Re: 15. Juni 2018 – Tavenui

Niki.schmidt.warc
Wed 20 Jun 2018 02:04

18. Juni 2018 – Savusavu

16:46.600S 179:20.100E

Wir stehen früh auf und verlassen die wunderschöne Insel Taveuni. Der Aufenthalt vor diesem Resort mit dem wegweisenden Namen, Paradise Resort, war wirklich eine Wucht. Gastfreundlichkeit wie es in jedem Schulbuch des Tourismus steht, aber hier auch wirklich gelebt. Das wäre ein Ort, an den ich vermutlich irgendwann mal zurückgehen würde trotz grosser Distanzen. Davon gibt es ein paar hier im Pazifik, aber doch nur ein paar schlussendlich.

Wir ziehen unsere (sorry, die Ankerwinch zieht) 70 m Kette rein und drehen ab nach Osten. Leider meint es der Wind nicht so gut mit uns. Er kommt gerade von hinten mit einer Geschwindigkeit von etwa 8 Knoten, die Differenz, welche also Druck aufs Segel ausüben würde ist max. 1-2 Knoten. Der Motor brummt, der Wassermacher brummt, das Victron Ladegerät für die Batterien brummt und heizt und wir halten uns langsam die Ohren zu. Das Gedröhne vom Motor ist etwas mühsam, aber immerhin, er bringt uns trotz halbdefekter Seewasserpumpe vorwärts.

Wir müssen heute 45 Meilen fahren, damit wir in Savusavu ankommen. Aber nach 20 Meilen ist es soweit, der Wind steigt ziemlich rasant bis auf 18 Knoten. Wir segeln mit 5.5 Knoten nur mit dem Gross, weil die Genua hinter dem Gross mit achterlichem Wind nicht steht (und ich bin zu faul.... die Genua auszubaumen). Kurz nachdem wir um die Spitze von Point Reef rum sind, luven wir an und schon wird es Zeit ein Reff einzuziehen. Wir luven weiter und bald sind wir mit 7 Knoten und wunderschönem flachem Wasser hart am Wind Richtung Suvasuva unterwegs. Etwa eine Stunde geniessen wir wirklich wunderschönes Segeln, bevor wir die Segel bergen, da wir vor dem Hafen angekommen sind.

Suvasuva liegt an einem kleinen Seitenarm des Nakama Creek, ca 300m breit und 3 km lang. Überall sind Segelboote an Moorings vertäut oder liegen vor Anker. Wir rufen die Marina auf und diese weist uns eine Boje zu – wie wir aber bald mal merken, ist diese Boje mit einer relativ langen Trosse ausgerüstet, weil wir uns mit der reinfliessenden Tide schon bald mal dem Nachbarboot nähern. Solange der Wind ausbleibt ist das ok, aber wir müssen dem schon etwas Beachtung schenken.

Die Marina selber ist in einem wunderschönen alten Kolonialgebäude untergebracht, eine alte Copra Mühle, wo früher Kokosraspel hergestellt wurde aus den Kokosnüssen der Umgebung und von dort per Schiff in die Hauptstadt Suva transportiert wurde.

Im Gebäude hat es eine Bar, ein Restaurant, ein paar Shops, eine Wäscherei und sogar einen kleinen Shipchandeler und eine Immobiliengesellschaft, die gerade eine kleine Insel mit Sandstrand und Palmen zu einem Spotpreis verkauft... Keine Angst, wir haben sie nicht gekauft. Ja wir geniessen das, weil wir schon lange auf den Komfort einer Marina verzichten mussten.

Der Ort selber besteht vorwiegend aus einer Hauptstrasse an der sich mehr oder weniger alles abspielt. Der Früchte- und Gemüsemarkt: die Auswahl ist zwar limitiert, aber es gibt mindestens 50 Gemüseverkäufer, von denen man eine Art Krautstiel kaufen kann – das scheint hier das Gemüse der Wahl zu sein. Jede Menge Verkäufer von Elektronikläden mit massenweise solarbetriebenen Lämpchen und kleinen Ipods (natürlich alle gefälscht – für 4 Euro) versuchen einem reinzulocken – es scheint wie wenn hier das Geschäft in Indischen Händen liegt. Das Gleiche gilt für Souvenierläden.

Wir essen dann auch bei einem Inder am Abend. Das Essen ist fantastisch, aber die Lokalität ist grenzwertig (Denis berichtet uns dann am nächsten Morgen auch, er wäre kurz dort gewesen und hätte im Schaufenster eine Ratte gesehen.....) – und trotzdem war es gut und hat total 25 Euro gekostet für 4 Personen!

Leider wird die Nacht etwas unruhig. Unser Nachbarboot touchiert uns mindestens 3 x und zweimal kann ich es vorher noch abwehren. Die Fenderliste, welche das Boot montiert hat am äussersten Überhang, ist aus Aluminium.. also wenn der Wind stärker wird, müssen wir was unternehmen. Zum Glück bleibt es fast windstill bis zum Morgen, dann wechseln wir an eine andere Boje.

Übrigens, heute wird der Dinghymotor nicht montiert, sondern wir bewegen uns vom Ufer zum Boot und retour nur mit Muskelkraft. Es gibt Crewmitglieder, die in eine richtige Euphorie kommen und kaum mehr aufhören können um die eigene Achse zu drehen, wie damals im Strandbad im Alter von etwa..... (Anmerkung der Redaktion: Aktio = Reaktio. Oder mit anderen Worten: wenn Niki an meinem Transportunternehmen etwas zu beanstanden hat, dann wird sofort auf seine Kundenreklamation eingegangen, grins!) – das ist eben nur für Insider! (weitere Anmerkung der Redaktion: würde mich erstaunen, wenn das nicht alle verstehen).

Der Gaswechsel ist sehr interessant, ich fahre mit dem Taxi ca. 3 km ins Nichts raus und wir zweigen ab in ein Gebiet wo mindestens 50 Busse rumstehen, kreuz und quer, dazwischen ein kleines Gitter mit vielen Warnschildern dran, unter anderem ein striktes Handyverbot. Wir fahren in die Gasstation rein und werden empfangen von einem lokalen Jungen. Wir geben die Flaschen ab und werden ins Büro verwiesen. Dort werden ein paar Formulare ausgefüllt, ich muss 10 CHF bezahlen für 2 volle Füllungen und als ich wieder zum Taxi komme, sind die Flaschen bereits im Kofferraum. Das ganze noch mit überfreundlichen Angestellten ausgerichtet. Ein richtiges Highlight der Gasabfüllindustrie auf diesem Trip – und wirklich Butan und nicht Propan als Butan verkauft wie in Santa Marta!

Wir bleiben 2 Nächte in Savusavu und besuchen noch das bekannte Jean Michel Cousteau Resort, welches wunderschön auf dem Riff liegt an welchem wir vorbeigesegelt sind. Und Abends, siehe da, hat es doch diese Crew tatsächlich geschafft mir ein neues Spiel beizubringen Quirkel! Sylvia wird sich freuen, dass es ein neues Spiel gibt, das ich sogar mitspiele 😊.

Es wird ein sehr relaxter Tag, den wir mit einem Nachtessen auf der Marina Terrasse ausklingen lassen mit Denis und Brigitte aus La Rochelle.

Dann rudern wir zurück zur Aranui und sehen den einzigen Wermutstropfen dieses Aufenthalts... das Wasser ist so extrem schmutzig, was man aber erst jetzt im Schein der Taschenlampe sieht... – Es wird eine Nacht der Mücken !