25. Juli – Wir haben den Pazifik durchquert – 9100 Seemeilen ode r 17000 km

Niki.schmidt.warc
Mon 30 Jul 2018 02:50

21:06.700S 149:13.500E

Der Wind bleibt über die ganze Nacht hinweg und wir machen guten Weg Richtung der Hydrographers Passage. Wunderschönes Segeln mit über 200 m2 Segelfläche (ohne Genacker oder Spinacker – das nennt sich ‘white sail sailing’). Nach wie vor mit dem Code 0, ausgebaumter Genua und Gross, so wie auf der Drohnenaufnahme.

Es sind noch 50 Seemeilen bis zum Eingang des Great Barrier Riffs und wir sind alle gespannt wie es dort aussieht.

Wir verbringen den Morgen mit einem nochmaligen Check unseres Proviantes. Australien ist sehr restriktiv bezüglich Import und man darf eigentlich keine Esswaren einführen. Alles was Eier, Milchprodukte, Fleisch etc ist, muss weg. Wir haben ziemlich gut gegessen und es ist nicht mehr viel übrig von diesen Dingen. Es gibt Käse und Trockenfleisch während dem Tag, und leider müssen ein paar Eier dran glauben, welche wir noch entsorgt haben, bevor wir in Australische Gewässer gefahren sind. Wenn wir innerhalb des Great Barrier Riffs sind, wird es nochmals 120 Seemeilen weitergehen, bis wir in Mackay sind. Diese ruhige Phase wird uns ein wunderschön letztes grilliertes (dann können wir den Grill endlich wieder brauchen weil die Wellen weg sind) Fillet bescheren, vom Grillmeister Joel.

Doch dann nimmt der Wind langsam ab und die Sonne beginnt wieder mal auf uns herunterzubrennen. Es ist interessant, wir haben jetzt sehr kühle Nächte aber immer noch sehr heisse Tage. Wir kommen nur noch mit 6-7 Knoten vorwärts. Gegen den Mittag nähern wir uns der Passage. Wir ziehen vor der Passage noch nach NW um dann direkt ins Fahrwasser einfahren zu können, aber dafür unter voller Besegelung. Im Fahrwasser angekommen halsen wir und.... leider kommt der Wind nun gerade von hinten, mit nur noch 6 Knoten. Die Strömung ist an ihrem Höhepunkt, aber natürlich gegen uns. Wir werden also geradewegs zurückgeschwemmt... Da machen wir nicht lange, auch wenn das Ziel nur noch 2 Meilen weg ist, wir nehmen die Segel runter und stellen den Motor an. Der Wind ist zwar nicht stark aber immerhin, es gibt eine gewisse ‘Wind against Tide’ Situation, welche eine sehr bewegte See erzeugt. In der Passage drin, wo es auch viel weniger Tief wird und die Strömung am stärksten ist, kommt das Wasser mit 5.5 Knoten entgegen. Der Motor wird heute mal ausnahmsweise etwas gestresst und wir fahren mit 8 Knoten gegenan, also effektiv noch mit 2.5 Knoten. Die Wellen sind so stark, dass der Motor zwischendurch dröhnt, weil er kein Wasser mehr bekommt zur Kühlung, weil das Heck weit oben in der Luft ist. Die Crew ist aber nach wie vor am Bölzen (Kartenspiel) und es ist eigentlich erstaunlich, dass es niemandem schlecht wird. Es ist wie in einer Wäschetrommel drin. Der Leuchtturm schleicht an uns vorbei. Wir sind das dritte Boot welches einfährt, die zwei vor uns haben aber sehr viele Motorenstunden hinter sich, wir bis zum Ziel nur 2. Um 1600 sind wir drin. Diese Passage hätten wir gewonnen, mit Abstand, wenn wir noch in der Rally wären, aber manchmal muss man Prinzipien haben, und diesmal gehöre ich auch zu denen (einige werden sich erinnern, dass wir uns aus Protest aus der Rally zurückgezogen haben, also keine Zeitmessung mehr für Aranui).

(ich bin mir bewusst, dass wir auch warten könnten bis die Tide kehrt, dann locker reinfahren, aber d.h. trotzdem etwa 3 h zu verlieren – das sind 3 h Schlaf am Morgen im Hafen bevor die Zöllner kommen)

Wir bleiben bei den 8 Knoten und folgen mehr oder weniger der ‘Einfahrtsstrasse nach Mackay. Es herrscht wenig Verkehr. 3 Frachtboote kommen uns entgegen, 300m lang und 46 m breit! Da heisst es Ausweichen und warten.

Wir motoren durch die Nacht und ich muss etwas Schlafen, ich habe schon lange nicht mehr geschlafen. Also erkläre ich den Jungs und Fabienne genau, auf was sie schauen müssen in der Nacht und mache sogenannte Wegpunkte auf dem Kartenplotter, an welche sie sich halten können.

Um 0430 laufen wir in der Marina von Mackay ein. Es ist dunkel und vor uns ist eigentlich nur die Cayuse, welche bereits am Zollsteg angelegt hat. Wir nähern uns und – der Fender ist im Wasser. Irgendwie macht sich die Müdigkeit jetzt bemerkbar. Wir konzentrieren uns alle nochmals und legen am Steg an, wo wir den Rest der Nacht verbringen werden. Wir dürfen uns von hier nicht entfernen, da wir erst den Zoll an Bord lassen müssen und dann die Biosecurity, welche das Boot auf Insekten, Essen etc. untersuchen wird. Wir lassen das Beiboot nochmals in Wasser und holen uns den Fender zurück. Dann gehts leider ohne das Ankunftsbier (ich habe gesagt, ich werde sicher ein oder zwei Bier trinken, unabhängig von der Ankunftszeit – wir haben uns ja total zurückgehalten auf der ganzen Überfahrt) wir haben nämlich vergessen, den Kühlschrank aufzufüllen!

Die Zöllner mit Hund sind auf 0800 angesagt, sind dann aber plötzlich schon um 0720 da und wir müssen alle von Bord – es ist richtig kalt und der Hafen ist in den Nebel eingetaucht, alles ist nass draussen. Dann kommt der Hund, welcher ‘Schuhe’ anhat. Er schnuppert sich während 20 Minuten durchs Boot und dann sind wir durch die Prüfung durch. Dann kommt der Zoll an Bord und kehrt jede Matratze um, schaut jede hinterste Ecke im Motorenraum an und öffnet jedes Fach und jede Bodenplatte.

Nach einer halben Stunde ist es soweit, wir haben fast ‘bestanden’: Sie haben meine zwei Pfeffersprays gefunden, welche in Australien als Waffe bezeichnet werden. Die 70 cm lange Machette und das Beil sind hingegen Arbeitsinstrumente...

Die 20 Flaschen Wein sowie ein Schmerzmittel werden versiegelt und das versiegelte Fach darf erst wieder ausserhalb von Australien geöffnet werden.

Dann kommt die Biosecurity/Quarantaine und das ganze Prozedere des Durchsuchens geht nochmals von vorne los. Sie ist aber mehr an unserer letzten Salamiwurst interessiert, welche noch da ist und am Bündnerfleisch. Nach 10 Minuten Telefonat mit der Zentrale, überlebt das Bündnerfleisch aber nicht der Citeriosalami??

Nun sind wir offiziell in Australien angekommen, hinter uns 9000 Seemeilen Pazifik. Es ist ein unglaubliches Gefühl, auf der anderen Seite der Welt angekommen zu sein.

Die nächsten Tage werden wir hier verbringen, mit einigen kleinen Reparaturen, Verbesserungen, Reinigung und Einkäufen. Michi, Nick und Joel fliegen nach Sydney zu ihren Freunden und Fabienne und ich werden ebenfalls etwas später nach Sydney und Melbourne fliegen.

Am 8. August geht’s von hier wieder los Richtung Norden, entlang der Australischen Küste und dem Barrierriff.