12. Februar 18 – Tropische Schau er bei Nacht

Niki.schmidt.warc
Tue 13 Feb 2018 17:13

01:58.660N 84:38.800W

Ja, und dann kam es aber so richtig morgens um 0400. Der Wind frischte auf und zwar plötzlich von Norden, nachdem er den ganzen Tag um Südwesten gependelt hat. Und er kommt mit 20 Knoten. Wir stellen den Motor ab, die Fock raus und segeln mit räumlichem Wind Richtung Galapagos. 7-8 Knoten zeigt das Speedometer an. Und es regnet, aber nicht einfach Regen, sondern es giesst wie aus Kübeln und hört nicht mehr auf. Seit einer Stunde giesst es nur so runter. Ich habe mich in den Saloon verkrochen und stecke die Nase nur raus um ab und zu nach dem Rechten zu sehen, d.h. ob sich ein Schiff nähert, welches auf dem AIS nicht zu sehen ist. Eigentlich sinnlos, denn ich sehe höchstens 20m weit, dann nimmt mir das Wasser vom Himmel die Sicht. Wir fahren also eigentlich im Blindflug (ausser was uns die Instrumente angeben, AIS und Radar). Es ist stockdunkle Nacht. Der Wind lässt etwas nach, aber der Regen bleibt vorerst mal. Ich rolle die Fock ein und die Genua aus, und läuft die Aranui schon wieder mit 8 Knoten.

Ein etwas unerwartetes Erlebnis. Weit draussen auf dem Pazifik und ein 180 Grad Winddreher mit tropischem Schauerregen.

Gestern an der Funkrunde hat Mischief (ein anderes Boot der ARC Flotte) noch erzählt, dass sie nachts plötzlich ein schlecht beleuchtetes Boot längsseits bei sich gehabt hätten morgens um 0200, mit mehreren Leuten drauf. Sie schiene und sprachen Spanisch aber es war unklar was sie wollten, nach kurzer Bemusterung, fuhren sie weiter. Für die Crew ein unheimliches Erlebnis. Vermutlich handelte es sich um ein Fischerboot, welches uns vor den Nezten warnen wollte, die da draussen offenbar rumliegen.

Langsam wird es Tag und ich lege mich noch etwas schlafen. Die Sonne kommt und damit ist auch der Wind wieder weg. Motor an und so wie es aussieht, wird dieser heute den ganzen Tag durch den Ton angeben. An der morgendlichen Funkrunde, hat der Netcontroller (das ist die Person, die jeweils die Runde moderiert – Wetterupdate, Positionsangaben etc.) eine sehr schlechte Idee, nämlich dass jedes Boot für den Abend eine eigene Strophe von ‘What do you do with a drunken sailor’ gedichtet hat. Leider fehlt hier Pius oder Chrigi, die dies ja bestens können, ich zähle mich da eher zu den prosaischen Analphabeten. Meine Frage an meine Crew lässt nicht auf viel Gutes hoffen. 5 Minuten später aber kommt Arjen, mit dem fertigen Song, den ich Euch nicht vorenthalten möchte!

What will you do with a drunken sailor,……., early in the morning

Send him to the Aranui and we will take care, ….., early in the morning

We will feed him eggs and strong expresso, ……., sober he will be! – und wenn ihr das versucht, es geht also tatsächlich mit Reim und Rhytmus!

Mein grösstes Tagesproblem ist also gelöst. Am Abend nur noch vorsingen.

Ich lehne mich über den Tiefkühler und grabe alle Tunafilets raus, die ich finden kann. Mit Limonen, Zitronen, Knoblauch, Zwiebeln, Pfeffer und Salz und gewürfeltem Tuna fülle ich die Gläser und verschliesse diese. Dann 40 Minuten im kochenden Wasser liegen lassen und schon sind wieder 4 Mahlzeiten fertig – und wir haben keinen frischen Tuna mehr an Bord (wegen den Galappagos Behörden).

Abends um 1800 kommt dann langsam der Wind, und zwar von Westen, was natürlich genau gegen uns ist. Also beginnen wir zu Kreuzen (immer 45Grad zum Wind, gegen den Wind Segeln). Wir essen, wie könnte auch anders sein, Thuna an Rahmsauce mit Penne und frischer Ananas (die ist aufgehängt beim Steuer und richt so stark, dass einem jeweils das Wasser im Mund zusammenläuft). Es ist Zeit eine unserer letzten Früchte (wir haben noch grüne Bananen, wo wir wiederum nicht wissen, ob diese je reif werden) zu essen.

Sie Sonne geht schräg vor uns unter und hinterlässt einen glühenden Horizont. Das ganze wäre ja ein wunderschöner Abend, wenn nicht links und rechts davon die Squalls auf uns zukommen würden. Tief hängede, unten scharf abgeschnittene Wolken. Vielleicht schaffen wir es zwischendurch? Aber nein, nichts da. Nach 15 Minuten ist das Abendlühen vorbei, und wir sehen nichts mehr ausser strömendem Regen, inzwischen ist es auch stockdunkel geworden. Der Wind hat leicht zugenommen. Alles ist nass. Zeit zum Schlafen gehen. Pädi ist wieder wohlauf, nachdem es ihm nicht so gut ging in den letzten 24h und er übernimmt die erste Wache.

Ich merke in meiner Koje, dass der Wind zunimmt, weil es mich immer ins Leesegel drückt. Die einzige Lage, die vernünftig ist ist auf dem Rücke zu schlafen. Ich werde rauf und runter geworfen, aber irgendwann schlafe ich ein, nicht bevor ich zuvor noch mein App gestartet habe, welches mich wecken würde, falls jemand reinfallen würde (sobald die bluetooth Distanz über 15 m steigt, würde der Alarm losgehen). Noch ca. 300 sm bis Galapagos.