14. Februar 18 – Segeln wie man es sich in den Tropen vorstellt – am Äquator !

Niki.schmidt.warc
Thu 15 Feb 2018 00:56

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Heute habe ich trotz Schräglage wirklich gut geschlafen. Da die Aranui ziemlich viele Sprünge machte gestern Abend, hatte ich mich entschlossen zum ersten Mal im Salon im ‘Sarg’ zu schlafen. Man stelle sich eine Bank vor, links mit vielen Fressalien wie Penne, Reis, Zucker, Salz in der Milchpulverbüchse etc., welche eigentlich hinter den Kissen sind (aber die Kissen muss man natürlich wegnehmen, weil es sonst zu eng ist) und rechts begrenzt durch ein sogenanntes Leesegel, welches wir aber aus Stabilitätsgründen durch eine Sperrholzplatte ersetzt haben. Ich habe wunderbar ruhig geschlafen, weil die Bewegungen natürlich viel kleiner sind hier in der Mitte des Bootes (Adi, Hämpe und Martin haben nicht so lange gebraucht um das rauszufinden).

Wir segeln nach wie vor einen Anlieger Richtung Galapagos. Noch etwa 130 Seemeilen.

Wir machen uns also hinter den Hauptjob von heute und das wäre die Anker bereitmachen für morgen Nacht, wenn wir ankommen. Auf der Karte sieht dieser Hafen, resp. diese Ankerbucht ziemlich klein aus für 30 Boote und all diejenigen, welche sonst schon dort sind. Wir können also sicher nicht schwojen (um den Anker drehen), sondern müssen uns tatsächlich vorne und hinten mit einem Anker im Grund fixieren.

Zuerst also den vorderen Anker nach hinten bugsieren. Das geht relativ einfach, sogar der Imbus am Schäkel lässt sich problemlos öffnen. Dann montieren wir am Sturmanker (wie ein Fallschirm) die Kette ab um diese als Gewicht erst an den Anker zu machen vor der Leine, welche dann hinten am Boot angemacht wird (sorry, etwas schwierig zu beschreiben)

Die grössere Aufgabe ist jetzt den grossen Anker aus der Segelstaukammer zu heben, 55kg, und diesen auch richtig ins Wasser zu bringen, ohne, dass er die Bootswand beschädigt. Auch diese Übung geht fast perfekt, bis auf, dass sich der Imbusschlüssel plötzlich selbstständig macht und ich kann bestätigen, er schwimmt nicht. Also gehe ich den Ersatzimbusschlüssel suchen.

Wir montieren die Kette am schweren Anker und lassen diesen an einem Fall über die Reeling ins Wasser hinunter bis er selbstständig hängt. Dann lösen wir die Schlinge vom Anker und er hängt perfekt vor dem Bug. Nun nur noch raufziehen... aber eben, so einfach geht das nicht: just in dem Moment wo er in der Rolle festklemmt, hat er unten an einem Auge (wofür dieses bestimmt ist weiss der Neptun) eingehängt. Er klemmt jetzt also zwischen Rolle und Auge.... Nach ein paar Versuchen bringen wir ihn tatsächlich dorthin, wo wir ihn brauchen. Alles bereit für die Ankernachtübung.

Seit heute morgen stinkt es nach Fisch, wenn man im Cockpit sitzt. Ich habe alle Schoten und Leinen schon zweimal durchgeschaut, aber darin hat sich kein toter Fisch verfangen. Und es stinkt immer mehr. Irgendwann findet Pädi einen getrockneten Calamar just dort, wo die Falle beim Mast in das Deck hineinlaufen. Die Falle und auch der Kanal, kommen dort wieder heraus wo wir sitzen. Es hat sich also ein schöner stinkender Durchzug gebildet....

Heute ist aufräumen angesagt, vor allem müssen wir alles noch entsorgen, bevor wir in die Gewässer von Galapagos kommen. Es darf kein Youghurt, kein Frischkäse, keine Milch etc. an Bord mehr sein. Ich gehe auch alle meine 100 Büchsen (Mehl, Linsen, Reis...) durch um sicherzustellen, dass sich darin kein Leben entwickelt hat. Bin gespannt auf diese Bootsdurchsuchung morgen.

Heute Abend werden wir den Äquator passieren. Vermutlich kurz nach Sonnenuntergang. Eigentlich wollten wir anhalten und über den Äquator schwimmen, aber vor etwa einer Stunde hat jemand (der den Äquator gerade überquert hat) ins Funk geschrien ‘weisser Hai gesichtet’. Ob das nun wahr ist oder nicht sei dahingestellt, aber wir schwimmen auf jeden Fall nicht!

Um 19h15’57 Sekunden ist es dann wirklich soweit – 00: 00. 000’’ /88: 49. 883’’ – wir überqueren den Äquator. Obwohl wir uns vorher lustig gemacht haben über die Symbolik – Es bleibt ja wie bei ‘Neu Jahr’ immer alles beim Alten, ist es trotzdem ein eigenartiges Gefühl, den Äquator zu überqueren. Wir stellen den Motor ab und lassen die ARANUI auslaufen. Sie läuft 120m aus und dann ganz langsam über den Äquator. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen. Die Sonne ist gerade am Horizont hinter den Wolken verschwunden und der Horizont scheint wieder mal zu brennen. ‘Cheers!’ dem G&T und allen die hier virtuell mit uns dabei sein. Auf eine gute Zeit, gute Gesundheit und Zufriedenheit wo immer ihr seid und was immer ihr gerade macht!

Übrigens, das mit den Haien war kein Witz. Wir haben eine Meile vor dem Äquator tatsächlich die furchterregenden Finnen dreier Haie ebenfalls gesehen, etwa 100m neben der ARANUI– und das war vor dem G&T!!

Dann bricht die Nacht herein.

Wir starten den Motor wieder und steuern auf Galapagos zu. St. Cruz ist unser Ziel in 67 Meilen.