Webdiary

Lapita-Voyage
Klaus Hympendahl
Sat 24 Jan 2009 03:57
Position: 07° 22' S, 155° 05' E


Vor dem Ziel verhungert...

Seit drei Tagen dümpeln wir vor Mono- und Sterling Island, die zu den
Treasury Isl. gehören, dahin. Genau seit zwei Tagen haben wir keinen Wind.
Die Nacht war für alle eine der fasznierendsten, die jeder für sich, jemals
erlebt hatte. Das Meer war wie ein dunkle Scheibe Glas. Darin spiegelte sich
das Sternenfirmament. So wusste man z., B. nicht steht der Stern sehr tief
am Himmel oder spiegelt er sich. Auch die Lichter von zwei Frachtern waren
erst spät auszumachen. Jeder war aufgewühlt von der Sternendichte und -nähe.
Matt konnte nicht richtig schlafern. Ich war ständig wach. Hannes staunte
nur noch und Nada war sprachlos. Tagsüber zuvor war die Stimmung auf Null.
Keiner konnte bei der Hitze reden, keiner hatte Initiative auch nur das
Notwendigste zu machen. Die Hitze lähmte das Meer, die Segel und die
Menschen.
Ich kramte zum ersten Mal in dieser Nacht mein iPod heraus. Hörte Stücke wie
Suzanne von Leonard Cohen, Beethovens Violinkonzert, Sinatras melancholisch Stücke,
Dann entdeckte ich Stücke von J.J. Cale. Ich habe ein einzigartiges Erlebnis
an seine Musik. Auf einem Männbertörn Anfang der 80er Jahre mit Itze
Stohlmann, Volker Schwarze und dem verstorbenen Ebbi Krüger in der Ägäis
hörte ich J.J., Cale auf einer Nacht-Morgenwache zum erstzen Mal. Damals
noch auf Kassette. Es war eine ähnliche Stimmung, wenig Wind, der
aufkommernde Morgen aus der tiefschwarzen Nacht und dann die ersten
schwarz-grauen Inseln die in der Ferne auftauchten...
Gerade hatte ich das Buch von Henry Miller "Der Koloss von Maroussi"
gelesen. Eine Ode an Griechenland, und besonders an sein Licht. Diesem Licht
"begegnete" ich an diesem frühen Morgen, dem göttlichen Licht Griechenlands.
Und jetzt werde ich emotinal: Dazu gab es als extra Sahne J.J. Cale. Die
Musik passte zur "Götterdämmerun" und machte die Lichtstimmung wie ein Vergrößerungsglas noch
prägnanter. Musik als Katalysator ist ja weiß Gott nichts Neues, aber immer wieder eine Entdeckung.
So ähnlich wares heute Nacht.
Als Nadas Wache um 6 Uhr zu Ende ging, sagte ich ihr, M;att nicht zu wecken.
Es habe keinen Zweck, dass jemand am Ruder steht bei Null Wind. Ich döste
noch ein wenig und verspürte um 7 Uhr angenehme "Kühle". Das spiegelglatte
Wasser kräuselte sich an einigen Stellen. Daraus ist nach 4 Stunden eine
ganze Windstärke geworden = 1 Bft. = ca 3 Knoten Wind (?).Das ist noch nicht einmal eine Damenbrise - Verzeihung an die weiblichen Leser.
Wir haben das kleine Besansegel mit dem großen ausgetauscht, was nur bei
halbem oder wenig Wind funktioniert und segeln mit 2.5 Kn. Richtung Insel.
Als ich letzten Abend den Abstand zur Insel m,it dem GPS maß, hatten wir
einen Abstand von genau 28.45 sm. Heute Morgen waren es 27.99 sm. Und jetzt
haben wir noch 23,56 sm vor uns.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen...ganz, ganz mühsam


K. Hy.