22. Juli – Wind ohne Ende

Niki.schmidt.warc
Sun 22 Jul 2018 09:37

 

18:28.570S 158:05.200E

Es hat viel Wind während der ganzen Nacht, das merke ich schon in meiner Koje. Ich liege immer im Leesegel, resp. es drückt mich ins Leesegel, welches in der Mitte zwischen meiner und Joels’ Koje aufgspannt ist. Um 0600 stehe ich auf und gehe nach hinten um einen ersten Blick ins Cockpit zu werfen. Jacken, Kapuzen, Pullover, Decken: So angezogen stehen und liegen Joel und Michi im Cockpit. Nick hat sich an die Wäreme verzogen im Saloon und schläft dort mit der montierten Schwimmweste (bei dieser 3er Wache, darf immer jemand im Saloon schlafen, während die anderen zwei Wache schieben).

Nimmt mich wunder, was Freddie von der Lunatix für eine Nacht hinter sich hat. Wir hören später dann mal, dass eine provisorische Ruderanlage installiert wurde (wir wissen nicht wie) und dass die Lunatix mit 5 Knoten unterwegs ist. Das ist ein Erfolgt. So werden sie nach Australien fahren können, auch wenn etwas langsamer.

Ich löse alle ab (heute sehen die Gesichter sehr müde aus), mache mir einen Kaffee und schneide mir ein Stück frisches, oder halbfrisches Brot ab, welches Fabienne gestern gebacken hat. Es wird langsam hell und am Horizont kommt die Sonne zum Vorschein. Eine wunderbare Stimmung, mit einem roten Horizont, schwarzem Wasser im Meer, welches von unserer Durchfahrt aufgeschäumt ist und am Himmel oben Schäfchenwolken, welche jetzt immer mehr mit roter Farbe angemalt werden.

Der Wind bläst schön räumlich und wir montieren den Code 0. Dann zischt die Aranui ab wie eine Rakete. Das Speedometer ist oft bei 10 Knoten, meist aber bei 9. Es schäumt und brodelt um uns herum und wir brausen Richtung Australien. Jetzt haben wir schon bereits die Hälfte hinter uns seit Vanuatu.

Der Gefrierer (das Kühlsystem) ist wieder mal verstopft, also lege ich mir wieder mein Schlauchsystem zurecht, mit dem ich Salzwasser unter Druck in das Kühlsystem hineinfliessen lasse aber entgegen der normalen Flussrichtung. Das löst dann auch dieses Mal das Problem. Die Verstopfung ist beseitigt.

Der Wind nimmt eher zu und bald mal sind wir mit Code 0 und fast 20 Knoten Wind  unterwegs. Das wird langsam etwas grenzwertig und wir beschliessen, den Code 0 zu bergen, resp. einzurollen und die Genua wieder zu setzen. Die Aranui steht sofort etwas auf und wir segeln immer noch mit 9 Knoten aber mit wesentlich weniger Schräglage.

Zum Mittagessen gibt es Spanische Omelette mit Salami, Zwiebeln, Tomaten und Eiern. Wir putzen zusammen 15 Eier weg.... Die Eier müssen weg, da wir in Australien keine Eier importieren dürfen. Jetzt muss ich sowieso mal hinter meine Vorräte und alles eliminieren, was gemäss Australischen Behörden nicht nach Australien eingeführt werden darf. In den letzten 15 Monaten hat sich so einiges angesammelt, von dem ich gar nicht wusste, dass es hier an Bord ist... Anderes muss eliminiert werden weil es abgelaufen ist und wieder anderes, weil es nicht erlaubt ist in Australien.

Ebenfalls müssen wir jede Weinflasche angeben, jede Büchse Bier etc. Also geht Michi mal ans zählen.

Der Tag ist schon bald wieder vorbei und es gibt feine Würste aus Vanuatu (man glaubt es kaum), Penne mit Eierschwämmen und Tomaten (Joel nennt das eine Geschmacksexplosion im Mund – was er eigentlich sagen will, ist, dass es ihm heute überhaupt nicht schmeckt!).

Damit wir überhaupt essen können (weil man die Würste ja auf Tellern essen muss), fallen wir 30 Grad ab während ca einer halben Stunde. Dann geht es zurück auf räumlichen Kurs. Wir haben heute sehr spät gegessen, denn es ist schon dunkel (1900...). Und um 1930 sind die ersten schon am Schlafen in ihren Kojen.

Fabienne und ich machen uns Pfefferminztee und setzten uns ins Cockpit. Die Aranui fährt unbeirrt ihren Kurs Richtung Great Barrier Riff. Der Mond ist aufgegangen und erhellt die Wolkendecke. Es ist sehr hell heute Nacht.