R17. und 18. August 2018 – ein ‘ Unglück’ kommt selten allein... Aber auch darüber soll berichtet sein!

Niki.schmidt.warc
Sat 18 Aug 2018 11:58
19:06.750S 146:51.300E

Es gibt einen frühen Start, da wir ca. 60 Meilen vor uns haben. Ich stehe um 0400 h auf, hole den Anker rauf, resp. erst die kurze Trosse mit Gummidämpfer, welche nachts die Schläge dämpft und muss erst mal richtig fluchen. Der Haken löst sich einfach nicht von der Kette, dort wo die Trosse eingehängt ist. Ich brauche einen Schraubenzieher um den Haken zu lösen, während ich mich vorne über den Bugkorb hänge um unten die Trosse von der Kette zu lösen. Schliesslich funktioniert es. Der Anker kommt hoch und ich fahre auf Kurs 290 Grad im Stockdunkeln zur Bucht hinaus.

Leider hat sich das Problem des Schwarzwassertankes noch nicht von selbst gelöst. Der Abfluss ist immer noch verstopft, trotz Anis Schwimm- und Tauchkünsten unter dem Boot, bei gleichzeitigem Raufstopfen eines Schlauches.

Es wird Tag und ein wunderschöner Sonnenaufgang entschädigt ein wenig für die Schwarzwassertankgedanken. Mit dem Aufgehen der Sonne, kommen auch langsam die ersten verschlafenen Gesichter aus ihren Kojen. Es gibt Frühstück und dann, zum Glück nach dem Frühstück....

Plötzlich stinkt es und oh Schreck lass nach, es spritzt und stinkt zum Entlüftungsloch des vorderen Schwarzwassertankes raus. Das darf nicht wahr sein: Ich weiss nicht ob dies eine unglückliche Fügung ist, ein kausaler Zusammenhang besteht, einfach Pech auf der Aranui oder wirklich einfach ein Sch.....zufall ist – Der zweite Tank ist auch voll und läuft nicht mehr ab. Dass darf ja nicht war sein. Seit 15 Monaten funktionieren beide diese Tanks ohne Probleme (Die Biokläranlage war ein anderes Problem) und jetzt innerhalb von 24 h geht nichts mehr. Manchmal sagt man ja, man bräuchte eigentlich gar nicht zwei Toiletten auf so einem kleinen Boot, aber eben, es kann ja sein, dass die Pumpe oder irgendwas sonst mal auf einer der Toiletten defekt ist. Eben bei uns sind es beide.

Es schlägt auf die Stimmung. Wir stoppen kurz unterwegs und diesmal versuche ich es mit dem Schlauch zu entstopfen, aber es funktioniert auch nicht.

Also möglichst schnell nun nach Townsville, eine Grossstadt mit vielen Do-It-Yourself Läden und einer Absaugstation in der Marina.

Wir fahren in die Breakwater Marina ein und halten die Tiefe im ausgebaggerten Zufahrtskanal in Gedanken fest. Wir müssen hier am Morgen ja wieder raus aber eben bei Niedrigwasser. Gemäss Gezeitentabelle sollte es funktionieren mit konstanten 30 cm Wasser unter dem Kiel.

Wir kommen in der Marina an und wollen unsere Tanks absaugen lassen. Man hat us bei Ankunft von allen Seiten eingetrichtert, dass man den Tank ja nicht im Great Barrier Riff entleeren darf, sondern nur in den Marinas absaugen sollte. Auch in dieser Marina gibt es KEINE Absaugstation obwohl hier mindestens 150 Boote Platz haben.

Ani und ich machen uns auf den Weg zum Entstopfungsmaterialeinkauf, während Fabienne, Regula und Hämpe sich um den Esswareneinkauf kümmern. Wir kaufen in einer Art ‘Hornbach’ einfach alles, was es für sanitäre Verstopfungen gibt. Die Leute hinter uns an der Kasse fragen uns, ob wir wohl ein wirkliches Problem hätten.

Wir verbringen einen schönen Abend mit thailändischem Essen in Townsville, geniessen die herrlichen Duschen und die schönen Toiletten im Hafen..

Am Morgen fahren wir um 10 zum Hafen raus, und wie gesagt erwarten wir, dass wir 30 cm Wasser unter dem Kiel haben werden. Kurz vor Hafenausfahrt kommt uns der Hafenmeister in seinem Schlauchboot entgegen und wir fragen ihn nochmals, ob der Kanal wirklich auf 2.5 m ausgebaggert ist bei Tiefwasserstand. Er winkt und ruft: ‘no Problem, just follow me!’. Das ist natürlich super und wir folgen ihm im Abstand von etwa 10 m. Ich finde eigentlich, dass er etwas weit rechts fährt, und auf der Karte laufen wir eigentlich zum ausgebaggerten Kanal hinaus, aber er wird es ja wis...... – Umpf! und wir machen eine sanfte Landung im Schlamm und Schlick und stecken fest, und der Hafenmeister fährt einfach weiter. Also eben nicht, ich glaube der kennt sein Heimrevier gar nicht. Wir geben Retourschub und fahren in den ausgebaggerten Kanal zurück, so wie er auf der Karte eingetragen ist.

Ich fahre nun nicht mehr hinter ihm her, und er fährt demonstrativ? 20 m neben uns. Wir haben 30 cm Wasser unter dem Kiel, so wie wir es berechnet haben. Alles läuft gut und nach 10 Minuten sind wir aus dem untiefen Gebiet hinaus gefahren. Der nächste Halt ist irgendwo draussen, wo wir genügend weit weg sind um den Tank zu entleeren, wenn sich die Verstopfung lösen lässt.

Wir lassen den Anker runter und gehen ins Beiboot, um von dort aus diese Leitungen zu entstopfen. Vorne funktioniert es mit unserer neu gekauften Spiralfeder ziemlich schnell. Wöhrend ich unter die Aranui greife und die Spiralfeder langsam den Abflusskanal hinaufstosse, dreht Ani den Handgriff auf Kommando. Wir kommen durch und können das Problem lösen. Hinten ist es etwas schwieriger, da der Auslass weiter unter der Aranui ist als ich eigentlich in Erinnerung hatte. Ich muss ins Wasser rein und nehme mir einfach vor, dass es keine Krokodile, keine Haie und keine Jellyfishes hat (hat so übrigens funktioniert). Abtauchen und von unten wieder die Spiralfeder mit Wucht durch die Leitung drücken, dann drehen. Und dann kommt es!

Einzelheiten seien dem Leser hier erspart, aber ich habe mich nachher mindestens 20 Minuten lang  eingeseift und geduscht. Maske, Flossen, Badehosen, Kabelbinder, Werkzeug etc. wurde einem Dekontaminierungsprogramm unterworfen.

Aber es war erfolgreich und beide Toilette funktionieren wieder. Wir fahren nach Magnetic Island und laufen mit sauberen und leeren, entstopften Tanks in der ‘Horsshoebay’ ein, eine wunderbare unter Naturschutz stehende Bucht. Interessant ist was man hier unter Naturschutz versteht, preschen doch schon bald die ersten Jetskies an uns vorbei. Aber ab 1600 ist es ruhig. Zum Nachtessen gibt es Curry ‘chez Regula & Hämpe’ und zum Dessert von Fabienne gebackenes Bananenbrot.

Ein ziemlich erfolgreicher Tag – auch das gehört zum Segeln und auch darüber soll berichtet sein!