1. Juni 2018 – Tonga

Niki.schmidt.warc
Fri 1 Jun 2018 03:31
18:43.300S 174:06.100W

Wir näherten uns Tonga von Südosten gegen 3 h am Morgen früh und fuhren unter hellem Mondschein durch den Steinlabyrinthgarten im Süden von Tonga. Es gibt dort sehr viele Untiefen und viele kleine unbewohnte Inselchen. Das Wichtige war also erst mal rauszufinden, ob unser Navionics Kartenmaterial mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Auf den elektronischen Karten wird durch das GPS laufend die Position der Aranui nachgeführt. Hier im Pazifik, und auch in anderen nicht ganz so viel befahrenen Gegenden der Welt macht man sich aber zurecht oft auch Gedanken, ob die elektronischen Karten, welche ja auf den Papierkarten beruhen (diese sind teils im vorletzten Jahrhundert entstanden) auch das Gleiche anzeigen wie die Wirklichkeit. Eine einfache Überprüfung nachts, ohne irgendwelche Leuchttürme lässt sich eigentlich nur mit einem zweiten GPS machen und mit dem Radar. Wir nähern uns also den ersten Riffs und kleinen Inseln und prüfen, ob wir die Radarschatten auf dem Plotter wirklich auch deckend mit den eingezeichneten Inseln sehen. Wenn das nicht der Fall ist, heisst es sofort umkehren und im Norden der Insel durch den sicheren Anfahrtsweg nach Neiafu reinzufahren. Wir sind gespannt und sehen plötzlich die Radarschatten – und sie sind wirklich deckungsgleich mit der Karte. Das heisst, das Navionics Kartenmaterial ist präzise und wir können zwischen den Riffen und Untiefen reinnavigieren. Morgens kurz vor Sonnenaufgang kommen wir in Neiafu an. Wir verlegen uns an eine Mooring und warten auf Einklarierungsinstruktionen. Wir sind hier schliesslich in einem Königsreich, da geht alles etwas komplizierter voran. Erst mal bekommen wir einen Stapel Formulare, welche wir ausfüllen müssen, es sind fast 20 Seiten! Dann ist Warten angesagt – am frühen Nachmittag sind wir dann dran, aber dran mit was? Plötzlich heisst es, die Zöllner kommen nicht mehr an Bord, ihr müsst die Formulare dort in diesem Hangar abliefern. Dort sitzt einer, der nimmt sie entgegen und sagt uns, dass die Gesundheitspolizei und der Veterinär noch kommen werden. Irgendwann taucht eine Dame vom Spital auf und fragt, ob wir irgendwelche Probleme an Bord hätten. Auf unsere Verneinung, füllt sie ein Formular aus und drückt uns dieses in die Hand: Stempel, dass unser Boot sauber ist. Dann kommt der Veterinär und will wissen ob wir Tiere an Bord haben und will den Abfall sehen, denn nimmt er dann auch gleich mit. Und dann sind wir einklariert, nachmittags um 1500.

Wir verbringen ein paar Tage in Neifau vor einer kleinen Bar, welche aufs Wasser hinaus geht. Es wird viel gefachsimmpelt über die letzten Überfahrten, über Suwarrow und über Niue – über den Ruderschaden der Mad Monkey, das treibende Schiff kurz nach Suwarrow, welches von einem der Flotte gefunden wurde und über die allgemeinen Erlebnisse der letzten Zeit. Das Dorf an sich (sorry, die Stadt) gibt nicht all zuviel her. Es leben hier ca. 5600 Leute. Die Stadt besteht vor allem aus kleinen Läden, welche von Chinesen geführt werden, aus einem Markt mit frischem Gemüse und frischen Früchten, ein paar Restaurants (darunter ein Schweizer Guilde Koch der Rösti kocht) und vielen Kindern in Uniformen, welche in die Schule gehen. Die Freundlichkeit der Leute ist etwa so wie in der Schweiz für Touristen (nicht wie in Niue): Ein kühler Gruss, aber nur wenn man fast muss...

Gestern sind wir dann wieder losgesegelt Richtung einer kleinen Bucht, welche auch bei Sturm Schutz bieten soll. Der Nachmittag war zwar windig, aber sonnig und ich lag in der Hängematte und döste vor mich hin. Wir verbrachten einen wunderschönen Abend am Strand mit der lokalen hier ansässigen Familie, welche zum Schluss sogar noch die Gitarre zückte und Lieder sang.

Heute sind wir dann auf der Insel auf Wanderschaft gegangen und haben all die schönen Strände entdeckt. Strände, die sauber sind, wunderschönen Sand haben, wo man im Schatten der Palmen liegen kann, aufs stürmische Meer hinausschauen kann, türkisblaues Wasser einem um die Beine spült und wo trotzdem wohl kaum je ein Gast hinkommen wird, weil die Infrastruktur hier wirklich überall fehlt – und weil es eben schon am anderen Ende der Welt ist. Es gibt sie also noch, die Paradiese!

Der Wind hat nachgelassen und wir sind wieder zurück auf der Aranui. Heute Abend gibt es Fondue mit selbstgebackenem Brot!

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