12. August 2018 – Wal in Sicht!

Niki.schmidt.warc
Mon 13 Aug 2018 03:56

20:08.300S 148:54.711E

Die ersten Sonnenstrahlen scheinen durch unser Backbordbullauge. Ich schaue auf meine Uhr und es ist bereits 0720. Heute Nacht habe ich mir die ganze Badesituation nochmals überlegt und bin zum Schluss gekommen, dass wir das nochmals diskutieren sollten. Australien ist ja bekannt dafür, das alles gefährlich ist was ‘kreucht und fleucht’ und eben auch was schwimmt, in und auf dem Wasser. Offiziell sind wir hier im Krokodilgebiet. Ganz Queensland zählt dazu, aber vorwiegend die Küste. Wir sind jetzt aber auf den Inseln draussen, ca 15-20 Seemeilen vor der Küste. Trotzdem, wir wissen alle, dass die Krokodile auch immer mehr etwa ins Salzwasser hineinschwimmen und sich dort gerne ein paar Leckerbissen holen.... Dazu kommen die Quallen, eine Art ist hier in Australien tödlich, diese ist aber jetzt im Winter nicht aktiv im Wasser, die fallen also mal weg. Dann kommen die Haie, vorwiegend  die Blacktips und die Whitetips, aber man hat hier auch schon Tigersharks und Bullsharks gesehen, und dort wo wir heute Abend übernachten werden, spielen auch die Hammerheads am Eingang der Bucht rum.... All das hat mich dazu bewegt, nochmals eine Warnung an unsere Schwimmer rauszugeben: Wenn im Wasser, dann nicht spritzen, nicht hineinspringen sondern langsam reingleiten, nicht im trüben Wasser und nicht bei Dämmerung etc. Wir sind hier auch nicht an einem offiziellen Ankerplatz, vielleicht hätte ich mir bei einem Ankerplatz in der Nähe der anderen Boote weniger Gedanken gemacht, da dort ja alle baden.

Der Morgen war wunderschön, sonnig und wir haben sogar draussen gefrühstückt. Der Wind ist sehr flau und wir beschliessen möglichst schnell ganz langsam loszusegeln, einfach so dahinzugleiten während wir noch aufräumen sind und den Abwasch machen. Leider ist der Wind dann so schwach, dass wir den Motor starten müssen und gemütlich durch die Inselwelt gleiten... bis plötzlich Adi ruft: da vorne ist ein Wal! Wir schauen alle gespannt nach vorne und sehen erst mal nichts. Irgendwann ist der Wal dann offenbar wieder verschwunden. 5 Minuten später sehen wir ihn alle, er ist etwa 300 m vor uns. Wir fahren ganz langsam auf ihn zu und er bewegt sich ein klein wenig weniger langsam von uns weg.

Leider sehen wir von Weitem nur eine Flosse die hochkommt und wieder verschwindet. Man denkt dann natürlich an die bekannten Bilder von Walen, welche mit einem letzten Flossenschlag abtauchen und erhofft sich, dass man dies hier auch erleben wird. Aber daraus wird nichts. Nach 10 Minuten warten drehen wir ab und steuern wieder auf die Insel Dumbell zu. In dem Moment sehen Fabienne und Regula gleichzeitig nur ca. 150 m neben uns etwas Schwarzes im Wasser, einen Humpack Wal. Ich drehe nochmals ab und fahre ein paar Sekunden in Richtung des Wals und stelle dann den Motor ab. Man darf sich nicht mehr als 100 m einem Wahl nähern. Wir stehen also und warten und siehe da, der Wal bewegt sich langsam auf uns zu und wir treiben mit der Strömung ganz langsam auf ihn zu. Wir kommen uns immer näher. Und plötzlich sehen wir einen zweiten ganz kleinen Wal. Also hier schwimmen 30 m von uns weg eine Mutter mit ihrem Jungen. Das Junge kehrt sich die ganze Zeit und streckt den Rücken der Sonne entgegen, es spielt mit den Sonnenstrahlen, während die Mutter wohlbehütend zwischen dem Jungen und uns eine Barriere legt. Und wir kommen uns näher. Es sind jetzt noch 15m und wir haben das riesen Glück, diese Szenerie von sehr nahe zu beobachten. Wir stehen alle auf dem Bug vorne und die Kameras klicken und das Video rollt (resp. das Iphone). So langsam sind wir etwas nahe und ich gehe zurück zum Steuer und überlege ob ich den Motor starte um retour wegzufahren, aber was ist jetzt besser; einfach weiterzutreiben oder den Motor starten und eine ungewohnte Situation kreieren.

Wir sind jetzt noch 5-7 m entfernt und die Mutter liegt parallel zur Aranui, sicher 7 m lang. Jetzt hoffe ich langsam, dass dieser Wal nicht mehr mit einem richtigen Flossenschlag im Meer verschwindet.... Das Junge ist vielleicht 3m lang. Ehrfürchtig drücken wir nochmals auf die Auslöser und versuchen die Bilder und Eindrücke, welche wir hier sehen und erleben, festzuhalten. Ich drücke einfach blind auf den Auslöser und betrachte diese schönen Tiere. Und plötzlich tauchen sie weg - und weg sind sie. Wir sehen noch die Wasserwirbel welche sie kreieren, aber dann sind wir wieder alleine mit dem türkisblauen Meer.

(Und jetzt, da ich gerade diesen Blog schreibe, fällt mir noch was anderes auf. Wir haben hier in der Küche ein Duo, welches so harmonisch miteinander kocht, dass es fast unmöglich ist sich das auch nur vorzustellen. Vorgestern war das schon so. Die winzige Küche der Aranui und man steht sich laufend im Weg, aber das geht hier seit einer Stunde schon ohne ein lautes Wort, ohne eine Kritik an den Kochkünsten des andern nur mit kreativem Ergänzen und Zuarbeiten – Kompliment!)

Nach dem Walerlebnis fahren wir nach Dumbell Island und machen dort an einer Mooring fest. Wir sind uns das nicht gewohnt, aber hier sind die Moorings beschriftet: Unsere liest sich – bis 25 Knoten Wind, bis 20 m lang, bis 2 h (dann muss sie freigegeben werden für das nächste Boot).

Wir machen uns daran fest und dann nichts wie rein ins Wasser. Es soll sich hier um einen der schönsten Schnorchelplätze handeln... aber wir sehen praktisch nichts; ein paar Fische und sehr viele zerstörte Korallen. Auch hier hat der letzte grosse Sturm vor ca. 2 Jahren ganze Arbeit geleistet. Alles ist zerstört und die Korallen tot. Ganz zaghaft und nur an wenigen Stellen wachsen neue kleine Korallen. Das wird Zeit brauchen bis es hier wieder so aussieht wie in einem wundervollen Korallenriff.

Wir verbringen unsere 2h an der Mooring und verlassen dann den traumhaften Ort (auch ohne schönem Korallenriff) Richtung der südlichen Bucht von Hock Island. Nach einer Stunde fahren wir in den Nara Fjord ein. Ein wunderschöner Fjord fast wie in Norwegen, der Wald kommt runter bis zu den Felsen welche im Wasser stehen. Es ist auch wieder ähnlich kalt nachdem die Sonne untergegangen ist, wie damals in Norwegen.

Wir beschliessen den Tag mit gebratenen Kartoffeln und gegrillten Australischen Schweinswürsten (welche plötzlich soviel Fett entwickeln, dass der ganze Grill (welcher ja bekanntlich gerade neben dem Aussenborder montiert ist (aber der ist zum Glück am Dinghy) in Flamme steht.....) – aber sie schmecken trotzdem.

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