schönen 12 – 15 Knoten mit Schmetterlingstellung Richtung Cape York. Mit Guacamole auf Pumpernickel und Berocca (zum Mineralisieren des Wassers) segeln wir an einer komplett unbewohnten Küste vorbei. Vieles davon ist Nationalpark oder gehört den Aborigines. Es ist landschaftlich unglaublich schön und total einsam. Obwohl wir in einer sogenannten TSS (Trafic Seperation Scheeme) segeln, hat es praktisch keinen Schiffsverkehr. In den letzten 4 Stunden haben wir gerade mal 2 Tanker gesehen und sonst gar nichts. Man darf sich dieses TSS aber nicht so wie in Europa vorstellen. Die Regeln sagen hier, man sollte im Rechtsverkehr fahren, man muss aber nicht wenn man nicht will (explizit auf der Karte so geschrieben). In dieser TSS sind wir sicher, dass wir keine Untiefen haben (hier fahren auch die Tanker). Es ist wie eine virtuelle Strasse auf dem Meer. Diese fährt im Zickzack zwischen den Riffen des Great Barrier Riffs durch, welches gegen die Nordspitze immer schmäler wird, d.h. der Manövrierplatz wird auch immer kleiner. Da wir unter Segel in dieser Strasse drin sind, müssen wir gut aufpassen, dass wir keine Patenthalsen fahren.

Während dem ganzen Tag nimmt der Wind zu und aber seit etwa einer Stunde ist er konstant bei fast 20 Knoten. Wir haben ein Reff inst Gross gemacht und haben die Genua nur 2/3 ausgerollt. Trotzdem sind wir immer mit 8-9 Knoten unterwegs. Wir brausen in die Nacht hinein. Auf unserer Backbordseite sehen wir die Küste mit den Umrissen der Berge und vor und neben uns blitzen die Leuchtfeuer oder Bojen, welche Riffs und Untiefen anzeigen. Zusätzlich läuft der Radar, mit dem wir immer kontrollieren können, dass das GPS richtig funktioniert. Hier zu segeln bei Nacht ohne GPS wäre fast fahrlässig, wurde man heute sagen, und doch hat man es früher auch gemacht. Man war einfach zu mindestens zu zweit konstant am Navigieren, am Peilen, am Rechnen und am Messen. Die einzige Hilfe welche man früher hatte waren die ersten Radars, welche auf den Segelbooten installiert wurden. Man stelle sich mal vor wie es damals Captain Cook gemacht hat. Er segelte je ebenfalls auf dieser Strecke, einfach ihne Karten, ohne GPS, ohne..... aber ist dann eben bei Cape Tribulation aufgelaufen und musste während mehrerer Monate in Cooktown seine Fregatte reparieren. Aber immerhin, mir ein Rätsel, wie er überhaupt bis hierhin kam.

Der Aranui geht es soweit wieder gut. Die Abwasserleitungen sind entstopft und funktionieren wieder einwandfrei. Auch ansonsten ist sie in einem guten Zustand und die TODO Listen bezüglich Unterhalt (die ja eigentlich nie endend sind) sind trotzdem zurzeit relativ kurz. Das einzige was mich gerade stört ist das laute Knarren im Grossbaum drinnen, seit wir das Reff eingebunden haben. Aber vermutlich ist die Belastung schon gross bei diesen Windkräften und deshalb muss die Aranui etwas stöhnen. Ansonsten läuft sie super und gleitet wunderbar durch die schäumenden Wellen

Ja, eine wunderbare Nacht, aber trotzdem etwas unheimlich in diesen Riffen drin.