10. und 11. Juli 2018 – Wunderschönes Segeln

Niki.schmidt.warc
Wed 11 Jul 2018 02:53

10. und 11. Juli 2018 – Wunderschönes Segeln

19:31.560S 169:29.700E

Um 2300 fällt dann der Wind wieder zusammen von 12 Knoten auf 8 Knoten, 6 Knoten und dann beginnt das Grosssegel hin-und herzuschlagen und auch die Genua drückt es ab und zu auf die Luvseite, leider nicht vom Wind sondern vom Wellengang.

Ich nehme die Segel runter und starte den Motor, 1900 Touren, schön ‘leise’ auf Crusingspeed, damit man trotzdem noch schlafen kann. Nach etwa zwei Minuten erscheint Joel im Niedergang und fragt schlaftrunken, wieso ich Vollgas gebe... Er gehört also zu denen, die nicht so gut schlafen neben dem Motor. Er verzieht sich in die vorderste Koje, meine...

Wir motoren leider die ganze Nacht hindurch. Das Geschaukel bleibt und das einzige

Positive daran ist, dass alle Muskeln immer in Bewegung sind und man dadurch ein paar Kalorien verliert. Das ist übrigens kein Witz, sondern wirklich wahr. Deshalb nehmen alle auf Überfahrten immer ab. Das Schaukeln verlangt vom Körper auch im Schlaf, dass er sich immer bewegt, weil er ja immer die Position ausgleichen will. Man wird also müde vom Schlafen....

Als ich am Morgen meine Schicht antrete um 0600 beginnt es tatsächlich zu winden, erst mit 10, dann 12 Knnoten und der Wind steigt. Sehr schnell habe ich mal alle Segel oben und bald schon sind wir mit 8 -9 Knoten unterwegs Richtung Tanna. Wir werden dort ca. um 1000 ankommen.

Wir segeln, alledings mit ziemlich Lage, aber wunderschön ruhig die letzten Stunden Richtung Tanna. Kurz vor der Port Resolution Bucht nehmen wir dann die Segel runter und motoren in die seichte Bucht hinein. Wir ankern auf etwa 5 m Wassertiefe und ankern im Lehm, das sollte gut halten. Hier müssen wir wieder mal auf die Einklarierung warten. Die gelbe Flagge ist oben und wir dürfen nicht von Bord. Die Zoll und Immigrationsofficers haben versprochen um 10h mit den Arbeiten zu beginnen... es wird dann allerdings 1300 bis sie erscheinen (dafür ist plötzlich das Landgangverbot vor Einklarierung aufgehoben). Im Yachtclub (siehe Photo) werden dann die 20 Formulare!! (die mussten wir alle ausfüllen), entgegengenommen. Eines davon ist die Fahrtenbewilligung für Vanuatu, welche gestempelt und uns zurückgegeben wird. Die andern werden nicht mal angeschaut (auch nicht gezählt), aber alle in ein Kuvert gesteckt, welches versiegelt wird und wir wieder zurückerhalten. Wir sollen es dort abgeben, wo wir ausklarieren...

Der Yachtclub übrigens ist eine Strohhütte, welche etwas zerzaust ist.

In dem Moment, wo ich beim Custom Officer sitze, kommt ein SMS von Fabienne, sie sei jetzt bei den Dinghies am Strand unten (sie hat etwa 45 h Reise hinter sich bis hier am Ende der Welt). Von dort sind es nur zwei oder drei Minuten bis zum Clubhaus hier oben. Ich freue mich riesig, sie in die Arme zu schliessen und der Custom Officer schaut etwas perplex, bis ich ihm dann erkläre, dass wir uns seit 6 Monaten nicht mehr gesehen haben.

Den Nachmittag verbringen wir mit einer Besichtigung des Dorfes. Das Dorf ist sehr einfach gebaut, die einzigen Gebäude aus Ziegelstein sind die Schule, der Kindergarten, das Spital und der Gemeinschaftsraum. Die Schule muss man sich so vorstellen; ein kahler Raum mit einer von der Salzwasserluft zerfressenen Wandtafel, die sich fast nicht mehr beschreiben lässt, ein paar Holzbänke und ein paar Stühle, etwa 10 Bücher auf dem Tisch des Lehrers – kein Licht und keine Fenster – einfach ein paar Bretter in den Fensterrahmen.

Ich bin absolut schockiert, das man so wetwas Schule nennen kann – ich habe schon in vielen Ländern Schulen besucht. Man wird sich wieder mal bewusst, was es heisst wenn man z.B. in der Schweiz geboren wird oder hier. Die Startbedingungen sind einfach grotesk unterschiedlich.

Alle Wohnhäuser sind ein Geflecht aus Bambus und Bastmatten, einfache Hütten. Es ist überall aufgeräumt und man wird sehr freundlich begrüsst. Die ARC hat vor ein paar Jahren eine einzigartige Beziehung zu diesem Dorf aufgebaut; die Segler bringen immer ein paar Geschenke mit wenn sie ankommen und das Dorf bereitet ein Fest mit Tänzen und Ritualen vor. Das wird morgen stattfinden. Eines der grossen Probleme in Vanuatu ist, dass das Dorf etwa jedes dritte Jahr von einem Wirbelsturm heimgesucht wird, welcher alles zerstört. Dann beginnt der Aufbau wieder und die Leute fangen bei ‘0’ an. Trotzdem wird viel gelacht und gescherzt. Wir sehen 30 Kinder, welche einem alten Fussball nachrennen, alle voll motiviert – keine Smartphones...

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