RE: 9. Mai 2017 – seit 30 h unte rwegs

Niki.schmidt.warc
Tue 9 May 2017 21:20

58:08.005N 08:00.000E

Es ist 0100 morgens und wir segeln ca. 5 sm östlich von Hirtholm – besser gesagt wir versuchen zu segeln, weil der Wind gerade mal wieder macht was er will. Adi dreht fast einen 360 o Bogen um wieder auf Kurs zu kommen, so schraalt der Wind. Dazu kommt noch, dass es überall rund um uns herum blinkt und leuchtet. Zurzeit sehen wir etwa 50 andere Boote, die hier rumstehen, oder sich mehr oder weniger schnell bewegen. Die stehenden und sich langsam bewegenden ‘Dreiecke’ beunruhigen uns nicht, eher schon die schnell fahrenden Tanker. Jedes der kleinen Dreiecke (siehe Bild) repräsentiert ein Boot. Mit dem AIS können wir dann draufklicken und sehen, um was für ein Schiff es sich handelt und wie schnell es in welche Richtung fährt. Hier kommen also wieder die alten Geometriekenntnisse zur Anwedung: Reicht es vorne durch, oder müssen wir hinten durch und demzufolge unseren Kurs ändern? Es ist dunkel, ausser dem hellen Mond der sein Licht auf diese gespenstige Seelandschaft wirft.

Langsam, viel zu langsam nähern wir uns der Landspitze von Skagen. In diesem Moment laufen gerade noch 7 Fischerboote aus dem Hafen von Skagen raus. Das wird oben am Kapp wie an einer Luvboje (Segelregattabegriff), nur, dass wir 14.86 m lang sind und unsere Gegner Tanker sind von 300 m Länge – die nicht ausweichen, auch wenn sie müssten!

Dass wir jetzt überhaupt hier sind, hat eine etwas längere Vorgeschichte. Gestern morgen sind wir in Hirtholm aufgewacht wo es mit 7-8 Windstärken im Hafen drin wehte (es hatte nur 3 Boote in einer riesen Marina – die Saison hat verständlicherweise noch nicht begonnen). Das war zuviel Wind um weiterzusegeln und so wir beschlossen wir einen Spaziergang ins Dorf zu machen. Ein wunderschönes, völlig verschlafenes Dörflein auf einer winzigen Insel. Um diese Jahreszeit wohnen hier 120 Einwohner, 200 schottische Hochlandrinder, ein Pfarrer und ein Arzt auf der Insel - im Sommer zwischen 4-6000 Touristen!

Nachmittags um 1400 beschliessen wir dann doch loszusegeln, wir müssen weiter nach Norwegen um das Schiff aus der EU zu exportieren. Und der Wind weht genau von Norden, voll auf die Nase (wie man so sagt). Und wir müssen ja gegen Norden - also aufkreuzen mit dem dritten Ref und der halb eingerollten Fock. Es ist ziemlich mühsam, kalt, windig... und wir kommen schlecht voran. Eigentlich kommen wir gut voran, die Aranui läuft mit 6-8 Knoten an der Kreuz, aber 70 Meilen gegen den Wind zu kreuzen, zieht sich dann sehr lange in die Nacht hinein.

Also zurück nach Skagen, wo wir um 0400 morgens um den Nordquadranten fahren (das ist eine Boje, welche anzeigt, dass in ihrem Süden eine Untiefe steht). Interssant ist die Menge an Schiffwracks, welche auf der Karte verzeichnet sind und sich irgenwo unter uns tümmeln. Es wimmelt nur so davon! Und kaum sind wir um die Tonne rum und drehen nach Westen ab, hört der Wind auf und die nächsten 5 h ist das Meer spiegelglatt aber hat starke Wellen und auslaufende Dünung: Motoren oder ‘die eisige Genua’. Das einzig positive am Motor ist, dass die Batterien geladen werden und wir so schnell nebenbei kurz 120 Liter Trinkwasser aus dem Salzwasser produzieren können. Der Wasssermacher funktioniert tatsächlich.

Um 1400 heute Dienstag kreuzen wir eine TSS, das ist eine Autobahn auf der See, welche dazu dient, dass vorallem Frachter, Tanker und grosse Fischerboote sich an ein Verkehrstrennungsgebiet halten und damit zu einer grösseren Sicherheit beitragen – Diese Tanker (natürlich auch die anderen) fahren auch bei Nebel in genaugleichem Tempo durch diese ‘Autobahnen’. Sportboote, aber auch andere, dürfen diese ‘Strassen’ nur rechtwinklig durchqueren (7 sm breit). Nach unserer Querung frischt der Wind auf und wir segeln mit Gennaker auf einen wunderschönen Kurs mit 8-10 Knoten Richtung Kristiansand in Norwegen. Und dort beginnt dann meine Arbeit, für welche ich im schlechtesten Fall 3 Tage eingerechnet habe...Ich benötige eine Bestätigung von offizieller Stelle, dass wir hier in Norwegen angelegt haben. Nur mit dieser Bestätigung, verzichtet X-Yachts (der Erbauer der ARANUI) auf die MWST. Und offenbar dauert es manchmal bis jemand so eine Bestätigung ausstellt...

Wir legen bei Wind, grauen und bleiernen Wolken und mit klammen Fingern in Kristiansand an der Mole an. Nach ca. 2 Minuten erscheinen zwei Zöllner und wollen unsere Pässe sehen, und wissen ob wir Alkohol dabei haben. Sie sind sehr freundlich und schon bald sitzen wir beim Espresso um den Tisch. Ich starte einen Versuch, ob Sie mir vielleicht bestätigen können, dass wir hier angekommen sind und angelegt haben? Mit Stolz.... 😊 – ‘ sagt der eine ‘dann hole ich die Stempel’ – ich traue meinen  Ohren nicht und nach 15 Minuten sind die Dokumente unterschrieben. Wir können also wieder ablegen .... aber vielleicht wäre ein Erholungstag doch gut, nach den letzten intensiven Tagen

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