19. Mai 2018 – Auf dem Weg nach Niue

Niki.schmidt.warc
Sun 20 May 2018 05:11

13:56.400S 164:02.400W

Wir sind also wieder unterwegs, im Moment gerade bei schönstem Sonnenschein und gutem Wind mit flotten 7 Knoten. Kurs 215 Grad Richtung Niue. Niue ist eine Insel aus Limestone, der vorwiegend aus Korallenkalk besteht. Darunter muss aber eine vulkanische Grundlage sein, da auch diese Insel wieder aus 5000 m Tiefe einfach ins Meer hinaufwächst.

Suwarrow war unglaublich schön. Als ich vor einigen Jahren, es war gerade zur Zeit als Google Earth so richtig aufkam, mit dem Cursor auf dem Globus rumgesurft bin, bin ich irgendwann auf dieses völlig einsame Atoll im Pazifik gestossen. Weit und breit um Suwarrow herum einfach viel Nichts. Damals dachte ich mir, eines Tages will ich dorthin. Und den Rest der Geschichte kennt ihr ja....

Suwarrow ist ein Naturschutzgebiet und wir dürfen max. 72 Stunden da bleiben, was streng überwacht wird, so dachten wir jedenfalls. Wir haben viel geschnorchelt, Haie und sogar Mantas gesehen. Mantas sind wunderbare Tiere, welche wie ein türkischer fliegender Teppich (so wie man sich das vorstellt) durch die Meere gleiten, meist schön langsam mit den Flügeln leicht rauf und runter und so ihre Kreise ziehen. Sie haben eine Spannweite von etwa 3m (welche wir gesehen haben). Wir sind jeden Tag sicher 5-10 (Jeannette) mal im Wasser. Auch Susu, erstaunlicherweise als Dartseglerin (ein nasses Gefährt) etwas wasserscheu zumindest am Anfang, findet sich plötzlich immer mehr im kühlen Nass.

Abends treffen wir uns jeweils auf der Insel zum Sundowner (Aperoz etwas eleganter ausgedrückt). Am zweiten Tag kommt der Parkwächter an, der nun eine ganze Saison dort sein wird. Er hat offenbar jetzt schon realisiert, dass er zu wenig Essen dabei hat, und ein Versorgungsschiff kommt erst wieder um ihn abzuholen im Oktober (dann gibts wohl viel Fisch und Kokosnüsse). Wir lernen ein Forscherteam kennen, welches ebenfalls mit dem Parkwächter ankommt, und die hier sind um die Ratten auf einer der Nachbarinseln zu vernichten. Offenbar hat die stark anwachsende Rattenpopulation, welche durch Boote angereist ist, viele der Vogelarten bedroht resp. ausgerottet. Bei der Landung gerät aber das Forscherteam gleich etwas in Bedrängnis, weil sie ihr Schlauchboot so aufschlitzen, dass es erst mal unbrauchbar wird, sie haben zwar ein Reparaturset, aber der Leim fehlt!! Wir sponsoren also unsere PVC Flickleimtube dem ehrenwerten  Forschungsziel und hoffen dass wir in nächster Zeit nicht flicken müssen.

Nach drei Tagen Paradies, verlassen die ersten Boote die Insel wieder. Wir haben eine lange (resp. etwa 4 lange) Diskussion bez. dem aufkommenden Wetter. Da viele der Boote bei der Hinfahrt ziemlich arg strapaziert wurden, und die Energiereserven der Crews ebenfalls, machen sich viele etwas Sorgen über die Weiterfahrt. Ich bin froh, dass es uns gut geht und wir schauen sehr zuversichtlich auf die nächste Etappe, beschliessen aber, noch einen Paradiestag anzuhängen. Es ist einfach zu schön hier!

Übrigens merke ich bei mir persönlich zum ersten Mal, dass ich richtig runterfahren kann, die Flick- und Unterhaltsarbeiten sind gemacht und ich schaffe es tatsächlich einfach Nichts zu machen; herumzuhängen, Kaffee trinken, Baden ohne das Unterwasser zu reinigen, am Strand zu stehen und ein Bier zu trinken etc. Es geht mir und uns glaube ich sehr gut.

Irgendwann wird es aber doch Zeit, mal nachzuschauen, wie wir hier eigentlich geankert haben, resp. wie wir wieder wegkommen. Es hat während den Nächten mit 5-6 Windstärken gewindet und zwar nicht nur aus Osten. Wir haben ursprünglich 80 m Kette runtergelassen, Wassertiefe 23m. Ich atme ein paar mal tief ein und ziehe mich zügig an der Kette Richtung Grund, alle 3 m Druckausgleich. Die 6-7 l Sauerstoff reichen bei mir nicht so weit. Ich habe zwar einen Freitaucherkurs gemacht, aber viel zu wenig geübt. Immerhin, ich komme auf etwa 8m runter und schaue mir den Kettenverlauf an....katastrophal!, die Kette hängt an einem Korallenblock, dann geht sie mit einem 160 Grad Winkel 4 m zum nächsten, wickelt sich zwei mal 360 Grad um diesen und verschwindet dann im Dunkeln.... Ok, das gibt eine Übung morgen früh.

Wir haben es sehr gut an Bord und geniessen die Zeit wirklich. Gestern haben wir die letzten kleinen Kartoffeln gegessen und ausser Zwiebeln und zwei Pampelmousen gibt es kein Frischmaterial mehr an Bord. Es ist also Zeit weiterzuziehen. Aufgrund all der Wetterberichte haben wir beschlossen heute morgen früh zu starten. Um 6 im Dunkeln sind wir auf, ich serviere Tee mit Milch in die eine Koje und Kaffee mit Milch in die andere Koje (ja so geht es einem Mann mit zwei Frauen an Bord)... aber ich beklage mich nicht, keine Angst, ich werde ja auch verwöhnt.

Es hat die ganze Nacht heftig gewindet, und ich hoffe einfach, dass wir nicht noch um einen Korallenkopf rumgewickelt worden sind. Von diesen Korallen (übrigens, die sind alle abgestorben hier in dieser Ankerbucht) löst man sich, indem man mit dem Boot einen Bogen fährt auf die Seite, auf welcher man die Kette vermutet, dann kurz vorwärts, dann lässt man das Boot mit dem Wind zurückfallen. Falls dies nicht geht, muss es die andere Seite sein... etc. Nach 30 Minuten sind wir frei. Neben uns die Calisto hat weniger Glück und frägt um Hilfe nach auf dem benachbarten Italienerboot (5 Italiener unterwegs...), welches seine Hilfe vor 5 Minuten noch angeboten hat... aber leider haben die Herren kein Dinghy mehr, welches sie brauchen könnten... etc. ich ziehe Schnorchel und Flossen an aber in dem Moment in dem ich springen will, rufen sie von der Calisto: Anker frei.

Wir fahren durch die Nordpassage hinaus aufs offene Meer und in dem Moment kommt auch schon die erste Sturmböe: 28 Kn Wind gegen uns, aber wir sind immer noch unter Motor, bis wir zur Nordspitze der Insel kommen. Dort setzen wir die Segel und segeln den ganzen Tag mit wunderschönem Wetter zwischen 7 und 9 Knoten dahin. Ein herrlicher Tag mit nur 2 kleinen Regenschauern.

Die Sonne geht um 18h32 unter und wir bereiten uns für die Nacht vor. Die Boote, welcher gestern schon losgefahren sind, hatten eine unruhige Nacht mit 2-3 Stunden Sturm mit 40 Knoten Wind. Wäre schön wenn uns das erspart bleibt, aber wir nehmen auch den Sturm wenn es sein muss 😊.

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