15. Februar 18 – Einklarieren in San Christobal

Niki.schmidt.warc
Fri 16 Feb 2018 18:04

00:53.700N 89:36.800W

Es kommt mir etwas vor wie an einem Rennen, alle haben den Motor an und wollen möglichst schnell im Hafen sein. Der Hauptgrund ist das Ankern und das Einklarieren. Es ist jetzt morgen um 0330 und wir motoren alle der Nordküste von San Christobal entlang. Um uns herum in einem Umkreis von ca 4 Seemeilen sind noch 8 andere ARC Boote – und das nachdem wir während 800 Seemeilen fast nie jemanden gesehen haben. Jetzt sieht man die Positionslichter der Boote kristallklar in der dunklen Nacht. Und jeder möchte noch einen halbwegsguten Ankerplatz. Und alle hoffen natürlich auch, dass sie nicht noch in ein Fischernetz fahren, wie gestern die Ungarn, die dann 5 h mit Losschneiden verbracht haben.

Neben den vielen Vorteilen des ARC (das ist die unterstützende Organisation für diese Weltumseglung – sie nimmt einem so einiges an Papierkram und Einklarierungsproblemen ab) gibt es eben auch diese Nachteile. Alle Boote müssen heute und morgen in San Christobal auf Galapagos einklarieren, und ich nehme nicht an, dass die Galappianer wegen uns mehr Zoll und Immigrationsbeamte stellen in diesen zwei Tagen 😊. Es ist sogar so, dass wir beim Ankern das Dinghy nur brauchen können um den Heckanker auszubringen, falls wir nachweisen, dass es um die Sicherheit des Bootes gegangen ist. Nacher muss das Dinghy wieder blitzschnell auf dem Boot festgezurrt werden. Man darf auch keine fremde Hilfe annehmen z.B. von einem der vielen Wassertaxis, welche gerne helfen würden. Dann wäre man dann ja ‘in Kontakt mit den lokalen Personen gewesen’ bevor man einklariert hat und  das Veterinäramt und die Immigration und der Zoll und die Lebensmittelgesundheitsbehörde ihre Arbeit vollbracht hätten. Wir sind gespannt...

Um 06.49 gehen wir über die Ziellinie. Die letzten Meilen waren allerdings keine Rally mehr, sondern eher ein ‘Slow Down – Take it easy’, weil alle gewartet haben, bis sie bei Tageslicht in die Bucht einlaufen können zum Ankern. Wir kommen in Galapagos an und Ankern (nur mit normalem Anker ohne Heckanker). Es ist eine Stunde früher offenbar, aber unser Natels haben nicht umgestellt...

Wir essen die letzten Yoghurts, damit wir keine fermentierte Milch mehr an Bord haben ...

Und jetzt hat meine Tastatur den Geist aufgegeben, die viele Salzluft tat ihr offenbar nicht so gut. Ich habe glücklicherweise noch eine externe Tastatur, auf der ich jetzt weiterschreiben werde. Man sagt ein PC überlebt auf dem Meer so ca 6-9 Monate. Ich sollte also zumindest wieder mal ein Backup machen....

Wir ankern und zwar nur mit dem Buganker, wie das hier alle machen. Es hat wirklich genügend Platz und demzufolge war die ganze Übung mit Ankerwechseln also unnötig. Zumindest haben wir den schweren Anker jetzt vorne dran, was uns auf der nächsten Insel helfen wird. Also der Anker ist unten und jetzt heisst es warten. Erst müssen der Zoll, die Immigration etc. kommen und erst dann darf man an Land gehen. Wir werden informiert, dass wir ja nicht ins Wasser gehen dürfen. Es ist 35 Grad heiss, windstill, wir sind von Wasser umgeben und dürfen nur auf dem Boot sitzen!!!! Unglaublich..

Um 0800 beginnt dann tatsächlich da Einklarieren. Der Reihe nach, so wie die Boote eingetroffen sind. Wir warten geduldig. Das erste Boot braucht fast 40 Minuten. Erst mal kommen die Taucher und prüfen, ob die Schale unter Wasser perfekt sauber ist. Galapagos will verhindern, dass irgendwas von aussen eingeführt wird, z.B. eine Muschel, eine Alge etc.. Inwieweit sich das wirklich verhindern lässt sei dahingestellt. Vor ein paar Jahren mussten einige Boot nochmls 50 Meilen rausfahren um die Schale zu reinigen (das ist etwa dort, wo wir die Haie gesehen haben....).

Wir warten also geduldig und sollten etwa das sechste Boot sein, nach Einlaufen. Aber niemand kommt zu uns, es scheint wie wenn wir nicht auf der Liste wären. Am Nachmittag kommen Boote an, welche 1 h nach Einlauf einklariert werden. Wir melden uns natürlich über Funk und fragen nach, aber bekommen nur die Antwort, dass wir geduldig sein müssen und die Behörden keine Ratschläge entgegennehmen, wer zuerst dran kommt. Wir warten weiter und sind langsam ziemlich genervt. Um 1530 kommt dann doch noch Hoffnung auf: Die Taucher kommen. Man könnte sich unsere Laune vorstellen, falls diese jetzt tatsächlich noch irgendwo ein Unkraut am Rumpf finden würden. Aber der Taucher taucht auf und gibt ein OK. Ufff......

Wir warten weiter und um 1600 kommen sie tatsächlich auf die Aranui. Erste Frage; ‘wann seid ihr angekommen’ und auf unsere Antwort ein paar erstaunte Gesichter... Aber eben, dass sie heute mindestens schon 10 mal bei uns vorbeigefahren sind mit sturem Blick, das scheint vergessen gegangen zu sein.

Also nun haben wir hier eine Gruppe von 9 Besuchern - darf ich vorstellen: Der im Kampfanzug die Marineinfanterie vertretende Offizier, die Vertreterin des Innenministeriums, der Assistent der Vertreterin des Innenministeriums und zugleich Kakerlaken Experte (er hat einen langen dünnen Staubsauger dabei, mit welchem er in Ritzen hineinreichen kann), der Vertreter der Hafenpolizei, der Hafenkapitän, der Vertreter des Umweltministeriums, eine Person der Agentur, welche das ganze koordiniert, ein Vertreter von Galapagos Green (werimmer das auch sein möge) und dann noch ein Immigrationspolizist (nicht zu vergessen die Taucher, welche das Veterinäramt vertreten haben). Alle sitzen um den Tisch herum draussen (das ist neuer Rekord an diesem Tisch und auch auf der Aranui. Wir sind 12 Personen (zum Glück nicht mehr, sie ist ja nur für 12 zugelassen...). Alle füllen wie wild Formulare aus und schauen Pässe und Dokumente an und amüsieren sich am Nikodemus... Dann muss ich ewa 10 Formulare unterschreiben (alles natürlich auf Spanisch – ich verstehe kein Wort was ich unterschreibe) und bekomme doch immerhin von zweien eine Kopie. Dann die 360$ übergeben und dann kommt noch der Kakerlakenmann runter, schaut sich das ganze 30 Sekunden an und geht wieder rauf!! Also kein Check unten – unsere Freunde von der Alora, denen haben sie jedes Fach aufgemacht und den Gefrierer ausgeräumt etc. Aber... es ist Abend und die wollen alle nach Hause. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei und wir sind offizell einklariert.

So jetzt schnell an Land und unsere Nerven beruhigen. Das ist wirklich das erste mal auf dieser ganzen Reise, wo ich mich ziemlich!!! aufgeregt habe wegen der Desorganisation! Zwei Bier, ein Glas Wein, ein gutes Nachtessen am Meer und die tröstenden Worte anderer Boote (Brigitte auf dem französischen Schiff fand schon eine Stunde eine Zumutung, worauf Denis sie mit den Worten tröstet; Niki wartet schon 7 Stunden...!)  bringen das dann wieder in Ordnung.