13. März – 14. Tag – Der einsame Pazifik

Niki.schmidt.warc
Wed 14 Mar 2018 23:03

09:37.140S 127:33.180W

Morgens um 0200 schiebe ich das Brot in den Ofen und setze mich wieder hin draussen im Cockpit. Vor mir die Instrumente, ganz runtergedimmt, damit sie die Nachtsicht nicht stören. Über mir die Milchstrasse und Milliarden von Sternen, die unglaublich stark leuchten. Der Mond ist nicht zu sehen, deshalb die wunderbare Sicht auf die Sterne.

Mein Blick wandert immer wieder zum Speedometer, welches zwischen 6 und 7 Knoten hin rauf und runter geht. Plötzlich geht es nur noch runter, wie eine Uhr: 5.5 – 5.4 –5.3 .....1.2 – 1.1 –1.0.... und dann 0 und ich traue meinen Augen kaum – Fischernetz! Aber komisch, wenn ich neben mir ins Wasser schaue, dann brausen wir vorwärts und mein Blich auf den Kartenplotter   (GPS-Position) bestätigt, wir sind mit 7.8 Knoten unterwegs: Die Geschwindigkeit, welche angezeigt wird, ist die Fahrt durchs Wasser, welche von einem kleinen Rädchen gemessen wird, welches seit Galapagos ein paar Millionen Umdrehungen hinter sich hat. Das hat wohl einfach den Geist aufgegeben. Aber siehe da, nach etwa 10 Minuten beginnt es wieder raufzuzählen und der ganze Spuk ist vorüber. Vermutlich war irgend ein kleines Algenteilchen der Grund.

Es ist schon ziemlich einsam hier draussen. Wir haben seit 12 Tagen nur ein Segelschiff gesehen und seit wir Galapagos verlassen haben nur einen Frachter. Der Pazifik ist riesig und macht auch einen sehr sauberen Eindruck. Man sieht absolut nie irgendwelche Unräte vorbeischwimmen. Natürlich ist mir klar, dass dies täuscht, denn hier schwimmt eine der grössten Microplastikinseln der Welt. Sie hat das Ausmass von Deutschland, ein Strudel, der alle die kleinen Plastikteilchen ‘einsammelt’, welche in einem riesen Ausmass vorhanden sind in den Meeren und welche den Fischen so zu schaffen machen (Kiemen). Auch am Himmel sieht man keine Flugzeuge in der Nacht, keine Kondensstreifen während dem Tag. Es ist ganz schhön einsam hier, und man kann sich vorstellen, dass die ursprünglichen Seefahrer schon mal ganz schön geschwitzt haben, nicht wissend, wie weit es noch geht, oder wann sie die nächsten Nahrungsmittel ‘erobern’ können. Für die Offiziere hatte es Galapagos Schildkröten an Bord, diese können nämlich ein Jahr! ohne Wasser und Nahrung überleben.

Wir segeln den ganzen Tag mit ausgebaumter Genua vor dem Wind. Wunderschönes Wetter, blaues Wasser und es ist wieder heiss, nachdem ich ja auf meiner Schicht nachts eine Daunenjacke getagen habe. Manchmal verkleinern wir die Segelfläche ein wenig, dann erhöhen wir sie wieder, je nach Windstärke.

Nach dem Nachtessen haben wir uns vorgenommen, die Segel ganz einzurollen und das Grosssegel ganz herunterzulassen. Es ist doch seit 2300 Seemeilen Tag und Nacht im Einsatz und eine Überprüfung des Grossfalls ist an der Zeit. Da wir vor dem Wind segeln, ist der Austrittswinkel des Grossfalls aus dem Mast sehr schlecht und das Fall raspelt an der Aluminiumstruktur des Mastes im Top. Ich begutachte das Fall dort wo es in den Mast rein geht und bin seeeeehr zufrieden mit mir selbst (man darf das ja auch mal sagen): Meine Nähkünste mit dem Karbonmantel sind erfolgreich. Man sieht zwar, wo das Aluminium raspelt, aber relativ erfolglos. Der Mantel hält!

Also Segel wieder rauf mit einem Reff und die Genua 1/3 eingerollt. Das ist das Setup für die Nacht.

Da wir die Uhren nicht umgestellt haben seit Galapagos, geht die Sonne immer später unter. Es ist jetzt 2100 und die letzten Strahlen sind verschwunden. Es wird schnell mal dunkel.