26. Mai 2018 – Von Niue nach Ton ga, viel Wind um Nichts?

Niki.schmidt.warc
Sun 27 May 2018 08:29

18:55.600S 170:30.900W

Ich muss hier noch einen kleinen Nachtrag zu gestern machen, nachdem ich auch noch mein Lieblingsphoto von Niue gefunden haben. Es war mir nach einem Tauchgang am wunderschönen Aussenriff von Niue (unglaubliche schöne Korallenwelt) nicht mehr so wohl, etwas schlecht und ich dachte es sei wohl besser einen Arzt zu konsultieren. Ich begab mich also ins Primary Care Hospital von Niue, wurde dort sehr herzlich empfangen und stand nach 2 Minuten bereits vor einem Arzt. Der meinte, dass mein Innenohr vermutlich etwas verwirrt sei, einer der ‘Kristalle’ vielleicht etwas deplaziert sei und, dass sie mich doch ganz gerne zur Beobachtung dort behalten würden (übrigens die gleiche Diagnose, welche die Kardiologin, welche in unsere Flotte mitfährt, gemacht hat). So kam es also, dass ich inmitten von Niue oben auf dem Hochplateau in einer Neuseeländischen Tertiärklinik landete. Ich bezog mein Zimmer, ging erst durch einen Gang wo man die Hühner draussen rumgackern sah und am Nachmittag sah ich auch mal noch ein Schwein vorbeispazieren, mein Zimmernachbar ca 90 Jahre alt und nicht mehr ganz fit, und irgendwann realisiere ich dann auch noch, dass die halbe Familie in unserem Zweierzimmer übernachtet. Die, welche mich gut kennen, wissen sicher auch, dass mich dieser Gendanke nicht so begeistern kann. Aber die Herzlichkeit und Aufmerksamkeit, welche mir diese Familie schenkt lässt mich das eigentlich vergessen und ich habe eine gute Nacht dort verbracht. Die Symptome sind am Morgen praktisch weg. Der Arzt kommt ca alle 4 h und checkt mich durch, ich bekomme ein paar Medikamente und am Morgen kommen dann gleich alle 3 Ärzte (alle in Neuseeland ausgebildet) vorbei. Sie verabschieden sich und wünschen mir alles Gute, und dann fällt mir der Kiefer fast runter.... Da sagt doch der Chefarzt im vollen Ernst zu mir: ‘ Wir bedanken uns, dass du dir die Zeit genommen hat mit uns zu sprechen....??? Aha, da ist man ja wirklich Kunde als Patient - wie ist das jetzt gleich bei uns zurück in der Schweiz oder Deutschland oder..... (alle mitlesenden Ärzte natürlich ausgeschlossen)

Als ich zur Reception komme, um meine Rechnung zu bezahlen, steht die Rezeptionistin gerade auf einer Bank und versucht mit einem Spray ein Wespennest auszurotten. Die Spitalmanagerin kommt und fragt mich ob ich einen guten Aufenthalt gehabt hätte und, dass sie mir leider jetzt noch die Rechnung geben müsste, sie wisse die sei relativ hoch... Ich schaue mir die Rechnung an und da steht tatsächlich, 220 NZ Dollar, was etwa 160 CHF sind für einen vollen und einen angebrochenen Tag, inkl. der Bluttests, Medikamente, Betreuung, Arztvisiten etc.

Noch ein letztes Phot mit dem Arzt, Umarmung und ich werde bei vollen Kräften entlassen und habe wieder ein paar Freunde mehr auf der Insel gewonnen.

Bei der Verabschiedung von der Tourismusmanagerin, weiss diese natürlich auch von meinem Besuch im Spital und will wissen ob alles zu meiner Zufriedenheit verlaufen sei.

 

Nun  aber zurück zur Überfahrt. Wir sind nach wie vor auf Kurs West Richtung Tonga. Der Wetterbericht von unserem Wetterguru in Deutschland kam dann um ca 10h00 Nachts. Nichts von Sturm oder Regen oder viel Wind, sondern eher wenig Wind und ein Sturm, der erst kommen wird, wenn wir bereits im sicheren Bojenfeld liegen werden vor der Hauptstadt von Tongo. Gegen Nachmittag sollte der Wind allerdings so sein, dass wir zumindest mal Segeln können.

Im Moment 6 Knoten Geschwindigkeit, 6 Knoten Wind von hinten = 0 Knoten Fahrtwind und 35 Grad und wir sind uns fast am Verflüssigen. Es sieht auch nicht gerade aus wie wenn sich das ändern wird und Baden ist keine Variante, da unter uns gerade einer der tiefsten Gräben der Welt liegt (10’000m) und da es hier unten ja einiges an Seeungeheuern haben könnte. Übrigens fahren wir heute noch über die Datumsgrenze und verlieren einfach mal so einen Tag, hoffentlich verschwindet damit auch die Hitze.

Es ist jetzt 1500 und tatsächlich, wir haben 10 Knoten Wind, also blitzschnell Motor weg und Segel rauf.

Wir verbringen einen wunderschönen Segelnachmittag mit gutem Wind. Es kühlt sogar etwas ab und wir rauschen Richtung Tonga. Gegen Abend ziehen die ersten wirklichen Wolken auf und ein paar Gewitterböen zeichnen sich ab. Wir haben aber Glück, entweder gehen sie direkt hinter uns durch

oder wir können etwas anluven oder abfallen und sie umgehen.

Ein wunderbares Nachtessen mit Kartoffelsalat und Fleisch beendet einen weiteren schönen Tag. Der Wind nimmt zu und wir legen zwei Reffs ein und rollen sogar die Genua etwas ein. Die Wellen werden höher und kommen etwas von einer unangenehmen Seite, aber alles besser als das Dröhnen des Motors.

Unter hellem Mondschein gleiten wir mit 7-8 Knoten durch die Nacht. Ihre Majestät, wir kommen.....

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