27. Februar 18 – Dieser Tag begi nnt mit vielen Problemen und ich sehe den Wald vor lauter Bäumen kaum mehr

Niki.schmidt.warc
Thu 1 Mar 2018 02:08

00:44.800S 90:18.400W

Das grösste Problem stellt sich, weil ich mein Satellitentelefon auf dem Tauchboot vergessen habe. Ich habe es mitgenommen, dass mich Pädi (Aranui) oder meine Familie im Notfall erreichen kann. Jetzt ist das Problem für mich vor allem, dass ich keine mails und keinen Blog mehr schreiben kann und auch nicht mehr mit der Aussenwelt in Kontakt bin. Ich glaube ich habe das ganze (fast) Schiff dreimal umgekehrt nach diesem Iridium. Nichts und wieder nichts.

Heute müssen viele Dinge erledigt werden. Simone aus Luzern und Steve aus Toronto übernehmen den Einkauf. Wenn ich nicht am Iridium suchen bin, dann bin ich am Klampen wechseln (das Grossfall hält nicht mehr und wird einfach durchgezogen) oder am Vorbereiten der Überfahrt, am Wechseln der Niederhalteleine des Hydrogenerator (am von Adi perfekt gespleissten Dynemaschötchen mit Mantel hat der Zahn der Zeit genagt), am Gefrierkasten abtauen, dass das Eis den Kälteeinsatz nicht wegsprengt (es ist mir ein Rätsel, wo diese Feuchtigkeit her kommt, dass sich überhaupt soviel Eis bilden kann), am Wechseln der Aluminium Anode am Propeller welche nach 9 Monaten durch die elektrolytische Korrosion völlig zerfressen ist – das ist auch ok so, sie heisst ja auch Opferanode; Danke an Steve, der diese unter Wasser im Schnorchelmodus gewechselt hat), am Reinigen der Tauchutensilien, am Nachziehen aller Schrauben, Muttern, Gewindestangen und am Schmieren aller ‘Giepschistellen’, am Einziehen eines neuen Grossfalls, und zu guter Letzt steht beim Wassermachen (mit dem Entsalzer) dann auch noch der Generator aus ungeklärten Gründen still (das Kontrollpanel zeigt korrekte Temperaturen, korrekten Ölstand aber ein Problem mit der Dieselzufuhr). Ich wechsle also den Dieselfilter und versuche es mit viel Optimismus wieder: der Generator läuft genau 3 Minuten, dann ist wieder Sense. Wir versuchen einen Mechaniker aufzutreiben, aber das stellt uns etwas vor Probleme, da dies heute einige schon versucht (gebucht) haben, so kurz vor der Abreise. Also selber machen: ich nehme tatsächlich mal das berühmte Manual (RFM) zur Hand und lese mich mal durch alle Störungsmeldungen; Interessant wird es als bei der Störungsmeldung ‘Dieselzufuhrproblem’ steht, dass zu wenig Öl im Generator ist.... (wieso habe ich dann eine Ölanzeige mit OK) und tatsächlich, der läuft im Moment ohne Öl (resp. eben nicht). Wir geben also ein paar dl Öl nach und siehe da, das Teil schnurrt wieder wie eine Schildkröte (die stossen sehr übrigens sehr interessante Laute aus, wenn man ihnen zu nahe kommt).

Heute verbringen wir auch einen grossen Teil der Zeit damit, das Boot kennenzulernen und die Sicherheitsprozedere durchzudiskutieren. Wir sind ja auf dieser Etappe sehr weit von jeder Hilfe weg, falls was schiefgehen sollte, also vorwiegend auf uns selbst angewiesen (da bin ich natürlich auch froh, eine Ärztin und einen Feuerwehrmann an Bord zu haben).

Am Abend dann Einräumen aller Esswaren, welche sich auf dem Tisch angehäuft haben. Und plötzlich sagt Simone ‘muss dieses Telefon unter dem Tisch und unter allen Flaschen liegen’..... deshalb gibt es heute trotzdem wieder Blogs!

Danach Briefing Meeting und Nachtessen  mit Rangverkündigung (Aranui auf dem 1. Rang für die Etappe von Panama nach Galapagos – mit einem Skipper und zwei hochmotivierten aber segel unerfahrenen Crewmitgliedern – wo man sich fragt, entweder, wie wird da gesegelt oder wie funktioniert das komische Rating?

Eine letzte schaukelnde Nacht unter schönem, windstillem Sternenhimmel vor Anker. Ich freue mich wenn es endlich wieder los geht.