3. April 2018 - oh wie schön!

Niki.schmidt.warc
Wed 4 Apr 2018 03:06
Es ist 15.20 h und die Aranui pflügt sich durch die Südsee in Richtung der Insel Makemo im Archipelago Tuamoto.... Auch da, wo la Grand Nation am 24. August 1968, die grösste je gezündete Wasserstoffbombe (mit 2.6 Megatonnen!) detonieren liess, genauer auf der Insel Fangataufa. Danach war die ganze 3 km2 grosse Insel weggeblasen, mit allen Palmen und Korallenriffen und wurde für 6 Jahre zur absoluten Sperrzone deklariert. Die 3 Tonnen schwere Bombe wurde mit einem Heliumballon auf 520 Meter über das Atoll gehievt und dann gezündet. Sie war 1000x gewaltiger als die Atombomben Ende des 2. WK’s in Japan. Für mich (oder zumindest für mein kleines Hirn) unverständlich, wie so was geschehen konnte - heute Sperrgebiet.
Nichts desto trotz freuen wir uns auf die vor uns liegende Insel Makemo, die wir morgen gegen Mittag erreichen sollten, mehr oder weniger genau zur Ebbe, dann wenn keine oder fast keine Strömung in der Einfahrt zum Atoll herrschen sollte. Und da soll es dann paradiesisch schön sein.
Den Ausdruck “oh wie schön” habe ich gleich vorhin als kleinen Aufschrei von M. LeBlanc vernommen, als er sich nach dem feinen Taboulet-Salat von Niki in seine Koje warf. Man bemerke, das “schön” bezieht sich nicht auf die Landschaft, sondern auf das wohlige Nichtstun....wobei für M. LeBlanc (und zugegebenermassen auch für mich) Schlaf auch Arbeit ist. Aber im Grunde hat er mit seinem Ausruf generell recht, denn es ist wirklich wunderschön auf der blauen Südsee, sanft schaukelnd mit ca. 7 Knoten und Kurs 195 Grad dahinzusegeln. Dieses Rundumglücksgefühl ist sicher auch unseren charmanten Borddamen zu verdanken, wäre doch ohne ihre Anwesenheit, der Törn tatsächlich nur halb so schön! Uns so schwitzen wir gerne bei Sonnenschein und guten 33 Grad Celsius weiter in der Vorfreude bald in der blauen Lagune Baden und Schnorcheln zu können.
Zum gestrigen Blogg sei hiermit noch eine Korrigenda nachgeliefert: Der Alpbratkäse, den wir gestern Abend genüsslich verspiesen haben, und der mich in der Nacht so schön mit Verdauungswärme verwöhnt hatte, nebst der Liebeswäre meiner Amour, kam nicht, wie irrtümlich berichtet, von der Stockhütte, sondern er wurde von Werni Durrer auf der Stöckalp, im Melchtal, aus der frischen Bergmilch von Kühen mit Hörnern, gekäst. Diese Richtigstellung war wichtig, ist es doch für den Feinschmecker wichtig zu wissen woher und wie die Rohzutaten zum Menü produziert wurden. Apropos den Rohzutaten gibt es zu berichten, dass die letzten drei Tomaten heute Abend in einer Sauce verkocht werden, die Randen und der Stangensellerie wegeputzt sind, noch 4 dieser Super-Grapefruits übrig sind, die kleinen 30 Bananen am Bananenstengel reif bis überreif sind (das gibt zusätzlich freudige Aussichten auf Bananenbrote), es noch ein paar Mangos und sehr viele Lemonen hat, die noch in den Netzen über unseren Köpfen baumeln. Vor allem auch über diese Limonen sind wir sehr froh, bewahren sie uns doch vor der in der Seefahrt sehr gefürchteten Vitaminmangelerkrankung Skorput. Auf jeden Fall ist mir bis dato noch k ein Crewmitglied mit übermässigem Zahnfleischbluten aufgefallen, was nicht heissen soll, dass auf der Aranui kein Blut fliesst, und sei es halt nur aus aufgekratzten Mücken- und oder Wasserflohstichen, oder wieder mal aus einer schönen Schienbeinschürfung, die ich mir vor vier Tagen, beim Steuerbordeinstieg ab dem Dingi auf die Aranui an der Reling zugezogen hatte. Aber mit der ambulanten Sofortpflege meiner Amour, war der Schmerz kaum zu spüren und die Wunde (überschüttet mit Liebe) bald geheilt.
Aus der achterlichen Steuerbordkabine dringt das sanfte rhythmische Atmen von M. LeBlanc, neben sich seine Göttergattin Claudia, die ihn in seinem Tun unterstütz. Im Cockpit wachen Sylvia und Niki über den richtigen Kurs der Aranui, wobei meine Amour ihnen schlafend Gesellschaft leistet. Also bref....nur einer der auch unter erschwerten Bedingungen unter Deck hart arbeitet, diesen Blogg schreibt und anschliessend ein Brot ausbacken wird....nun ja.....es gibt härteres im Leben.....und schon bald werde ich auch wieder “oh wie schöööön” ausrufen können und mich noch ein Minüteli oder zwei in die Koje hauen, bevor dann um 20h, sicher mit einem feinen Nachtessen im Bauch, die Nachtschicht bis Mitternacht aufgenommen wird.....oh wie schöööön!